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Obwalden

200 Bäume erinnern an Kirchenjubiläum

Forstbetrieb und Kirche schaffen ein bleibendes Werk zur 200-Jahr-Feier der Alpnacher Pfarrkirche.
Schülerinnen pflanzen eine junge Eiche. (Bild: Felix Koch/PD (Alpnach, 26. März 2021))
Ein Mitarbeiter des Forstbetriebs begrüsst die Schülerinnen und Schüler.  (Bild: Felix Koch/PD (Alpnach, 26. März 2021))

Markus Villiger

Markus Villiger

Mehrere tausend Kubikmeter Wald wurden für den Bau und die Finanzierung der Pfarrkirche vor mehr als 200 Jahren gerodet. Vor allem in der Region Luchetschwand, oberhalb vom Alpeli wurden viele Bäume abgeholzt. Dieses Gebiet wird heute noch als «Chiläschläif» bezeichnet. Nach einer Schätzung wurde von 1811 bis 1835 eine Waldfläche von rund 700 Hektaren abgeholzt und mindestens 110000 Kubikmeter Holz geschlagen – wahrscheinlich noch mehr. Nach heutigem Geldwert hat man damals rund 340000 Franken gelöst. Dieses Geld wurde für den Bau und die Finanzierung der Pfarrkirche verwendet.

Das Organisationskomitee des 200-Jahr-Jubiläums der Pfarrkirche beschloss daher, in Erinnerung an den Holzschlag von damals der Natur wieder etwas zurückzugeben. So wurden am vergangenen Freitag im Allmendliwald 200 Bäume gepflanzt. Es handelt sich um Stieleichen (Quercus robur), die zirka 1,20 Meter gross sind und um Lärchen (Larix decidua) in einer Grösse von zirka 80 Zentimetern.

Stieleichen sind ab einem Alter von 150 Jahren nutzbar

Die Stieleichen erreichen eine Baumhöhe von 30 bis 40 Metern und sind ab rund 150 Jahren nutzbar. Das Höchstalter beträgt 500 bis 1000 Jahre. Die Stieleiche war 1989 «Baum des Jahres». Sie ist die in Mitteleuropa am weitesten verbreitete Eichenart, kommt in fast ganz Europa vor und erreicht einen Stammumfang bis drei Meter.

Die Lärche wird 30 bis 40 Meter hoch und wird in rund 150 Jahren nutzbar sein. Das Höchstalter beträgt 500 Jahre. Die Lärche bildet eine Pflanzengattung in der Familie der Kieferngewächse. Lärchen haben ein witterungsbeständiges Holz, das unter anderem im Erd-, Wasser- und Schiffsbau oder als Schindelholz Verwendung findet.

Kinder gingen mit Pickel und Schaufel ans Werk

Bei frühlingshaftem Wetter leisteten 55 Buben und Mädchen aufgeteilt in drei Klassen der sechsten Primarschule Alpnach nebst sechs Mitarbeitern vom Forstbetrieb die anstrengende Arbeit. Nach Anleitung der Fachleute setzten sie mit Pickel und Schaufel die Pflanzen in den Waldboden. Nach getaner Arbeit zogen sie eine positive Bilanz und zeigten sich erfreut, an ein bleibendes Werk zum Jubiläum 200 Jahre Pfarrkirche beigetragen zu haben.

Der 12-jährige Noah Gasser fand während des Pickelns Zeit, einige Fragen zu beantworten. So schilderte er den Aufstieg vom Schulhaus in den Allmendliwald. Für diesen teils sehr steilen Aufstieg benötigten die Schülerinnen und Schüler rund zwanzig Minuten. Dann erfolgte der Einsatz mit Pickel und Schaufel. «Der Boden war teilweise schon ein wenig hart, da mussten wir halt fester lochen», sagte er und ging weiter, um die nächste Pflanze einzusetzen.

Rolf Wallimann, Betriebsleiter Forst der Korporation Alpnach, zog ein zufriedenstellendes Fazit. «Die Aktion ist wirklich eine gute Sache. Einerseits erhielten wir eine gute Unterstützung bei den Arbeiten und andererseits konnten wir einer Gruppe Schüler den Wald und den Forstbetrieb näherbringen». Er spricht von einer wertvollen Bereicherung für den Alpnacher Wald. Etliche Stürme hätten in den letzten Jahren verschiedene Waldabschnitte zerstört. So beispielsweise eine Fläche von rund einer Hektare im Allmendliwald auf einer Höhe von 600 Metern. «Da kommt die Baumpflanzaktion der Pfarrei Alpnach im Rahmen des 200-Jahr-Jubiläums der Pfarrkirche Alpnach zur rechten Zeit», freut sich Rolf Wallimann.

Kirchenbauschuld belastete die Gemeinde Jahrzehnte

Kirchgemeinderatspräsident Daniel Albert sprach von einem symbolischen Akt: «Wir wollten ein Zeichen setzen für die groben Fehler, die damals aus der Not heraus gemacht worden sind. Der Bau der Pfarrkirche brachte Alpnach an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten. Die grosse Kirchenbauschuld war im 19. Jahrhundert jahrzehntelang das politische Thema Nummer eins in Alpnach. Es belastete das Verhältnis zwischen Kilchgenossen, Bei- und Hintersässen», so Daniel Albert.

Die Baumpflanzaktion war der erste Anlass des 200-Jahr-Jubiläums, der durchgeführt werden konnte. Wegen Corona mussten verschiedene Veranstaltungen abgesagt werden. «Wir sind nun froh darüber, dass wir mit dieser Aktion das Jubiläumsjahr eröffnen konnten», betont der Kirchgemeindepräsident.

Weitere Informationen zum Kirchenjubiläum

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