100 Trachtenträger singen auf dem Jesuitenplatz

Lucien Rahm

Wenn am kommenden Samstag rund 100 Sängerinnen und Sänger in ihren Trachten auf dem Luzerner Jesuitenplatz aufmarschieren werden, hören sie unter anderem auf das Kommando von Zita Lang. Die Neudorferin ist eine von vier Dirigentinnen, die das rund halbstündige Platzkonzert leiten werden (siehe Kasten).

«Es ist schon speziell, wenn hundert Augenpaare auf einen gerichtet sind und auf das Startsignal warten», sagt Lang – «ein gutes Gefühl». Eines, das sie in dieser Form noch nicht so häufig erlebt hat. Denn der Gesamtchor der Schweizerischen Trachtenvereinigung besteht erst seit letztem Jahr. Er wurde speziell für das letztjährige Unspunnenfest ins Leben gerufen. Dort waren es gar um die 200 Personen, die zusammen über ein Dutzend bekannter Volkslieder aus allen Landesteilen vortrugen – sowie auch ein neukomponiertes Unspunnen-Lied.

Volkslieder in allen vier Landessprachen

Einige dieser Lieder trägt der Chor auch in Luzern vor. Dabei sind Stücke wie das Urner Tanzlied «Meiteli, wenn dü witt go tanzä» oder «Im Aargöi sind zwöi Liebi». Nebst schweizerdeutschen Liedtexten singt der Chor auch französische, italienische und rätoromanische. Je nach Muttersprache sind die Mitglieder jeweils etwas gefordert. Insbesondere das rätoromanische Stück «Ventschidas» (gemäss der Webseite eines Bündner Schriftstellers «ein Wort, das den festlichen Abschluss der Erntearbeiten bezeichnet») habe einiges an Übung abverlangt. Um den Mitgliedern das Üben etwas zu erleichtern, hat ihnen die Schweizerische Trachtenvereinigung auf ihrer Webseite einige Hörbeispiele bereitgestellt.

Gesungen wurde in den Trachtenvereinen schon zuvor – bis letztes Jahr auf kantonaler und kommunaler Ebene. Im Kanton Luzern verfügen 26 der 48 Ortsgruppen auch über einen Chor. Nebst dem Volkslied und dem Volkstanz widmen sich die Vereine – ihrer Bezeichnung gerecht – aber vor allem auch dem Trachtenwesen. Darum kommen auf dem Jesuitenplatz nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen auf ihre Kosten. Zu sehen geben wird es Dutzende Trachten aus den verschiedensten Regionen der Schweiz.

Bei Zita Lang war es jedoch die Musik, die sie letztlich in den Trachtenverein führte. Das Singen spielte bei ihr schon als Kind eine grosse Rolle. Die heute 67-Jährige wuchs in Neudorf mit elf Geschwistern auf. «Wir hatten keinen Fernseher oder dergleichen. So haben meine sechs Schwestern und ich uns die Zeit mit Singen vertrieben.» Später trat Lang in den Kirchenchor ein. Irgendwann schlossen sich ihre Schwestern und sie zu einem kleinen Chor zusammen – dem Winiger-Chörli, der benannt ist nach dem Ledignamen der Schwestern.

Zuschauer dürfen am Platzkonzert mitsingen

Mit diesem absolvierte Zita Lang zahlreiche Auftritte. «Zunächst haben wir viel an Festen unserer Familie gesungen. Als sich das herumsprach, gab es zunehmend Anfragen für Geburtstagsfeste, Vereinsanlässe oder Generalversammlungen.» Auch eine CD hat das Chörli einst aufgenommen, in der Stube des Hauses, in der die pensionierte Bäuerin seit Jahren mit ihrem Mann lebt. Ihre Lieder werden heute noch gelegentlich im Radio gespielt.

Gleichzeitig wirkte Lang weiter im Kirchenchor und präsidierte diesen zeitweise auch. Im Rahmen dieser Tätigkeit liess sie sich zur Chorleiterin ausbilden. Als solche gelangte sie letztlich zum Trachtenwesen. «Vor 15 Jahren hatte die Trachtengruppe Gunzwil nach einer Chorleiterin gesucht. Als sie bei mir anfragten, sagte ich zu.» Heute leitet sie auf kantonaler Ebene das Ressort Singen, in der nationalen Vereinigung hat sie Einsitz in der Volksliedkommission. Diese hat unter anderem den Auftrag, das Volksliedgut zu pflegen und dessen Aufführung in den Trachtengruppen der Schweiz zu fördern. Zudem organisiert sie jährlich ein Treffen für den Gesamtchor – welches dieses Jahr eben in Luzern stattfindet.

Die Darbietung des rund 100-köpfigen Chors am Samstagnachmittag steht allen Interessierten offen. «Und wer die Lieder kennt, darf auch gerne mitsingen», sagt Lang.