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Industrie

Grosskonzern zieht nach Bern

Wabco Automotive, ein international tätiger Grosskonzern mit 16'000 Angestellten und einem Jahresumsatz von 3,8 Milliarden Dollar, verlegt den Hauptsitz von Belgien in die Stadt Bern. Dort zieht Wabco ins SRG-Hochhaus an der Giacomettistrasse.
Die Stadt Bern - hier vom Berner Hausberg Gurten aus - wird Firmensitz des Nutzfahrzeug-Zulieferers Wabco Automotive. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Wie der Kanton Bern in seiner Mitteilung schreibt, wechseln in einer ersten Phase bis zu 40 Angestellte der obersten Konzernleitung nach Bern. Später will die Firma den Bereich "autonomes Fahren" mit eigenen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen stark ausbauen.

Entstehen soll auch - in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Bundesbehörden - ein Technologiekompetenzzentrum. "Wir erhoffen uns mittelfristig die Schaffung von hundert bis zweihundert zusätzlichen Arbeitsplätzen", sagte auf Anfrage Sebastian Friess, Leiter Standortförderung Kanton Bern.

Der amerikanische Konzern schlägt sein neues Hauptquartier im Hochhaus der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft SRG an der Giacomettistrasse im Berner Ostring-Quartier auf, wie SRG-Sprecher Edi Estermann am Freitagabend Meldungen der Onlineportale der Zeitungen "Bund" und "Berner Zeitung" bestätigte. Dort übernimmt Wabco die oberste Etage.

Der neue Standort ist von Interesse, weil die Immobilie an der Giacomettistrasse in den vergangenen Monaten eine Rolle spielte im Kampf um den Erhalt des Radiostudios in Bern.

Die SRG plant im Rahmen eines grossen Spar- und Reinvestitionsprojekts den Umzug des Berner Studios nach Zürich und die Konzentration ihrer Berner Standorte auf die Schwarztorstrasse. Davon erhofft sich die SRG Einsparungen von rund fünf Millionen Franken. Der Umzug des Radiostudios stiess im Kanton Bern und darüber hinaus auf Widerstand. Die Gegner sind der Ansicht, dass der Umzug keine wesentlichen Einsparungen bringen würde.

Die SRG sieht sich mit der Mieterin Wabco und allfälligen weiteren Interessenten beim gesteckten Sparziel hingegen auf Kurs, wie Estermann am Freitagabend auf Anfrage schriftlich mitteilte.

Mehrere Kantone beurteilt

Wabco Automotive wurde vor 150 Jahren als Westinghouse Air Brake Company in den USA gegründet. Die Firma gilt heute laut der Mitteilung des Kantons Bern als weltweit wichtigster Zulieferer von Bremssystemen und Sicherheitsanwendungen für Nutzfahrzeuge.

Weltweit bauten führende Hersteller von LKWs, Bussen und Anhängern Wabco-Technologien ein. Bei komplexen Fahrerassistenz-, Steuerungs- und Bremssystemen sowie intelligenten und umweltfreundlichen Mobilitätslösungen sei der Wabco-Konzern Marktführer. Er ist an der New Yorker Börse kotiert.

Der Entscheid Wabcos zugunsten Berns fiel laut dem Kanton Bern nach einer mehrmonatigen weltweiten Suche. Der Konzern habe sich für die Schweiz als innovationsfreundliches und politisch stabiles Land interessiert und mehrere Kantone beurteilt.

Der Standortentscheid zugunsten Berns fiel Anfang November 2018. Ausschlaggebend war unter anderem die Nähe zu spezialisierten Forschungsabteilungen an den Hochschulen, zu anderen Industriepartnern und zu nationalen Bewilligungsbehörden.

Wabco gab die Wahl Berns zum neuen globalen Hauptsitz im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss 2018 bekannt. Der Umsatz 2018 von 3,8 Milliarden Dollar liegt nach Angaben von Wabco 15,9 Prozent über demjenigen des Vorjahrs und bedeutet Rekord.

Firmenchef und VR-Präsident Jacques Esculier wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, die Schweiz sei weltbekannt für ihr innovationsförderndes Umfeld und biete zahlreiche Vorteile für Firmen-Hauptsitze.

Wabco verabschiedet sich nicht von Brüssel. Die dortigen Räumlichkeiten werden zum Hauptsitz für die neu geformte Abteilung Europa, Mittlerer Osten und Afrika. (sda)