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Zug

Abtretender Rektor des GIBZ: «Wann immer etwas schiefging, habe ich gelernt»

Zwölf Jahre lang war Beat Wenger Rektor des Gewerblich-industriellen Bildungszentrums Zug (GIBZ), im Sommer wird er pensioniert. Im Rückblick erzählt er von Erfolgen und dem Aufbau der Schreiner Technikerschule.
Beat Wenger, langjähriger Rektor des GIBZ, geht im August in Pension. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 5. März 2021) )
Als Rektor hat Beat Wenger viel Zeit im GIBZ verbracht.  (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 5. März 2021) )
Seine Arbeit hat ihm grosse Freude bereitet.  (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 5. März 2021) )

Vanessa Varisco

Vanessa Varisco

Vanessa Varisco

Die Leidenschaft fehlt ihm nicht: Beat Wenger, Rektor des Gewerblich-industriellen Bildungszentrums Zug (GIBZ), versprüht grosse Begeisterung, spricht er von seiner Arbeit. Im Sommer wird er pensioniert. Seit zwölf Jahren ist er Rektor, doch seine Tätigkeit an der Schule begann schon viel früher. In den späten 1990er-Jahren hat er die Schreiner Technikerschule (STZ), die in 2007 in die Höhere Fachschule für Technik und Gestaltung (HFTG) umgewandelt wurde, aufgebaut. «Eine wunderbare Aufgabe, die allerdings viel gefordert hat», blickt er zurück. Er ergänzt:

«Für die Gestaltung im Schreinergewerbe gab es damals keine Vorlage, wir mussten eine komplette Neuentwicklung erarbeiten.»

Doch genau das gefiel Beat Wenger: das selbstständige Schaffen neuer Ideen. Wobei er auf viel Vertrauen zählen durfte: «Das Vertrauen, welches die Volkswirtschaftsdirektion mir entgegenbrachte, schätze ich sehr. Es hat uns Entwicklungen vereinfacht, da wir in unserem Wirken gestärkt wurden.»

Lernen soll individueller werden

Das gilt auch für seine Zeit im Rektoramt. Denn Veränderungen galt es einige anzupacken. Wieso? «Wegen der engen Verwebung von Bildung und Wirtschaft», antwortet Wenger. «Am GIBZ bilden wir junge Menschen aus, wobei ich die Bedürfnisse in der Wirtschaft berücksichtigen muss.» Deshalb pflegte er den Kontakt zu den Betrieben, schaute vorbei und machte sich vor Ort ein Bild. Den Austausch mit der Wirtschaft bezeichnet er denn auch als ausgezeichnet. Nicht zuletzt deshalb, weil Zug ein kleiner Kanton ist, die Wege kurz und die Nähe gross.

Ideen aus dem Austausch nahm er mit an die Schule. Konkrete Veränderungen machte er beispielsweise durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung aus. Ihnen musste mehr Platz eingeräumt werden:

«Durch die Digitalisierung verändern sich die Berufe oder sie fallen weg. Als bildende Institution müssen wir auch Wege finden, Menschen so umzuschulen, dass sie ihre Fähigkeiten weiter nutzen können – nur eben in einem anderen Feld.»

Ein bedeutendes Thema ist deshalb die individuelle Förderung. Ein Lehrplan wird nicht mehr über eine ganze Klasse gestülpt, vielmehr soll er beispielsweise modular aufgebaut werden. Was mehr Flexibilität ermöglicht für die Lernenden, aber auch für die Schule um einiges herausfordernder sei, weiss Beat Wenger.

Das individuelle Lernen ist keine Zukunftsmusik und wird nicht bloss seinen Nachfolger beschäftigen. In den vergangenen zwölf Jahren war dies ein Thema, dem er als Rektor viel Zeit gewidmet hat. In den Gesundheitsberufen etwa wurde das modulare Lernen im Rahmen der Anerkennung oder Umwandlung von praktischer Berufserfahrung in schulische Lernleistungen aufgebaut und gestärkt. In Zukunft soll das auf weitere Berufsfelder ausgeweitet werden, ist Wenger überzeugt.

Zusammenführen und zusammen führen

Dabei nicht zu vergessen ist die Grösse des Zentrums: 28 Berufe werden dort ausgebildet. Eine Herkulesaufgabe, alles im Blick zu behalten. Beat Wenger aber sah weniger die Probleme, als dass er Lösungen suchte. Überhaupt scheint er seinem Beruf gegenüber sehr positiv eingestellt. «Alle Projekte, die ich in den letzten Jahren angegangen habe, sehe ich als schöne Erfolge.» Er betrachtet die Leitung einer Schule nicht als Ein-Mann-Show. «Mir ging es immer um das Zusammenführen und das zusammen Führen», beschreibt er seine Aufgabe.

Zusammenführen; das betrifft das erwähnte Abstimmen der Bedürfnisse der Wirtschaft, Lehrerschaft und die Ausbildung der Lernenden. Das zusammen Führen bezieht er auf die gemeinsame Führung einer Schule. Sprich: Beat Wenger wollte seine Berufskollegen an der Schule einbeziehen und offen bleiben für deren Ideen. «Wir haben ausgezeichnete Lehrer an dieser Schule, die sehr nahe an den Lernenden sind», so Wenger. Auch er selbst fühlte den Puls bei den Lehrpersonen wie Lernenden und als seine grösste Freude benennt er: «Wenn ich eine Lehrperson, eine Mitarbeitende der Verwaltung oder einen Lernenden motivieren kann, und diese einen Erfolg verbuchen können.» Und dafür hat er alle Ressourcen genutzt, die ihm zur Verfügung standen.

Nach Rückschlägen gefragt, antwortet er:

«Wann immer etwas schiefging, habe ich gelernt. So haben die Projekte keinen Schiffbruch erlitten, sondern wurden weiterentwickelt.»

Die Herkulesaufgaben lässt er nun sein

Die Leidenschaft für seinen Beruf hat viel Zeit in Anspruch genommen, die er gerne aufgewendet hat. Nicht selten kam es vor, dass er auch am Wochenende in seinem Büro sass. Seine Frau sass ebenfalls dabei und las, sodass er sich nicht grämen müsste, von zu Hause wegzubleiben. Mit ihr will er ab dem Sommer wieder mehr Zeit verbringen. Mindestens drei Monate lang will er sich eine Auszeit gönnen. «Vielleicht auch mehr.»

Da er nach wie vor begeistert von seinem Beruf ist, will er sein Wissen anschliessend weitergeben. Wie genau steht noch nicht fest, er kann sich gut vorstellen, eine beratende Funktion einzunehmen. «Ich weiss, dass ich keine Herkulesaufgaben mehr stemmen muss und freue mich deshalb, kleinere Aufgaben annehmen zu können.»

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