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Eishockey

Zu sorgloses Hockey: Der EHC Biel ist wieder einmal «Pfeffer-Meister»

Nach der ersten Saisonniederlage (1:4 gegen die ZSC Lions) ist Biel nicht mehr Leader.

ZSC-Topskorer Willy Riedi (links) jubelt über seinen Treffer zum 3:1. Rechts regt sich Biel-Goalie Harri Säteri über das Gegentor auf.
Bild: Peter Schneider/Keystone (Biel, 27. September 2022)

Bevor die Blätter fallen, steigen die Bieler Hockeyaktien sehr oft auf ihren Höchststand: Der Herbst ist im Seeland die Zeit der spielerischen und taktischen Sorglosigkeit: Die Playoffs sind noch weit und Abstiegssorgen müssen sich die Bieler sowieso keine machen. Gibt es eine Mannschaft, die leidenschaftlicherem, beschwingterem Vorwärtshockey frönt und es auf so wunderbare Weise versteht, schöne Spielzüge statt Tore zu zelebrieren? Nein.

So kommt es, dass Biel zwar so etwas wie «Pfeffer-Meister» ist: Die beste, unterhaltsamste Mannschaft, wenn im Bernbiet mit der Patentjagd die Zeit für das gepfefferte Ragout des Haarwildes (Hasen, Reh, Wildschwein) naht und sorgloses Hockey gespielt wird. Aber seit dem Frühjahr 1983 nicht mehr Meister geworden ist. Die gestrige Auseinandersetzung mit den ZSC Lions hat wieder einmal Glanz und Elend der Bieler «Pfeffer-Meister-Hockeykultur» in der ganzen Brandbreite gezeigt: Die Zürcher, bis zur Tempeleröffnung am 18. Oktober gegen Fribourg-Gottéron achtmal auswärts, sind die Herren des Zweckhockeys. Das 4:1 in Biel ist der dritte Auswärtssieg in Serie und Biels erste Saisonniederlage. Die Rapperswil-Jona Lakers sind nun neue Leader.

ZSC Lions und Biel wären eine «Meistermischung»

Die Partie gestern hat wieder einmal gezeigt: Die Spielorganisation ist, wenn durch einen starken Goalie abgesichert (Simon Hrubec war Weltklasse), nicht das Problem der Zürcher. Die Frage ist, ob sie im Frühjahr die Leidenschaft aufbringen, um den Titel zu holen. Die taktische Intelligenz der ZSC Lions und die Dynamik und Leidenschaft der Bieler – das wäre die Mischung, die Titelverteidiger Zug fürchten müssten.

Im Lichte des Spektakels gibt es in Biel auch andere Schatten als die erste Saison-Niederlage, die in der Endabrechnung der Saison nur eine Episode sein wird. Biel hat drei entwicklungsfähige Talente. Elvis Schläpfer (23), Luca Christen (24) und Noah Delémont (20).

Nachwuchstalent in die Swiss League geschickt

Das Problem: Entwickeln können sich Talente nur im Spiel. Nicht zu Randzeiten. Sondern wenn es zählt. In Schweden und Finnland haben Spieler wie Delémont, Schläpfer oder Christen Stammplätze. In Biel sind sie Hinterbänkler. Biel beschäftigt zwei Ausländer in der Verteidigung und vier im Sturm – und auf der Strecke bleiben Elvis Schläpfer, Noah Delémont und Luca Christen. Aus politischen Gründen – sie kommen aus Biels Nachwuchsabteilung – kommen Delémont und Schläpfer als siebte Verteidiger beziehungsweise 13. Stürmer ein wenig zum Zuge. Christen hat keine Lobby. Er kommt vom SC Langenthal. Dort war er ein dominierender Verteidiger. Aber er hat mit Biel noch gar nie gespielt, ist inzwischen nach Langenthal zurücktransferiert worden, steht aber bis Ende der nächsten Saison in Biel unter Vertrag. Jeder Tag in der Swiss League ist für ihn ein verlorener Tag. «Wir glauben an Luca Christen», sagt Biel-Sportchef Martin Steinegger.

«Är isch ä guete Giu. Er wird seinen Weg machen.»

Dass Luca Christen ein guter Junge ist, hat noch niemand bezweifelt. Aber was nützt es ihm, wenn er in einer Schlüsselphase einer Karriere wieder in die zweithöchste Liga zurück muss?

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