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Luzern

Als Stadtplaner ist Cowboy Billy schier unschlagbar

Billy Schwyzer aus Ebikon könnte vom Stand aus die Rolle in einem Westernfilm spielen. Der 60-jährige Cowboy verrät, warum er nicht in die USA reist, wie man einen runden Geburtstag richtig feiert und was er von Angy Burri gelernt hat.
Billy Schwyzer vermietet ganze Western-Städte. (Bild: Philipp Schmidli, Ebikon, 21. März 2019)

Roger Rüegger

Gewöhnliche Leute vermieten Zimmer oder Wohnungen. Sie bieten eine ganze Westernstadt an – und liefern diese erst noch frei Haus. Ist das nicht etwas gar viel Holz?Billy Schwyzer: Doch, eine ganze Menge. Wenn sie wollen, bringe ich zehn Gebäude zu Ihnen nach Hause.So meint ich es nicht. Das mit dem Platz wäre sowieso etwas knapp. Dennoch, wie muss man sich das vorstellen?Die Gebäude bestehen aus Holzelementen. Fassaden, Seitenwände, Böden und Dächer werden beim Kunden montiert. Das Material transportiere ich mit Lastwagen und Anhänger.Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, Sie schaffen es auch nicht in so kurzer Zeit. Wie lange dauert der Aufbau?Wenn es gut läuft, stelle ich ein Haus an einem Tag auf. Dafür brauche ich vier Leute, die der Kunde zur Verfügung stellt.Das reicht?Nur wenn es vier Gute sind. Ich hatte schon zehn Schlechte, das lief dann nicht so optimal. In solchen Fällen mache ich die Arbeit lieber selber.Sind Sie Zimmermann?Nein, ich lernte Verkäufer bei der Migros. Aber Sie bauen die Häuser der Stadt selber?Ja, alle.Das kann man, wenn man eine Lehre bei der Migros gemacht hat?Ich schon. Danach arbeitete ich bei der Sika und auf dem Bau. Später lernte ich in einer Garage, wie man Autos repariert. Ich schraubte eine Zeit lang an Amerikaner-Autos, auch an ein paar Harley-Motorrädern machte ich mich zu schaffen. Nicht zu vergessen die drei Jahre im Service im Restaurant Fritschi in Luzern. Richtig geschickt bin ich aber im Umgang mit Leder. So habe ich vor der Fasnacht jeweils alle Hände voll zu tun. Ich bin bei der Fasnachtsgruppe Nostradamus im Wagenbau und ich fertige die Lederteile für Kostüme an.Ganz einfach machen Sie mir die Arbeit nicht. Ich versuche, einen roten Faden zu finden – und Sie schiessen in Wild-West-Manier in alle Richtungen.Macht nichts. Ich bewege mich im Leben eben stets von links nach rechts und wieder zurück. Bleiben wir bei der Westernstadt. Warum vermietet einer ganze Häuser und Städte?Die Idee entstand in den 2000er-Jahren. Zu dieser Zeit organisierte ich mit anderen Leuten in Meierskappel das Western Council und das Countryfest. Wir gründeten ein OK und nahmen uns vor, alles selber zu bauen.Sie tragen immer Westenstiefel, Jeans und eine Weste. Cowboy-Style eben. Haben Sie grosse Sehnsucht nach dem Wilden Westen?Nicht unbedingt nach dem Wilden Westen. Es ist die Natur und die raue Wildnis – und der Drang nach Freiheit. Das hat fast jeder. Das findet man auch im Osten, zum Beispiel in Russland. In Osteuropa wurden die Winnetou-Filme gedreht, ist also auch so etwas wie Wilder Westen. Sie treten aber trotzdem wie ein Cowboy auf und nicht wie ein Kosake.Daran ist Stadtindianer Angy Burri schuld. Ich lernte ihn im Café Moc/Holiday in Luzern kennen. Vieles von ihm färbte auf mich ab. Für den Westernball im Casino fertigte er mir einen Revolvergurt an. Ich liess mir dazu ein weisses Gewand schneidern und ging als Buffalo Bill. Von Angy schaute ich auch das Sattlerhandwerk ab und brachte mir das selber bei. Ich habe seit einigen Jahren eine Sattlerei. Das auch noch. Wie gut kannten Sie Angy Burri?Wir sahen uns tagtäglich. Bei seinen Auftritten mit den Apaches war ich eine Zeit lang Roadie mit meinem Cousin Tex. Ich durfte die Boxen für ihn herumtragen. Darauf war ich rüüdig stolz. Angy Burri war der Vorreiter der Western-Szene in der Schweiz. Und er hatte einen Saloon. Bald baute auch ich mein erstes Gebäude.Kann man vom Vermieten von Western-Häusern leben?Mehr schlecht als recht. Nächstens stelle ich meine Westernstadt in Engelberg bei den Karl-May-Freilichtspielen auf. Nebenbei mache ich noch Hausräumungen.Was ist mit dem Countryfest in Meierskappel?Das ist auf Eis gelegt. Wenn ich ein Gelände mit einer Fläche von mindestens 1500 Quadratmetern finde, das mit Strom und Wasser erschlossen ist, könnte ich das Fest wiederaufleben lassen.Vor zehn Jahren haben Sie mir in Meierskappel verraten, dass Sie noch nie in den USA waren, weil Sie nicht gerne fliegen. Haben Sie das Land der Indianer und Cowboys inzwischen bereist?Nein. Alles was ich von dem Land wissen muss, habe ich in Büchern gelesen und in Dokumentarfilmen gesehen. Einmal flog ich nach Südamerika. Das Flugzeug wurde derart durchgeschüttelt, dass sogar das Kabinenpersonal bleich wurde. Da habe ich die Lust am Fliegen verloren.Es gäbe die Möglichkeit, auf der Strasse via Russland über Alaska in die USA zu reisen. Die Bering See zu überqueren, wäre eine Herausforderung. Bis Sie dort sind, steht vielleicht eine Brücke. Wär das nicht ein Trip mit dem Wohnmobil?Ich könnte auch mit dem Schiff den Atlantik zu überqueren.Dazu haben Sie keine Zeit, da Sie in Engelberg eine Stadt bauen müssen. Wobei Sie die ja in zehn Tagen hochziehen. Was machen Sie danach?So einfach gehts nicht. Der Regisseur und der Produzent haben eigene Ideen, wie die einzelnen Gebäude, Requisiten und die Bühne im Detail aussehen müssen. Ich habe genug zu tun.Sie feierten am 24. März den 60. Geburtstag. Stilecht in Ihrem Saloon mit Spiegel hinter dem Tresen, viel Whisky und einer dem Anlass gebührenden Schlägerei?Nicht ganz. Aber das spielt keine Rolle. Schreiben Sie’s so auf.Lieber nicht. Wie war die Feier?Bei mir im Wintergarten – ohne Schlägerei und ohne Whisky.Aber mit Country-Band?Wir haben selber gesungen. Ah, genau. Musik habe ich auch gemacht. Mit acht als jüngster Tambour bei der Harmoniemusik Kriens, später Tanzmusik mit den Big Five am Schlagzeug. Mit Jeff Turner und Marc Storage spielte ich in einem Musical auf der Klewenalp. Ich war der Bösewicht. Wie hiess der schon wieder…? Esch jo gliiich…
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