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Uri

Abrahams lange Leidensgeschichte von Seelisberg: Ein kulturhistorisches Kleinod wird zum Leben erweckt

Ein dem Abraham gewidmetes Bildstöcklein in Seelisberg fristet ein trauriges Dasein. Nun soll es wieder zum alten Glanz zurückkehren.

Das Bildstöcklein liegt direkt am Eingang zur Liegenschaft Beroldingen.
Bild: Bild: Christoph Näpflin (Seelisberg, 22. September 2022)

Die Urner Aristokratenfamilie von Beroldingen bei Seelisberg hatte im Mittelalter viel Einfluss über die Landesgrenzen hinaus. Deren Vertreter bekleideten mehrmals das Amt des Landammans in Uri, kämpften als Söldner in zahlreichen Schlachten und unternahmen Pilgerfahrten bis ins Heilige Land.

Als Erinnerung an die Pilgerfahrt zum Heiligen Grab von 1518 sowie im Andenken an die Sixtinische Kapelle in Rom, wo Josue von Beroldingen von Papst Paul II. den Ritterschlag erhalten hatte, baute dieser 1546 direkt ans Schloss Beroldingen die heutige Laurentiuskapelle. Es liegt nahe, dass Josue von Beroldingen direkt am Eingang zu den Gemarken der Liegenschaft ein Bildstöcklein errichten liess und dieses in Erinnerung an seine Jerusalem-Eindrücke dem Abraham gewidmet hat. Das gemalte Bild im Innern vom Bildstock zeigte Abraham und Isaak, welche zum Opfer zum Berg Moria hinaufsteigen.

Eine kaum endende Leidensgeschichte

Jahrhundertelang haben Wanderer, Boten, Händler und Reisende auf dem alten Gotthardweg von Stans über Seelisberg ins Urnerland das Bildstöcklein «Abraham» passiert. Dieses ursprüngliche Wahrzeichen ging im Laufe der Jahrhunderte jedoch verloren oder wurde gestohlen. 1950 erwähnte Dr. Eduard Wymann in einer Broschüre, dass seit ungefähr 1900 als Ersatz für das verschwundene Abrahambild ein neues Ölgemälde von passender Grösse, das in der Pfarrkirche von Bauen gefunden worden sei, diesen Platz eingenommen habe.

Abraham Seelisberg, eine Bildtafel zeigt Abraham und ein Engel im Innern vom Bildstock
Bild: Bild: Christoph Näpflin (Seelisberg, 22. September 2022)

Offenbar überdauerte auch dieses Bild die Zeit nicht und so war der Platz im Bildstöckli abermals verwaist. Vor ein paar Jahren ersetzte der Kirchenrat von Seelisberg den leeren Platz mit einer Tafel, welche Abraham darstellt, der von einem Engel an der Tötung seines Sohnes gehindert wird. Im Jahr 2020 wurde dann auf dem Dachboden vom Schloss Beroldingen ein Duplikat vom verschwundenen Gemälde gefunden, das jedoch nicht die gleiche Masse wie das Original aufweist.

Aus dem Dornröschenschlaf erwecken

Eigentlich hätte im Jahre 1968 das heute fast 500-jährige Bildstöcklein im kantonalen Schutzverzeichnis aufgenommen werden sollen. Diese Aufnahme ist jedoch an der nicht eindeutig festgehalten Besitzerfrage gescheitert. Heute hingegen ist klar, dass das «Fideikomiss Beroldingen», welches das Anwesen von Beroldingen verwaltet, Besitzer ist. Das Bildstöcklein, das sogar in Seelisberg kaum mehr bekannt ist, fristet seit dem einen Dornröschenschlaf, vor allem als auch noch der Wanderweg nach Bauen verlegt worden ist, weg vom Bildstöcklein.

Das Bildstöcklein Abraham soll wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden.
Bild: Bild: Christoph Näpflin (Seelisberg, 22. September 2022)

Einige Privatpersonen aus Seelisberg bemühen sich nun darum, dass das Bildstöcklein wieder seinen verdienten Platz und Wert erhalten darf. Sie planen es in Stand zustellen und versuchen, dass die vergebliche Aufnahme ins Schutzverzeichnis von Uri aus dem Jahr 1968 nun nachgeholt werden kann. Diesem Vorgehen steht von Seiten von dem «Fideikomiss Beroldingen», der Besitzerin, ebenfalls nichts im Wege.

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