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Luzern

Als man noch reisen konnte: Alpenquai-Schüler tauchten in das Alltagsleben Bhutans ein

Innerhalb eines interkulturellen Austauschprojekts trat eine Schulklasse der Kantonsschule Alpenquai in Luzern ihren Gegenbesuch nach Bhutan an. Zurück in der Heimat erzählen sie von ihrer Reise.
Die Schulklasse Ethik und Religion in Bhutan. (Bild: Markus Wild, Februar 2020)
Die Bhutanischen und Schweizer Jugendlichen verbrachten auch ihre Freizeit stets zusammen. (Bild: Markus Wild, Februar 2020)

Raissa Bulinsky

Raissa Bulinsky

«Kuzuzangpo» – so begrüsst man sich in Bhutan und so begrüsst mich auch Benno Bühlmann, Lehrer der Kantonsschule Alpenquai, der von einem Austauschprojekt der besonderen Art erzählt. Er und die Schulklasse im Ergänzungsfach Ethik und Religion der Kantonsschule Alpenquai kamen letzten Donnerstag von ihrer Reise im Himalaya-Staat zurück. Die Zeit sei alles andere als eine gewöhnliche Studienreise gewesen. «Wir konnten ins Leben eines bhutanischen Jugendlichen eintauchen», so der Schüler Léon Häselbarth. Denn jeder wohnte bei einer Gastfamilie Zuhause und wurde in ihr tägliches Leben integriert. Anlass dazu war ein interkulturelles Austauschprojekt mit einer Schulklasse der ELC High School in Thimphu, die zuvor bei ihnen in Luzern zu Besuch war.

Ziel des Projekts war es nicht nur, eine andere Kultur und Religion kennen zu lernen, sondern auch Erfahrungen fürs Leben zu sammeln sowie an Reife und Selbstbewusstsein zu gewinnen, wie Lehrer Tommi Mendel erklärt. Mendel, Bühlmann und Kollege Markus Wild initiierten und begleiteten das Projekt, das insgesamt über ein halbes Jahr andauerte. «Trotz der begrenzten Zeit unseres Besuches von knapp zwei Wochen, konnten sowohl die Schüler wie auch wir Lehrer über uns hinauswachsen», so Bühlmann. «Durch das Projekt konnten die Schüler nicht nur auf theoretischer, sondern auch auf menschlicher Ebene sehr viel lernen – und so über stereotype Vorstellungen hinaus denken», schwärmt auch Mendel.

Die Erzählungen der Schüler bestätigen dies allemal. «Wir konnten sehr viel von unserer Zeit in Thimphu mitnehmen, vor allem aber, dass die bhutanischen Jugendlichen nicht viel anders sind als die hiesigen», erzählt Léon. Seine Mitschülerin Nadja Kretschmer bestätigt:

«Ob Bhutaner oder Schweizer, wir sind alle Jugendliche mit den gleichen Problemen und Freuden, die man halt so hat.»

Natürlich habe es auch erkennbare Unterschiede gegeben. So seien die überaus freundlichen und herzlichen Umgangsformen der Bhutaner anfangs sehr überraschend gewesen. Nadja führt ein Beispiel auf: «Gleich am Tag der Ankunft wurde ich auf ein Familienfest mitgenommen. Ich war von der ersten Minute ein Teil der Familie.»

Auch andere Einheimische seien offen und freundlich gewesen und hätten reges Interesse an den Schweizer Exoten gezeigt. So hätten die Schüler bei der Ankunft zurück am Flughafen Zürich gar einen Kulturschock erlebt. Der Umgang des Flughafenpersonals habe im Vergleich zu den Umgangsformen in Bhutan schier kühl und distanziert gewirkt. Léon findet: «Der Kulturschock zurück im eigenen Land bekräftigt, dass wir uns in Thimphu eingelebt und wohl gefühlt haben.»

Die Komfortzone verlassen und zusammenrücken

Doch nicht alle Begegnungen liessen die Glückshormone der Schüler und Lehrer in die Höhe schiessen. Sie seien auch mit Zuständen konfrontiert worden, die sich weit entfernt von den gewohnten Schweizer Standards befanden. «Ich musste meine Komfortzone verlassen und lernte, dass wir in der Schweiz ziemlich privilegiert leben und schätze dies nun sehr», so Léon. Auch Markus Wild erzählt:

«Wir haben nicht nur die schönen Facetten Bhutans kennengelernt.»

So diskutierten die Bhutanischen und Schweizer Schüler auch über kritische Themen wie beispielsweise über Geschlechterrollen oder Vorurteile. Besonders der Besuch in die «Bhutan Kidney Foundation» habe bei der Schulklasse Spuren hinterlassen. Wer auf eine neue Niere angewiesen ist, könne dort unterkommen. Die Bhutaner hätten die Einrichtung sehr gelobt, denn sie stelle einen grossen Fortschritt dar. Doch wider aller Erwartungen der Schüler, seien sie dort Zustände begegnet, die man sich in der Schweiz nicht vorstellen könne. «Es ist schön, dass Menschen in Not eine Anlaufstelle haben. Trotzdem waren wir erschrocken über die dortigen Lebensverhältnisse», schildert Nadja.

Was den Schülern am meisten in Erinnerung bleibe und sie ein Leben lang begleiten würde, seien die neu gewonnenen Freundschaften. Nadja erzählt: «Wir sind uns in der kurzen Zeit sehr nahegekommen und sind dankbar dafür.» Dementsprechend wurde beim Abschied die ein oder andere Träne vergossen.

In der untenstehenden Bildergalerie und im Video sind weitere Impressionen des interkulturellen Austauschprojekts zu sehen:

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