Vanessa Varisco
Laden Bildungs- und Gesundheitsdirektion zur Medienkonferenz, so werden seit Ausbruch der Pandemie meist Coronamassnahmen an Schulen verkündet. So war es denn auch am Mittwochmorgen, 24. März. Bekanntgabe: Die Spucktests werden auf die Primarstufe ausgeweitet. Neu sollen ab Montag nach der Karwoche alle Schüler ab der 4. Klasse wöchentlich selbst eine Spuckprobe abgeben. Ausserdem auch alle erwachsenen Personen in deren Bildungsumfeld, sprich Lehrerinnen, Hausmeister und Betreuer, die im schulergänzenden Programm Kontakt mit den Kindern haben.
«Für die 1. bis 3. Klasse wären Reihentests nicht verhältnismässig», zeigt sich Bildungsdirektor Stephan Schleiss überzeugt. Ausserdem stecken logistische Überlegungen dahinter. Der Aufwand würde massgeblich steigen, würde man 1. bis 3. Klassen ebenfalls systematisch testen.
Gründe für diese Massnahmen gibt es verschiedene. Einen Epidemiologischen erläutert Kantonsarzt Rudolf Hauri: «Rund 13 Prozent der Coronafälle im Kanton betreffen Bildungsinstitutionen, 8 Prozent kommen aus den Primarstufen.» Kinder der Primarstufe sind damit häufiger Träger als jene der Oberstufe. Ausserdem stehen Kinder der unteren Stufen in näherem Kontakt mit dem familiären Umfeld, was eine Ansteckung wahrscheinlicher macht. «Die Reihentests sind ein sehr einfaches und effektives Mittel, um Infektionsketten zu unterbrechen», betont Hauri. Das bestätigt auch Schleiss:
«Bei den Spucktest ging es uns nie darum, möglichst viele Ansteckungen zu entdecken, sondern Infektionsketten zu unterbrechen.»
Von Erfolg an Sekundarstufe bestärkt
Was gelungen ist, wie die Verantwortlichen untermauern. Seit den Sportferien mussten auf der Oberstufe der gemeindlichen Schulen, Privat- und Sonderschulen sowie an den kantonalen Mittelschulen keine Klassen geschlossen werden. Denn wer an den Reihentests teilnimmt, ist von der Pflicht, sich in Quarantäne zu begeben, ausgenommen. «Damit konnte das Ziel, einen möglichst ungestörten Präsenzunterricht zu gewährleisten, auf der Sekundarstufe erreicht werden», so Schleiss.
Als Nebeneffekt sind auf dieser Stufe zum Beispiel auch Berufswahlveranstaltungen wieder möglich. Und obwohl sich zu Beginn Eltern gegen die Spucktests aussprachen, ist die Teilnahmequote hoch: 99 Prozent der Schüler geben Spuckproben ab. Die Möglichkeit, sich von den Tests dispensieren zu lassen, nutzt damit nur 1 Prozent. «Das zeigt, dass die Reihentests einem Bedürfnis entsprechen», ist der Bildungsdirektor überzeugt.
Tests sind auch auf Primarstufe obligatorisch
Diese Erfolge bewegten Bildungs- und Gesundheitsdirektion dazu, die Massnahmen an Schulen weiter auszudehnen. Denn die Situation in Primarklassen ist weitaus weniger rosig als die in den Sekundarstufen.
So wurde allein in der letzten Woche (Kalenderwoche 11) bei 35 Schülerinnen und Schülern der Primar- und der Kindergartenstufe eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Seit dem Schulbeginn nach den Sportferien mussten 105 Schülerinnen und Schüler dieser Schulstufen in Quarantäne geschickt werden. Insgesamt wurden fünf Klassen in Quarantäne geschickt. «Isolationen und Quarantäne stören den Schulbetrieb, das ist längst bekannt. Mit Reihentests kann das verhindert werden», so Schleiss.
Gleich wie auf der Sekundarstufe werden die Tests auch in Primarklassen obligatorisch sein. Eine Dispens kann aber auf dieser Stufe ebenfalls eingereicht werden. Auf Sekundarstufe wurde dieses Mittel gemäss Schleiss teils genutzt, weil die Eltern eine impfkritische Haltung zeigten und Spucktests als Vorstufe für einen Impfzwang werteten oder weil man generell staatskritisch eingestellt war und befürchtete, die Regierung würde mit den Resultaten der Tests Massnahmen legitimieren.
Weiterhin keine Maskenpflicht
Über die Effektivität der Massnahmen soll vor den Frühlingsferien ein erstes Mal Bilanz gezogen werden. Ziel bleibe, die Schulen offen und die Infektionsrate tief zu halten, so Schleiss. Ausserdem kann durch Reihentests auf der Primarstufe weiterhin von einer Maskenpflicht abgesehen werden.