Lukas Nussbaumer
Sie sind bald 74 und treten im Juni eine weitere Legislatur als ältester Kantonsrat an. Verleidet Ihnen die Politik nie?Nein, Politik hat mich schon immer fasziniert. Sie macht mir heute, wo ich mehr Zeit dafür habe als während der Tätigkeit als Arzt, noch mehr Spass als früher.Der Altersunterschied zwischen Ihnen und den jüngsten Kantonsräten beträgt mehr als 50 Jahre. Ein Problem?Überhaupt nicht. Bis jetzt stellte unsere Fraktion mit Marcel Zimmermann das jüngste Mitglied, und die Zusammenarbeit mit ihm war super. Ich schätze den Austausch mit den Jungen sehr. Sie sind besser informiert und ausgebildet als früher. Ich bin deshalb gespannt auf die Diskussionen mit den Jungen Grünen.Sie wurden am Sonntag mit dem besten Resultat auf der SVP-Liste im Wahlkreis Luzern Land gewählt. Andere Urgesteine wie Ihr Parteikollege Guido Müller wurden abgewählt. Wie erklären Sie sich Ihr gutes Ergebnis?Ich habe schon immer vordere Ränge belegt. Wohl deshalb, weil ich in Kriens sehr bekannt bin – und aktuell auch wegen meines Engagements beim Autobahnprojekt Bypass.Sie holen auch Stimmen aus Kreisen, die nicht SVP wählen – obwohl sie andere Parteien ab und zu hart kritisieren, so 2011 bei Ihrer Rede als Alterspräsident des Kantonsrats.Da habe ich aber Recht bekommen. Den Grünen und der GLP habe ich eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt, der CVP und der FDP Verluste.Sie vergessen die SVP, die Sie damals über den grünen Klee gelobt haben – und die jetzt Wahl für Wahl verliert.Wie nachhaltig der Einbruch ist, werden wir sehen. Dass er irgendwann kommt, war klar, denn wir haben in den letzten 20 Jahren ja so viel gewonnen. Acht Jahre im Voraus zu sagen, wann Verluste eintreten, kann niemand. Doch das ist das gute an unserer Demokratie: Es wird nie die totale Überflieger-Partei geben.Hätten Sie als ehemaliger Strategiechef einen anderen Wahlkampf geführt als die jetzige Parteispitze?Ich sehe nicht, was man anders hätte machen können. Die grossen Themen werden auf nationaler Ebene gesetzt, nicht bei uns.Sie sprechen die Klimadebatte an, auf welche die SVP nicht reagiert hat.Da hätte man kommunikativ vielleicht etwas besser arbeiten können. Aber ein kurzfristiges Aufspringen auf den Klima-Zug kam für uns nicht in Frage. Wenn man die FDP-Resultate betrachtet, war das ja auch kontraproduktiv.Aber das Thema beschäftigt die Leute offensichtlich stark.
«Das ist logisch, das Klima ist für alle Menschen das gleiche Problem. Egal, welcher Partei sie angehören. Die Frage ist nur, wie man das Problem angeht.»
Sagen Sie es.Es ist einfach, als Jugendliche mit Transparenten auf die Strasse zu gehen. Wobei ich das nicht verurteile, die Jugend soll ihre Unbeschwertheit bewahren. Doch die Umsetzung ist dann eine ganz andere Sache. Wir plädieren für kleine Schritte. Die Massnahmen müssen wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen und dürfen unsere Lebensweise nicht zu stark beeinträchtigen. Sonst sind sie politisch nicht durchsetzbar.Nicht durchsetzen konnten sich im ersten Wahlgang der Regierungsratswahlen Ihr Parteikollege Paul Winiker und der parteilose Marcel Schwerzmann. Soll die SVP Schwerzmann unterstützen?Ja. Er ist ein hoch qualifizierter Fachmann und gradlinig. Er hat die Finanzen im Griff, der Kanton Luzern hat die Talsohle durchschritten und entwickelt sich positiv. Die Tiefsteuerpolitik trägt Früchte.Sie haben 2002 mit einer Initiative dafür gesorgt, dass die Regierung von sieben auf fünf Mitglieder reduziert wurde. Andere Kantone wie Zug sehen davon ab und argumentieren, die Aufgaben eines Regierungsrats würden immer komplexer.Ich wollte ein agileres Gremium. Je grösser eine Exekutive ist, desto schwerfälliger agiert sie. Und fragen Sie einmal einen der amtierenden Regierungsräte: Es gibt kaum einen, der zwei Mitglieder mehr möchte.Sie kandidierten 2003 für die fünfköpfige Regierung und scheiterten. Mit sieben Mitgliedern hätten Sie die Wahl wohl geschafft.Persönliche Interessen standen bei der Initiative hinten an. Und meine Nichtwahl ist nur eine kleine Fussnote in der Geschichte der Luzerner Regierungsratswahlen.