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Rad Strasse

World Tour, 113. Mailand - Sanremo, Text

Die slowenischen Profis sind im Radsport derzeit das Mass aller Dinge. Die 113. Ausgabe des Klassikers Mailand - Sanremo gewinnt aber überraschend Matej Mohoric - und nicht etwa Tadej Pogacar oder Primoz Roglic.

An slowenische Sieger hat man sich insbesondere in diesem Frühjahr gewöhnt. Pogacar gewann alle drei Rennen, zu denen er gestartet war, und Roglic triumphierte bei der Rundfahrt Paris - Nizza. Beim ersten grossen Eintagesrennen der Saison aber setzten sich nicht die beiden zu den meistgenannten Anwärtern auf den Sieg zählenden Stars durch, sondern ihr Landsmann Matej Mohoric.

Mohoric vom Team Bahrain-Victorious hatten die Experten nicht unbedingt auf der Rechnung gehabt. Der 27-Jährige, 2019 bereits Fünfter und 2020 Zehnter, zählte sich selbst aber durchaus zu den Sieganwärtern. "Ich habe den ganzen Winter an diesen Tag gedacht", so Mohoric, der sich den ersten slowenischen Sieg in Sanremo mit einer riskanten Abfahrt vom Poggio, wenige Kilometer vor dem Ziel das traditionell letzte Hindernis des Tages, sicherte.

Mohoric, im letzten Jahr zweifacher Etappensieger an der Tour de France, verfolgte einen Plan und der ging perfekt auf. Seine Mannschaft hatte ihm für das Rennen ein spezielles Rad mit einer am Lenker verstellbaren, absenkbaren Sattelstütze vorbereitet. Das habe ihm in der letzten Abfahrt "Sicherheit gegeben" und ihn "schneller gemacht". In der Tat: Mohoric überquerte den Poggio mit einigen Sekunden Rückstand, stiess danach nach vorne und zog auf dem Weg zu seinem grössten Triumph allen unaufhaltsam davon.

Salto am Giro

Dass er in Abfahrten überhaupt wieder viel riskiert, ist nicht selbstverständlich, stürzte er doch letztes Jahr in der 9. Etappe des Giro d'Italia nach einem Verbremser kopfüber über sein Velo. Nur knapp entging er bei hohem Tempo in der Abfahrt Schlimmerem. Auch nach Sanremo hinunter hatte er mehrere heikle Momente zu überstehen, er verhinderte einen Sturz aber gekonnt.

Auf dieselbe Art, mit einem Antritt in der letzten Abfahrt, hatte vor einem Jahr bereits Jasper Stuyven triumphiert. Mohoric rettete wie 2021 Stuyven, der dieses Mal wie Weltmeister Julian Alaphilippe und andere Topfahrer krankheitsbedingt fehlte, wenige Sekunden Vorsprung ins Ziel. Zweiter hinter Mohoric nach 293 km wurde der Franzose Anthony Turgis, Dritter - bei seinem ersten Renneinsatz in diesem Jahr überhaupt - der Niederländer Mathieu van der Poel.

Schweizer ohne Chance

Den Favoriten um Pogacar und Roglic blieb am Ende nichts anderes übrig, als ihrem Landsmann anerkennend auf die Schultern zu klopfen. Zuvor hatte Pogacar hinauf zum Poggio wie erwartet versucht, seine Konkurrenten loszuwerden - vergeblich. Erstmals musste der bisherige Dominator der Saison eine Niederlage einstecken. Dafür hat Slowenien innerhalb von drei Jahren nun schon den dritten Sieger an einem der fünf Radsport-Monumente vorzuweisen.

Die beiden einzigen in Mailand gestarteten Schweizer hatten mit dem Ausgang des Rennens wie erwartet nichts zu tun. Silvan Dillier klassierte sich mit gut sechs Minuten Rückstand auf Platz 102, Simon Pellaud wurde 133. (11:15 zurück). (sda)

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