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Luzerner Wahlen

Enorm viele Bisherige kandidieren für Luzerner Kantonsrat – für die 766 Neulinge wird es sehr schwer 

Nach Ablauf der Bereinigungsfrist ist es definitiv: 870 Personen treten am 2. April zu den Kantonsratswahlen an. Es treten dabei sehr viele Bisherige an. Und am grössten ist der Aderlass bei der FDP.

Blick in den Luzerner Kantonsratssaal während der letzten Session des vergangenen Jahres.
Bild: Bild: Pius Amrein (28. November 2022)

Wenn die Luzernerinnen und Luzerner am 2. April den 120-köpfigen Kantonsrat neu wählen, können sie aus 870 Kandidierenden auswählen. Das ist eine Person mehr, als der Kanton am Montag publiziert und angegeben hat. Grund für die minime Veränderung ist die Prüfung der 61 Listen durch das Justiz- und Sicherheitsdepartement. Die 870 Kandidierenden sind Allzeitrekord und entsprechen gegenüber 2019 einer Steigerung von 8,5 Prozent.

Nur unwesentlich verändert hat sich dagegen die Zahl der erneut antretenden bisherigen Parlamentsmitglieder. Mit 104 ist es eine Person mehr als vor vier Jahren (siehe Grafik). Neu kandidierende Personen werden es wegen der hohen Anzahl Bisheriger sehr schwer haben, einen der 120 begehrten Sitze zu gewinnen.

Mit Blick auf die Parteien zeigen sich grosse Unterschiede. Am ausgeprägtesten ist der Aderlass bei der FDP, bei der sich sechs Bisherige von der kantonalen Politbühne verabschieden. Schon vor vier Jahren mussten die Freisinnigen am meisten Rücktritte (sieben) verkraften. Die Mitte muss fünf amtierende Räte ersetzen, die SVP deren vier. Bei der SP verzichtet nur Isabella Schwegler-Thürig auf eine erneute Kandidatur, bei Grünen und Grünliberalen treten alle aktuellen Parlamentsmitglieder wieder an (siehe Box).

Diese 16 Parlamentsmitglieder treten nicht mehr an

16 der 120 Kantonsrätinnen und -räte verzichten auf eine erneute Kandidatur. Bei der Mitte sind dies Christine Kaufmann-Wolf, Peter Zurkirchen, Josef Wyss, Yvonne Hunkeler und Hans Lipp. Bei der FDP verzichten Maurus Zeier, Stephan Betschen, Irene Keller, Luzia Syfrig, Rosy Schmid-Ambauen und Helen Schurtenberger.
Die SVP muss Franz Gisler, Daniel Keller, Pius Müller und Toni Graber ersetzen, die SP Isabella Schwegler-Thürig. Grüne und GLP verzeichnen wie 2019 keine Rücktritte. (nus)

Amtsältester Kantonsrat tritt wieder an

Doch auch Bisherige sind nicht vor einem Misserfolg gefeit. 2019 verpassten neun Männer und eine Frau die Wiederwahl. Einer von ihnen war Guido Müller. Der SVP-Politiker sass während 19 Jahren im Parlament und scheiterte damals wegen 19 Stimmen. Im September 2021 konnte der frühere Fraktionschef nachrücken – und er tritt im April wieder an. «Ich will einen Beitrag leisen für das Gleichgewicht zwischen jung und alt», sagt der vor einer Woche 65 Jahre alt gewordene Ebikoner, der seinen Job als Eingliederungsberater bei Wirtschaft Arbeit Soziales (WAS) über das Pensionsalter hinaus weiter führt.

Müller ist mit 21 Jahren Ratszugehörigkeit der mit Abstand amtsälteste Kantonsrat. Wie lange er im Parlament weiterpolitisieren will, lässt der höchste Luzerner des Jahres 2006 offen. «Bevor ich mir Gedanken über die Zukunft machen kann, muss ich gewählt werden.» Blickt das Urgestein des Rats und seiner Partei zurück, fällt ihm vor allem eines auf: «Viele Geschäfte werden auf die lange Bank geschoben, und dann muss es jeweils plötzlich sehr schnell gehen. Die Qualität hat abgenommen.»

Grüne und GLP rekrutierten am erfolgreichsten

Stetig zugenommen hat seit dem Start der Politkarriere von Müller dafür die Zahl der Interessentinnen und Interessenten für einen Sitz im Parlament – von 442 im Jahr 1999 auf jetzt 870. Verglichen mit 2019, waren insbesondere die Grünen und die GLP inklusive ihren Jungparteien und anderen Gruppierungen sehr erfolgreich beim Rekrutieren von Kandidierenden. Diese beiden Parteien gewannen vor vier Jahren auch die Wahlen und legten um sieben Sitze (Grüne) beziehungsweise drei (GLP) zu.

Mit Ausnahme der SVP, die vier Kandidierende weniger nominiert hat als 2019 und die vor vier Jahren auch den stärksten Verlust an Wählenden zu beklagen hatte, haben sich auch die anderen Parteien gesteigert. Am stärksten trifft dies auf die Mitte (plus 25) und die FDP (plus 20) zu.

Auffällig ist der starke Rückgang der Kandidierenden auf Listen von Parteien und Gruppierungen, die nicht im Kantonsrat vertreten sind. Hauptgrund ist das Verschwinden der BDP und ihrer Jungpartei, die sich der Mitte angeschlossen haben. Die drei in diesem Wahljahr in der Kategorie «diverse» eingeteilten Personen gehören der EVP an (siehe Tabelle).

Gegenüber 2019 rückgängig ist auch die Zahl der Kandidierenden zwischen 18 und 29 Jahre, wie die Staatskanzlei mitteilt. Sie nahm um 8 auf 266 Personen ab. Stark gestiegen ist dafür der Anteil jener Anwärterinnen und Anwärter, die das 70. Altersjahr bereits erreicht haben: von 16 auf 29 Personen. Das Durchschnittsalter aller Kandidierenden beträgt 41,3 Jahre. Am höchsten ist es mit 42,6 Jahren im Wahlkreis Luzern-Stadt, am tiefsten im Entlebuch, wo es nur 39,8 Jahre beträgt. Das Entlebuch ist denn auch der einzige Wahlkreis, in dem niemand älterer als 70 kandidiert.

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