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Sport

Zukunft der Skiakrobatik-Dynastie Roth ist gesichert

Es gibt kaum etwas, das in der Skiakrobatik-Szene mehr verpflichtet als der Name Roth. Seit der Nacht auf Mittwoch ist klar: Bei Noé Roth ist der Name keine Bürde, er ist ein Versprechen.
Noé Roth beim teamwettbewerb. (Bild: George Frey/EPA (Park City, Utah, 7. Februar 2019))

Markus Stalder (SDA), Deer Valley

Es gibt nur wenig, das Aerials-Cheftrainer Michel Roth (55) in seiner Sportart noch nicht erlebt hat. Einst selber Skiakrobat, ist er seit drei Jahrzehnten als Coach für die Schweizer Aerials-Athleten zuständig: Roth begleitete den Zuger Sonny Schönbächler 1994 an den Winterspielen in Lillehammer bei seinem Gold-Comeback, vier Jahre später in Nagano coachte er seine Frau, die Baarerin Colette Roth-Brand zu Bronze. 2006 in Turin stand er ebenso an der Schanze, als Evelyne Leu für die Schweiz bei den Aerials-Athleten zuletzt Olympia-Gold gewann.

Roth hat schon einige Erfolge gefeiert und auch Rückschläge wegstecken müssen. Und er weiss beides entsprechend rasch einzuordnen und zu kommentieren. Als er an den Weltmeisterschaften in Deer Valley allerdings zu WM-Gold im Mixed-Team-Event und speziell der WM-Bronzemedaille seines Sohnes Noé im Wettkampf der Männer Auskunft geben sollte, kam ihm vorderhand doch nur dieses eine Wort in den Sinn: «Unglaublich!» Passend ist die Aussage von Vater und Coach in Personalunion allemal. Erst vor zwölf Monaten an den Olympischen Spielen war der Sohn in einem Wettkampf erstmals Dreifach-Rotationen gesprungen. Nun sprang er an seinem erst vierten Wettkampf, an dem er solche Höchstschwierigkeiten zeigte, sogleich zweimal aufs Podest.

Gute Gene, gute Grundlage

Vom Akrobatik-Fieber wurde Roth jr. schon in ganz jungen Jahren infiziert. Während sich Vater Michel im Jumpin im zürcherischen Mettmenstetten nämlich um die Schweizer Aerials-Athleten kümmerte, fand Noé Roth auf der Trainingsanlage alles vor, um sich auszutoben und die Freude am Fliegen zu entdecken. Verschiedene Trampoline, Sprungbretter, ein riesiger Swimmingpool und natürlich die Sprungschanzen für Doppel- und Dreifachsaltos, die in den Swimmingpool mündeten.

Noé Roth ist mit der Sprunganlage in Mettmenstetten als zweite Heimat gross geworden. Entsprechend sind für ihn Sprünge, fast egal in welcher Form oder aus welcher Höhe, etwas Normales. «Noé kann von überall springen», sagt der Vater. Der Weg des Sohnes sollte aber nicht einfach der Eltern Willen zu den Aerials-Athleten führen; erst nach sechs Jahren Kunstturnen wechselte der Filius von der Turnhalle auf den Schnee beziehungsweise in das Mettmenstetter Schwimmbecken. «Die Basis, die im Kunstturnen gelegt wurde, ist aber natürlich ein riesen Vorteil», gibt Vater Roth zu.

Die unheimliche Ruhe des Noé Roth

Natürlich waren die Voraussetzungen, um in dem Sport nachzuliefern, in dem die Eltern bereits grosses bewirkt haben, für den Zuger ideal. Dennoch hätte «Plus und Plus nicht zwingend Plus-Plus ergeben müssen», gab Michel Roth auch immer zu bedenken. Allerdings ist es für alle, die Roth senior schon einmal im Training oder am Wettkampf begleiteten, klar, wieso der Funke auf den Junior übergesprungen ist. Der Aerials-Chef sprüht auch nach drei Jahrzehnten im Sport noch vor Engagement und Freude an der Sache. Plus und Plus hat in seinem Fall halt doch Plus-Plus ergeben.

Ein Schlüssel zum Erfolg von Roth jr. ist die ruhige, teils fast schon gleichgültig wirkende Art des Zugers. Druck oder Nervosität während der Springen scheinen für den Junioren-Weltmeister Fremdwörter. Die Bürde des Familiennamens: «Da spüre ich gar keinen Druck.» Dass er mit 18 Jahren bereits zum Teamleader aufsteigt: «Das macht für mich keinen Unterschied.» Das Geheimnis seiner Ruhe: «Das war eigentlich schon immer so.» Auch für den Vater ist die Ruhe und Abgeklärtheit, mit der sein Sohn an Wettkämpfen zuweilen auftritt ein Rätsel. «Das macht einem manchmal fast ein bisschen Angst», sagt er dazu.

Gewinnen die Roths in Peking Olympia-Gold?

Das Duo Roth/Roth wird der Aerials-Szene voraussichtlich noch einige Jahre erhalten bleiben. «Ich liebe den Sport nach wie vor und möchte nichts anderes machen», bekennt sich der Coach zu seiner Aufgabe. Für die Schweiz sind dies goldige Aussichten: Geht der Aufstieg von Roth jr. in gleichem Stil weiter, dürfte er bereits im Hinblick auf die Olympischen Spiele in drei Jahren in Peking zu den Titelanwärtern gehören. An der Schanze zu stehen, und als Coach zuzusehen, wie der Sohn Olympia-Gold gewinnt: Etwas, das selbst der Skiakrobatik-Doyen Michel Roth noch nie erlebt hat.

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