notifications
Luzern

Absolventin des Passerellen-Lehrgangs: Angela Vidoni wurde von der Kanti-Abbrecherin zur Studentin

Vergangene Woche feierten die 103 Absolventinnen und Absolventen des Passerellen-Lehrgangs ihren Abschluss. Eine war Angela Vidoni.
Angela Vidoni hat die Erwachsenenmaturitäts -Schule absolviert. 
(Bild: Eveline Beerkircher (Hochdorf, 28. August 2020))

Natalie Ehrenzweig

Nach den ersten drei Jahren an der Kantonsschule hatte Angela Vidoni die Nase voll von der Schule. Die Hochdorferin bricht die Schule ab und möchte lieber eine Berufslehre machen. «Ich ging zum Berufsberater, der mich nach meinen Stärken und Schwächen befragte. Fast schon im Ausschlussverfahren sind wir dann auf Gebäudetechnikplanerin gekommen», erzählt die heute 20-Jährige schmunzelnd. Das Planerische und zu sehen, wie das, was sie plant, umgesetzt wird, habe ihr besonders gefallen.

In der Lehre, als die Mathi anspruchsvoller wurde, sei ihr der Knopf aufgegangen. «Trotzdem habe ich rasch bemerkt, dass ich nicht mein ganzes Leben lang Gebäudetechnikplanerin sein möchte – auch wenn mir die Lehre gefallen hat», betont sie. Da sie die Berufsmatura 3+ gemacht hat, absolvierte sie nach dem Lehrabschluss 2018 noch einen Schulblock. Bei der nächsten Gelegenheit stieg sie in den Passerellen-Lehrgang ein.

Der einjährige Lehrgang ist der Maturitätsschule für Erwachsene in Luzern Reussbühl angegliedert und hat dieses Jahr 103 Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht. Die Schule feiert dieses Jahr das 30-jährige Bestehen.

«Ich habe die Schule vermisst»

Dass Angela Vidoni die Kantonsschule erst abgebrochen hat und dann nach der Lehre die Matura nachholen musste, hat sie nicht bereut:

«Ich weiss nicht, ob ich zur gleichen Person geworden wäre, wenn ich an der Kanti geblieben wäre. Es tat mir gut, in die Berufswelt einzutauchen, Geld zu verdienen. Dass ich dabei meist die einzige Frau war, hat mich nicht interessiert.»

Wieder die Schulbank zu drücken, das hat Angela Vidoni keine Mühe gemacht. Im Gegenteil: «Ich habe die Schule vermisst und bemerkt, dass ich gern zur Schule gehe.» Das Jahr hat denn auch viel von ihr abverlangt – auch, weil sie hohe Ansprüche an sich hatte. «Ich wollte da nicht nur mit einer 4 durchschlittern. Deshalb habe ich neben dem Unterricht und dem Selbststudium nur 20 Prozent gearbeitet», erläutert die 20-Jährige.

Ihre Mitstudierenden waren alle ungefähr im gleichen Alter. Das sei aber nicht so relevant gewesen, weil die meiste Zeit sowieso im Selbststudium gearbeitet werde, auch ohne Coronamassnahmen. «Ich hatte durchaus einen Vorteil in den technischen Fächern wie Mathematik oder Physik, da war der Stoff für mich Repetition», sagt Angela Vidoni. Dafür habe sie mehr in Biologie oder Geografie investieren müssen: «Konzepte verstehen liegt mir mehr als Begriffe auswendig lernen.»

Jetzt geht’s an die ETH

Wenn Angela Vidoni nicht lernt, spielt sie in einer Guggenmusig mit. Ihr Hobby blieb im Passerelle-Jahr aber auf der Strecke. «Ich wollte das Jahr auf keinen Fall wiederholen müssen und hab deshalb Vollgas gegeben», erklärt sie. Dabei habe sie das Abschalten durchaus vermisst. Auch die Situation mit den Coronamassnahmen hat nicht unbedingt zum entspannten Arbeiten beigetragen: «Mir hat die Bibliothek sehr gefehlt. Ich lerne gut in dieser Atmosphäre.» Weil es keinen Präsenzunterricht mehr gab, habe sie dann halt nur noch allein daheim vor dem PC studiert.

Doch nun ist das Jahr geschafft. Angela Vidoni wird die kurzen Ferien nutzen, um nach Zürich in eine WG zu ziehen. Gleichzeitig wie ihr jüngerer Bruder fängt sie an der ETH ihr Studium an. Sie freut sich, die Mathematik anzuwenden, und hofft, das Universum dann besser zu verstehen. «Ich kann mir vorstellen, in die Forschung zu gehen oder zu unterrichten. Ausserdem gibt es sehr viele Spezialisierungsmöglichkeiten, die ich wohl erst während der Ausbildung kennen lerne», freut sie sich. Der jüngere Bruder werde Maschinenbau studieren: «Notenkonkurrenz gab es bei uns bisher nicht», meint sie lachend.

Die Namen:

Kommentare (0)