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Börsengang

Saudi-Arabien treibt Aramco-Börsengang voran

Der weltgrösste Erdölkonzern Saudi Aramco nimmt einen erneuten Anlauf für den grössten Börsengang der Welt. Der Gang aufs Parkett solle so bald wie möglich erfolgen, sagte der neue Energieminister des Königreiches Prinz Abdulasis bin Salman am Montag.
Der neue Energieminister Saudi-Arabiens, Prinz Abdulasis bin Salman bin Abdulasis Al-Saud, will beim Börsengang von Saudi Aramco vorwärts machen - wie er am Montag betonte.
Bild: KEYSTONE/EPA/MAHMOUD KHALED

Er hatte den Posten erst vor wenigen Tagen übernommen. Allerdings wird er Insidern zufolge zunächst kleiner ausfallen als erwartet. Bis zum Jahresende will der Energieriese an der Börse in Riad ein Prozent aller Aktien platzieren. Ein weiteres Prozent soll 2020 folgen, wie mehrere mit der Sache vertraute Personen zu Reuters sagten.

Bisher war im Gespräch gewesen, dass das Königreich auf einen Schlag fünf Prozent von Saudi Aramco platziert. Dieses Volumen werde nach wie vor angestrebt. Es soll aber nach und nach erzielt werden, sagten die Insider weiter. Bei einer zu Grunde gelegten Gesamtbewertung von zwei Billionen Dollar würden damit in einem ersten Schritt 20 Milliarden Dollar platziert werden.

Investorenkonferenz im Oktober

Den Informationen zufolge sollen die Institute, die den Börsengang begleiten, in den kommenden Tagen ausgewählt werden. Chancen auf eine führende Rolle hätten die US-Häuser JPMorgan und Morgan Stanley sowie die saudi-arabische National Commercial Bank (NCB). Nach den aktuellen Überlegungen solle Saudi Aramco zunächst an der heimischen Börse gelistet werden, später dann an einem internationalen Handelsplatz. Womöglich werde es bei einer Investorenkonferenz in Riad Ende Oktober weitere Details zu den Börsenplänen geben.

Mit ins Boot geholt werden sollen auch die Banken Citi, Goldman Sachs, HSBC und Samba Financial Bank. Goldman, HSBC, JPMorgan und Saudi Aramco lehnten einen Kommentar ab. Citi, Samba, Morgan Stanley und National Commercial Bank waren zunächst nicht erreichbar. Die Deutsche Bank hatte beim ersten Versuch einer Aktienplatzierung von Saudi Aramco vor gut einem Jahr ebenfalls keinen Platz in der ersten Reihe gehabt und ist nun zunächst auch nicht dabei.

Zu grosse rechtliche Risiken in den USA

Der neue Energieminister bin Salman hat nun gleich ein Mega-Projekt zu organisieren. Beim ersten Versuch eines Börsengangs im vergangenen Jahr hatte es bei Interessenten noch Zweifel an der Bewertung des Erdöl-Riesen gegeben, weshalb die Pläne schliesslich auf Eis gelegt worden waren. Analysten und Banker bezweifeln auch nun, ob der Konzern auf einen Gesamtwert von zwei Billionen Dollar kommt. Realistisch seien wohl eher 1,5 Billionen Dollar.

Noch ist laut den Insidern offen, an welcher Börse im Ausland die Aktien gelistet werden. New York sei aus dem Rennen, da ein Listing dort mit zu vielen rechtlichen Risiken verbunden wäre. Gute Chancen würden dagegen London zugerechnet, hatten mehrere mit den Plänen vertraute Personen vor ein paar Tagen gesagt.

Kronprinz Mohammed bin Salman will sich durch den Börsengang von Saudi Aramco eine weitere Einnahmequelle für sein Land verschaffen und den Umbau der Volkswirtschaft finanzieren. So ist etwa ein gigantisches Infrastruktur-Projekt zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Akaba geplant, wo sich Unternehmen aus allen möglichen Branchen wie der Energie- und Wasserwirtschaft, der Biotechnologie und der Unterhaltungsbranche ansiedeln sollen.

Bisher macht der Erdöl- und Erdgassektor den Grossteil der Export-Einnahmen des Königreichs aus. Mit bin Salman hat nun erstmals ein Mitglied der regierenden Familie Al Saud den Posten des Energieministers inne. (sda/reu)