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National League

Zürich feiert sich und den ZSC: So verlief die Eröffnung des neuen Hockeytempels

Der neue ZSC-Tempel wird mit einer stilvollen Eröffnung eingeweiht – und die ZSC Lions besiegen Gottéron 2:1.

Auch dem gestrengen Ulrich Zwingli (1484 – 1531) hätte es gefallen: Zürich hat den aufregendsten Neubau der Stadtgeschichte in «zwinglianischer Manier» eingeweiht: Nicht zu laut. Nicht zu pompös. Sondern in jener protestantischen Bescheidenheit, die ja sonst den Zürcherinnen und Zürchern in der Neuzeit hin und wieder ein wenig zu fehlen scheint. Und im Zentrum steht Zürichs Hockeykultur.

Punkt 18.55 beginnt die Zeremonie. Die Arena ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die 12 000 Tickets waren nach zwei Stunden verkauft. Unten auf der Spielerbank wird von einem Liveorchester der Sächsilüüte-Marsch intoniert. Sozusagen Zürichs triviale Antwort auf den Berner Marsch. Es gibt dazu nicht einmal eine Textunterlegung. Es ist leichte Karnevalsmusik, zu der höchstens gesungen wird:

Schon wieder eine Seele vom Alkohol gerettet-et
Schon wieder eine Seele vom Alkohol befreit.

Es gelingt den tapferen Musikantinnen und Musikanten nicht ganz, mit ihren rassigen Klängen den riesigen Bau zu füllen.

Sascha Ruefer und Rainer Maria Salzgeber hätten bloss gestört

Kurz vor 20.00 Uhr ertönt die Marschmusik dann erneut. Nicht mehr live gespielt. Sondern über die Soundanlage. Nach 8 Minuten und 23 Minuten Spielzeit. Denis Hollenstein – ein Zürcher aus Kloten - trifft gegen Gottéron zum 1:0. Das erste Tor im neuen Tempel. Und nun füllen die Klänge des Sächsilüüte-Marsches das riesige Gebäude. Es ist die Melodie, die bei allen ZSC-Treffern gespielt wird. Kraftvoll. Intensiv.

Aber kehren wir zurück zur Eröffnungsfeier: Das lokale TV-Sternchen Patricia Boser führt durch die Zeremonie: Zürich ist hier unter sich. Sascha Ruefer oder Rainer Maria Salzgeber hätten da bloss gestört.

Drei Unternehmer haben den Bau und Finanzierung des Stadions ermöglicht (inkl. Mehrwertsteuer 207 Millionen): Walter Frey, Peter Spuhler und Rolf Dörig. Sie treten in den Mittelkreis. Sichtlich berührt vom grossen, vom historischen Augenblick. Sie wenden sich in ruhiger, bescheidener Art mit ein paar Worten ans Publikum und ernten respektvollen Applaus.

Die Swiss Life Arena ist ein Sporttempel und so steht der Sport bei der Eröffnungsfeier - also noch vor dem Beginn des ersten Spiels gegen Gottéron -im Mittelpunkt. Zum ersten Mal feiert ein Klub seine Geschichte, seine Kultur so wie es sein sollte. So wie es in unserem Hockey noch nie der Fall war. So wie es in Nordamerika der Brauch ist. Darum ist in Kanada Hockey so gross und so wichtig.

Seger und Sulander werfen den Puck ein

Die Banner für jeden einzelnen der neun Titel von 1936, 1949, 1961, 2000, 2001, 2008, 2012, 2014 und 2018 werden hochgezogen. Von noch lebenden Helden dieser ruhmreichen Teams wird das Banner hereingetragen. Es wird eine Parade der grossen Namen auf dem Eis und an der Bande. Der erste dieser Helden im Mittelkreis ist Heinz Hinterkircher. 99 Jahre alt. Er gehört zum Meisterteam von 1949, dem zweiten der ZSC-Geschichte.

Weitere folgen. Unter anderem Thibaut Monnet, Roman Wick, Marc Crawford, Hans Kossmann, Edgar Salis, Claudio Micheli, Michel Zeiter und – eine Überraschung – Lukas Grauwiler. Er ist mit einem einzigen Tor berühmt, zur Legende geworden: Dem 2:1, das den ZSC Lions am 1. Oktober 2008 den Sieg über Chicago und den Victoria Cup bescherte. Zugleich der erste Sieg eines Schweizer Teams gegen eine NHL-Mannschaft.

Theoretisch sind die ZSC Lions an diesem Tag das beste Team der Welt. Den Puck zum Spiel gegen Gottéron werfen schliesslich Mathias Seger und Ari Sulander ein.

So soll es sein. So muss es sein. Bevor die Zukunft beginnt, wird der Vergangenheit zelebriert. Um eine Hockeykultur zu verstehen, müssen wir wissen, woher sie kommt.

Weniger Intensität als in Ambri oder Fribourg

Und wie ist die Stimmung im Zürcher Hockey-Tempel? Ist es ein Hexenkessel? Nein. Die neue Arena ist nicht nur wegen der baulichen Dimensionen, dem Komfort und der perfekten Infrastruktur ein NHL-Stadion. Auch die Atmosphäre mahnt an einen der grossen nordamerikanischen Hockey-Tempel. Die Klänge der Soundanlage füllen das Gebäude. Aber die Stehrampe (1500 Plätze) ist zu klein, um für die Intensität zu sorgen, die für kleinere Arenen wie etwa Ambri oder Gottéron so typische ist.

Aber die Arena ist imposant. In Bern haben wir gegenüber der Spielerbank die grösste Stehrampe. Im ZSC-Tempel blicken die Spieler auf die grösste Sitzplatzrampe. Sie wirkt auf eine ganz besondere Weise so imposant wie «die Wand» in Bern.

12'000 Zuschauerinnen und Zuschauer kommen am Dienstagabend in die Swiss Life Arena. 

Bei der Eröffnungszeremonie werden die Meisterbanner der ZSC Lions unters Dach gehängt. 

Beste Bedingungen für stimmungsvolle Erinnerungsfotos. 

Eine Eishockey-Atmosphäre wie in Nordamerika. 

Blick auf die Stehrampe im Stadion. 

Geräumiger Bau: Auch im Bauch der Tribüne gibt es genügend Platz für alle. 

Besser geht kaum: Die Eröffnung fällt auf einen lauen Herbstabend. 

Los gehts: Die ZSC-Akteure betreten das Eis für das zweite Dritte. 

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