notifications
Super League

YB muss die Spannung zurückbringen

Die Super League 2017/18 beginnt am Samstag mit dem Schlagerspiel YB - Basel. Es ist das Duell, das die gesamte Saison prägen könnte. So hoffen es jene, die sich eine spannende Meisterschaft wünschen.
YB-Spieler Kevin Mbabu (links) im Zweikampf um den Ball mit Basels Mohamed Elyounoussi
Bild: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Eine spannende Meisterschaft mit der Entscheidung am letzten Spieltag. Dies gab es zuletzt vor sechs Jahren zu erleben, als Admir Mehmedi und Alexandre Alphonse Zürichs Goalgetter waren und Alex Frei und Marco Streller die sichersten Schützen des FC Basel. Die Basler überquerten die Ziellinie einen Punkt vor den Zürchern. Es war die zweite Saison des noch andauernden Monologs der Basler, die seither jeden Meistertitel schon vor der Schlussrunde feiern konnten, nicht selten deutlich vorher.

Soll sich an den klaren Verhältnissen etwas ändern, müssen sich nach den Erwartungen in erster Linie die Young Boys ins Zeug legen. Die Hoffnungen waren in Bern nie seit den Zeiten von Seydou Doumbia und Vladimir Petkovic so gross wie diesmal. Die Berner haben in der ersten Transferperiode nach eigenem Bekunden alle ihre Pläne und Ziele umgesetzt. Vor seiner ersten ganzen Saison als Sportchef hat Christoph Spycher offenbar ausgezeichnet gearbeitet.

Von Ballmoos für Mvogo

Die Berner sind auch zuversichtlich, dass sie nach Marco Wölfli und dem weggezogenen Yvon Mvogo auf einen weiteren starken Goalie vertrauen können. Der junge David von Ballmoos aus der Emmentaler Hornussergemeinde Heimiswil war in zwei Saisons beim FC Winterthur einmal der beste und einmal der zweitbeste Torhüter der Challenge League. Für YB könnte es auch wichtig sein, dass Goalgetter Guillaume Hoarau im Unterschied zur letzten Saison ohne Verletzung durchspielen kann.

Trotz des Optimismus behalten die Berner den Respekt vor dem FCB. Trainer Adi Hütter sagte dieser Tage vor den Medien: "Solange es den FC Basel gibt, sollte man nicht zu grosse Töne spucken. Wir konzentrieren uns nur darauf, dass wir einiges besser machen müssen als in der letzten Saison. Ich glaube, dass uns Bescheidenheit und Demut guttun."

Der Double-Gewinner Basel kann sich Abgänge wie die der treffsicheren Stürmer Seydou Doumbia und Marc Janko leisten, ohne in Verlegenheit zu geraten. Der Internationale Renato Steffen und der 28-jährige Niederländer Ricky van Wolfswinkel, den man als Königstransfer bezeichnen könnte, dürften den FCB auch für die Aufgaben in der Champions League stark machen. Sie haben Matias Delgado im Rücken, der seit seiner Rückkehr 2013 höchstens noch besser geworden ist - trotz seiner mittlerweile 34 Jahre. In seiner ersten Saison als Trainer in der obersten Liga vermisst Raphael Wicky im ohnehin breiten Kader keinen Bestandteil einer schlagkräftigen Mannschaft.

Aderlass in Luzern und Sitten

Wer kann YB auf der Jagd nach dem Serienmeister begleiten? Der FC Luzern nach der derzeitigen Einschätzung eher nicht. Trainer Markus Babbel dürfte alle Mühe haben, die Schlüsselspieler Nicolas Haas, Markus Neumayr und Marco Schneuwly nicht ins Gewicht fallen zu lassen. In Sitten ist der Aderlass noch grösser. Bewährte Kräfte wie Veroljub Salatic, Reto Ziegler, Pa Modou und Chadrac Akolo sind gegangen. Es fragt sich, ob der in die Jahre kommende Marco Schneuwly und der begabte Verteidiger Eray Cümart, den Besitzer Basel früher oder später zurückbeordern dürfte, die Lücken ausreichend stopfen.

Dafür haben die Walliser für den verwaisten Trainerposten ein rechtes Kaliber verpflichtet. Zum Ärger von Luganos Präsidenten Angelo Renzetti hat sich Paolo Tramezzani aus dem laufenden Vertrag gestohlen. Der Italiener hatte Lugano im Frühling vom Abstiegsanwärter in einen Europa-League-Teilnehmer verwandelt. Sollte Tramezzani gar der erste Sittener Trainer nach Didier Tholot (2009/10) werden, den Christian Constantin nicht unter der Saison entlässt?

Lugano seinerseits, neu von Pierluigi Tami befehligt, gehört nicht nur wegen der Abgänge der Stürmer Ezgjan Alioski und Armando Sadiku zu den Verlierern der Zwischensaison. Es wäre eine satte Überraschung, wenn den Tessinern noch einmal eine so gute Saison gelingen würde.

Wird Basels Dominanz gebremst?

Wenn der FC Basel in der Saison 2017/18 seinen neunten Meistertitel in Serie anstrebt, tönt dies nach Gewohnheit und Monotonie. Ein Blick in die Statistiken lässt alles noch klarer erscheinen: Die ohnehin überlegenen Basler sind zuletzt noch dominanter aufgetreten.

Die voraussichtlich von den Young Boys oder eventuell sogar vom Wiederaufsteiger Zürich angeführten Konkurrenten werden den FCB vielleicht nicht am neunten Alleingang in Folge hindern können. Sie könnten jedoch schon einen Teilerfolg erringen, indem sie die Kluft zur Übermannschaft nicht noch grösser werden lassen. Jedwede Veränderung bedeutet eine Chance. Die Basler werden beweisen müssen, dass sie auch unter den neuen Exponenten Bernhard Burgener (Präsident), Marco Streller (Sportchef) und Raphael Wicky (Trainer) führend sein können.

Zuletzt 17 Punkte Vorsprung

Die zunehmende Überlegenheit der Basler schlug sich in der vergangenen Saison nicht nur im Rekord von 86 Punkten und im satten Vorsprung von 17 Punkten (auf YB) nieder. Wohl ebenso beeindruckend ist die Tatsache, dass die Basler gegen vier der neun Gegner (Luzern, St. Gallen, Grasshoppers, Lausanne) das Maximum von zwölf Punkten herausholten. Sechs der insgesamt zwölf Punktemaxima seit der Einführung der Super League 2003/04 glückten dem FCB allein in den letzten zwei Saisons.

Es gelingt mittlerweile auch kaum noch einer Mannschaft, innerhalb einer Saison gegen Basel wenigstens aus den Direktbegegnungen die Mehrzahl der Punkte herauszuholen. 2016/17 schafften dies mit zwei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage nur die Young Boys. Drei Siege in einer Saison gegen Basel realisierten seit der Einführung der Super League lediglich je einmal GC und YB. Diese kleinen und, auf eine ganze Saison gesehenen, wenig bedeutenden Erfolge der Gegnerschaft liegen aber schon sieben respektive acht Jahre zurück.

In allen Super-League-Saisons von 2003/04 bis heute versuchten, kumuliert, 126 Mannschaften, dem FCB Paroli zu bieten. Nur sechs von ihnen holten in einer bestimmten Saison aus den Duellen mit Basel mehr als die Hälfte der Punkte heraus. Nur weitere neun brachten es zumindest auf eine ausgeglichene Bilanz. (sda)

Kommentare (0)