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Leichtathletik

Zwei coole Typen

"The cool guys." Unter diesem Motto werden Simon Ehammer und Noah Lyles zum Medientermin bei Weltklasse Zürich empfangen. Den Schweizer ehrt das, für den Amerikaner ist dies selbstverständlich.
Bild: KEYSTONE/EPA/CJ GUNTHER

"Es ist natürlich cool, so angekündigt zu werden", bestätigt Ehammer. Da wird in der Leichtathletik zumindest in der Affiche ein Schweizer mit einem US-Showtalent auf gleiche Stufe gestellt. "Noah hat die US-Art, ich die Schweizer Mentalität: das sind schon Unterschiede. Aber wir haben gleichwohl einiges gemeinsam. Beispielsweise kündigen wir grosse Ziele an und stehen auch dazu", meint Ehammer.

Der Mehrkämpfer mit Spezialdisziplin Weitsprung sieht es wie Lyles als seine Aufgabe an, dem Publikum etwas zu bieten. "Ich will die Leute einbinden, ich fordere sie zum Klatschen auf und ziehe daraus auch Energie", sagt der WM-Dritte von Eugene im Weitsprung. So kam auch der Schweizer Rekordsprung von 8,45 m in Götzis zustande. Der Athlet stand im Fokus und spürte dies.

Ehammers Popularität fusst unter anderem auf dem Coup, als Mehrkämpfer den Spezialisten Bronze weggeschnappt zu haben. An der EM in München wurde er stets auf diesen Exploit angesprochen und stand mehr als nur den Schweizer Medienschaffenden Red und Antwort. "Es ist ja schön, dass mich die Leute mal als Weitspringer, mal als Zehnkämpfer ansprechen", meint der 22-Jährige. "Ich bin aber primär Simon Ehammer und will die Leichtathletik gut verkaufen." Als Zehnkämpfer biete sich ihm lange Bühnenpräsenz, weil er nicht nur für einen kurzen Moment auf dem Platz stehe.

Nicht allen ist diese Rolle gegeben

Bezüglich Show-Talent steht Noah Lyles in der Leichtathletik aktuell alleine da. Karsten Warholm oder Armand Duplantis übertragen zwar auch Emotionen, aber längst nicht in diesem Ausmass. "Es wäre schön, wenn sich noch viele andere Athleten in Szene setzen würden, aber man darf niemanden in diese Rolle zwingen", sagt der 200-m-Spezialist Lyles. Dies wäre für die Popularität der Leichtathletik wichtig.

Der Amerikaner, so sagt er selbst, braucht die Bühne, damit er sich wohl fühlt. Ein Grund für seine sportliche Baisse in Corona-Zeiten war das fehlende Publikum. Lyles ist ein Fan von Landsmanns Michael Johnson, der 1996 an den Olympischen Spielen in Atlanta das Double mit 200 m und 400 m schaffte, und einst sagte: "Die Leute gehen nicht ins Stadion, um dich rennen zu sehen. Sie gehen hin, weil es ihnen Spass macht, dir zuzusehen."

Dies verlangt Lyles auch vom Zürcher Publikum am Donnerstagabend. "Das Publikum muss mir zuerst zeigen, dass es den Weltrekord will. Ich brauche diese Energie. Gibt das Publikum das Beste, gebe auch ich das Beste", sagt er.

Kambundji-Schwestern ohne Show-Einlagen

Grossen Support werden im Letzigrund auch die Kambundji-Schwestern erhalten. Die beiden verspüren allerdings keinen Druck, zusätzlich unterhalten zu müssen. "Das ist etwas persönliches. Ich habe kaum ein Show-Talent", meint die 200-m-Europameisterin Mujinga Kambundji. Und ihre Schwester Ditaji fügt an: "Ich mache alles instinktiv. Ich gehe mit Freude auf den Platz und die Leute spüren das auch." (sda)

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