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Strom

Stromsicherheit steht an erster Stelle

Stromsicherheit geht der Schweizer Bevölkerung über alles. Die Mehrheit ist bereit, dafür höhere Kosten und Einschränkungen sowohl beim Klima- als auch beim Umweltschutz zu akzeptieren. Fossile Energien und neue Atomkraftwerke finden laut einer Umfrage keine Mehrheit.
Bild: KEYSTONE/GAETAN BALLY

56 Prozent der Bevölkerung sind mehrheitlich mit der Stossrichtung der Energiepolitik einverstanden, wie aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern zur Energie- und Klimapolitik hervorgeht, die im Auftrag des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE durchgeführt wurde.

Befragt wurden vom Meinungsforschungsinstitut gfs.bern nach eigenen Anagaben 1016 Stimmberechtigte der Schweiz Online oder am Telefon, die mindestens einer der drei Hauptsprachen mächtig sind.

Die Befragten ordnen der Stromproduktion demnach drei zentrale Aufgaben zu und haben dabei eine klare Prioritätenordnung: 53 Prozent geben die Versorgungssicherheit als erste Priorität an - vor einer klimaneutralen Energieproduktion (25 Prozent) und einem bezahlbaren Strompreis (21 Prozent).

Für die Steigerung der inländischen Produktion aus erneuerbaren Energien sind 67 Prozent auch bereit, deutliche Abstriche beim Umweltschutz zu akzeptieren. Erwartet wird dabei von 59 Prozent ein haushälterischer Umgang mit unverbauten Flächen.

Dass die Bevölkerung mit dem Kurs in der Energiepolitik grundsätzlich einverstanden ist, zeigt laut der Umfrage auch die Tatsache, welche Energietechnologien in den nächsten Jahrzehnten als relevant empfunden werden.

Wasserkraft und Sonnenenergie

Dabei schwingen Wasserkraft und Photovoltaik, zum Beispiel Sonnenenergie, mit jeweils fast 100 Prozent obenaus, während rund drei Viertel der Befragten auch die Windkraft als Schlüsseltechnologie betrachten.

Doch auch weitere erneuerbare Energieträger wie Geothermie und Biogas oder Wasserstoff werden nach Einschätzung der Befragten an Bedeutung gewinnen. Unentschlossen zeigen sich die Befragten gegenüber Gaskraftwerken für Notfälle. Die Option, den Bau von Kernkraftwerken wieder möglich zu machen, ist hingegen nicht mehrheitsfähig.

Förderung erneuerbarer Energien

Vielmehr soll Versorgungssicherheit über die Förderung der erneuerbaren Energien erreicht werden. So erachten fast alle Befragten (97 Prozent) die Förderung von erneuerbaren Energien im Inland für eher oder sehr sinnvoll.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird zudem von 85 Prozent als gelebter Umweltschutz betrachtet. 70 Prozent befürworten sogar eine Einschränkung von Beschwerderechten, damit der Ausbau schneller vorwärts geht. Eine ebenso grosse Zahl der Befragten gibt aber auch an, skeptisch zu sein, dass der Strombedarf allein mit erneuerbaren Energien gedeckt werden kann.

Wo Anlagen für erneuerbare Energien gebaut werden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Absolut unbestritten in der Bevölkerung sind Solaranlagen auf bestehenden Infrastrukturen wie Autobahnen und Staumauern sowie auf allen geeigneten Dächern und Fassaden. Auch grosse Solaranlagen in den Bergen auf freien Wiesen werden von 51 Prozent akzeptiert.

Was Stauseen betrifft, ist die Bevölkerung der Meinung, aus der Not eine Tugend zu machen: 65 Prozent befürworten Stauseen an Orten, wo früher ein Gletscher war oder ein solcher wegen der Klimaerwärmung schmilzt. Obwohl die Windenergie mehrheitlich als notwendig erachtet wird, würde nur eine knappe Mehrheit auch Windräder gutheissen, die vom eigenen Balkon aus sichtbar sind (55 Prozent).

Für Anreize - gegen Verbote

Eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung begrüsst laut der Umfrage neben der Förderung der erneuerbaren Energien auch die Förderung von Energieeffizienz. Viele Konsumentinnen und Konsumenten finden es sehr oder eher sinnvoll, selbst in Energieproduktion zu investieren (89 Prozent).

Steuerliche Anreize und Lenkungsabgaben mit Rückerstattung an die Sparsameren sind ebenfalls populäre Massnahmen (82 beziehungsweise 70 Prozent), während Regulierungen und Verbote deutlich weniger Anklang finden (46 Prozent). (sda)