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Luzern

Adligenswil will «kinderfreundliche Gemeinde» werden – wie bereits zahlreiche andere im Kanton Luzern

Mittels eines Unicef-Labels will die Gemeinde Adligenswil für Familien attraktiver werden. Dieses ist im Kanton Luzern so stark verbreitet wie sonst nirgends in der Schweiz.
Ferdinand Huber. (Bild: PD)

Hugo Bischof

Hugo Bischof

In Adligenswil sollen die Kinderrechte gestärkt werden. Der Gemeinderat strebt deshalb das von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, seit 2006 verliehene Label «kinderfreundliche Gemeinde» an. Zusammen mit Unicef sei im Herbst 2021 eine Standortbestimmung erfolgt, schreibt der Gemeinderat im Newsletter – «mit der erfreulichen Erkenntnis, dass Adligenswil bereits sehr viel für Kinder tut».

Um das Label zu erhalten, wird ein Massnahmenplan erarbeitet. Dazu wird unter anderem am 14. Mai unter der Federführung der Offenen Kinder- und Jugendanimation Adligenswil ein Jugendmitwirkungstag mit Workshops stattfinden, in denen Kinder und Jugendliche ihre Visionen und Ideen einbringen können. Ziel des Gemeinderats ist, das Label innert einem Jahr zu erreichen. Danach muss der Massnahmenplan in vier Jahren umgesetzt werden, bevor das Label rezertifiziert und weitere Massnahmen definiert werden können.

Jugendanimation und Elternberatung

«Adligenswil bietet nebst aktiver Kinder- und Jugendanimation auch professionelle Beratung von Eltern und die Betreuung von Kindern an», sagt Sozialvorsteher Ferdinand Huber (SVP). «Es ist uns äusserst wichtig, über diese zeitgemässen und guten Angebote auch kommunizieren zu können. Das Label ‹kinderfreundliche Gemeinde› dient uns dabei als geeignetes Instrument. Es unterstützt unsere Bemühungen und macht unser Engagement für alle sichtbar.»

Gemeinderat Huber betont: «Adligenswil war schon immer ein familienfreundliches Dorf, und wir unternehmen jetzt schon viel zur Attraktivitätssteigerung für Familien.» Diese Bestrebungen sollen intensiviert werden, auch vor dem Hintergrund, dass Adligenswil nach wie vor einen überdurchschnittlich hohen Bevölkerungsanteil von Personen über 65 Jahren aufweist. Huber betont:

«Mit den hervorragenden Schulen, den verkehrsberuhigten Quartieren und dem hohen Erholungswert ist Adligenswil prädestiniert für Familien.»

Auch das sehr aktive Vereinsleben präge Adligenswil. Die Gemeinde investiere zurzeit in einen attraktiven Schulraum und wolle zudem mit der aktuell laufenden Ortsplanung die hohe Lebensqualität weiterhin erhalten. «Die Bautätigkeit nimmt bereits zu», sagt Huber. «Wir gehen davon aus, dass in die neuen Überbauungen vermehrt wieder Familien mit Kindern nach Adligenswil ziehen werden.»

Zahlreiche Luzerner Gemeinden gelten als kinderfreundlich

Zurzeit tragen 48 Gemeinden in der Schweiz das Label «kinderfreundliche Gemeinde». 30 davon sind mindestens einmal rezertifiziert, haben also zusätzliche Massnahmen beschlossen. Im Kanton Luzern erhielten bisher zehn Gemeinden das Label: Die erste Stufe des Prozesses bewältigt haben Knutwil, Kriens, Luzern, Menznau, Neuenkirch, Sursee und Wolhusen. Einmal rezertifiziert sind Hitzkirch und Triengen. Zweimal rezertifiziert ist Wauwil. Diese Gemeinde wurde 2009 als schweizweit erste mit dem Label ausgezeichnet. In Wauwil wurden aufgrund von Inputs von Kindern unter anderem ein Beachvolleyballfeld gebaut und beim Schulhaus Schliessfächer installiert. Zudem konnten Jugendliche an der Neugestaltung des Pausenplatzes partizipieren und teilweise die Farbgebungen beim Schulhausneubau mitbestimmen. Ausserdem gibt es auf allen Stufen einen Schülerrat. In der Zentralschweiz hat sonst nur noch Zug das Label «kinderfreundliche Gemeinde».

Dass der Kanton Luzern mit zehn Gemeinden schweizweit Spitzenreiter ist, liege unter anderem daran, dass der Kanton die Gemeinden im Rahmen des Prozesses unterstütze, sagt Unicef-Sprecher Jürg Keim. Je nach Gemeindegrösse betragen die Kosten für den Labelprozess zwischen 10'000 und 20'000 Franken. Der Kanton Luzern übernimmt momentan 70 Prozent dieser Kosten. Vor dem Labelprozess findet eine Standortbestimmung statt, die 2000 Franken kostet. Auch hier beteiligt sich der Kanton mit 70 Prozent.

Kriens will attraktiv sein für zuziehende Familien

Die Stadt Kriens erhielt das Label 2019. Schwerpunkte im Aktionsplan sind das Spielplatzkonzept für die Freiräume, das Frühförderkonzept im Vorschulalter und eine Strategie für Kinder- und Jugendräte. «Kriens wächst – das zeigen die aktuellen Bevölkerungszahlen», heisst es im Strategiepapier. «Damit kommen auch viele Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern nach Kriens. Diesen zukünftigen Generationen will Kriens bewusst einen kindergerechten Lebensraum bieten.» Kriens ist zurzeit mit einer Arbeitsgruppe unterwegs mit dem Ziel, dass das Label 2023 rezertifiziert werden kann. «Der Fokus der kommenden Ziele wird dabei auf den Blickwinkel der Kinder und Jugendlichen gelegt», sagt Kurt von Rotz, Ressortleiter Kind, Jugend und Familie der Stadt Kriens.

Stadt Luzern: Grün- und Freiräume, Tempo-30-Zonen

Die Stadt Luzern erhielt das Label Ende 2020. Sie hat einen Plan mit 22 Massnahmen erarbeitet, darunter die Schaffung qualitativer Grün- und Freiräume. Auch soll die Verkehrssicherheit in der Stadt optimiert werden, etwa mit Tempo 30 sowie sicherungstechnischen Sanierungen von Fussgängerstreifen und der Überarbeitung der Richtpläne für den Fuss- und Veloverkehr. «Die 22 Massnahmen werden laufend umgesetzt», sagt Roger Häfeli, Bereichsleiter Kinder- und Jugendförderung der Stadt Luzern. «Grundsätzlich ist es das Ziel, sie während der auf vier Jahre befristeten Laufzeit des Labels umzusetzen. Einige Massnahmen sind schon sehr weit fortgeschritten, andere Massnahmen befinden sich noch in der Planung.» Einen ersten Zwischenbericht zum Status der Massnahmen zuhanden von Unicef verfasst die Stadt Luzern im Herbst 2022, eine Rezertifizierung ist ab 2024 möglich.

Emmen hat das Anliegen wieder aufgenommen

In Emmen lehnte der Einwohnerrat 2017 Bestrebungen zur Erlangung des Labels «kinderfreundliche Gemeinde» aufgrund der angespannten Finanzlage ab. Der Gemeinderat hat das Anliegen in sein Legislaturprogramm 2020–2024 wieder aufgenommen. «Ob und wann es umgesetzt werden kann, ist noch offen», sagt Jürgen Feigel, Leiter Bereich Gesellschaft der Gemeinde Emmen.

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