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Super League

«Wir sind zuversichtlich, dass es noch kippen kann»: Komitee-Sprecher Jucker hofft auf eine Abschaffung der Playoffs

Dem «Komitee Playoffs Nein», dessen Petition bereits über 48'000 Unterschriften gesammelt hat, ist die angestrebte Super-League-Reform ein Dorn im Auge. Sprecher Michael Jucker erklärt im Interview, weshalb ihm mögliche Playoff-Spiele im Schweizer Fussball nicht behagen.

Zahlreiche Fussball-Fans lehnen die vorgesehenen Playoffs in der Super League vehement ab. Im Bild: GC-Fans im Zürcher Derby.
Bild: Keystone

Gegen die geplante Einführung der Playoffs in der Super League regt sich erheblicher Widerstand. Mehrere Vereine haben sich öffentlich gegen den neuen Modus ausgesprochen - und die Fans laufen ohnehin seit geraumer Zeit Sturm gegen das Vorhaben. Hinzu kommt ein überparteiliches «Komitee Playoffs Nein», das auch bei Nati-Stars wie Breel Embolo Unterstützung findet und mit seiner vergangene Woche lancierten Petition bereits über 48'000 Unterschriften gesammelt hat. Der Sporthistoriker Michael Jucker, Leiter der Plattform «Swiss Sports History» und des FCZ-Museums, steht dem breiten Bündnis als Sprecher vor. Im Interview äussert er sich zu den Gründen, weshalb sein Komitee mögliche Playoffs in der Super League so vehement ablehnt.

Herr Jucker, letzte Woche Donnerstag haben Sie Ihre Petition lanciert – und damit am gleichen Tag, an dem der FC Zürich seinen Antrag zur Abschaffung der Playoffs eingereicht hat. Ist das Zufall?

Michael Jucker : Die Lancierung sollte an diesem Tag stattfinden, sie war sogar schon früher geplant. Dass es mit dem FCZ-Antrag zusammenfiel, war reine Koinzidenz.

Eine ketzerische Frage: Wieso wollen Sie keine Spannung in der Super League?

Wir sind für Spannung, aber wir sind gegen künstlich erzeugte Spannung. Die letzte Saison war ja auch durchaus spannend: Der Meistertitel vom FCZ war eine Überraschung. Zwar hatte man in den letzten Jahren meist eine FCB- und YB-Dominanz. Die Gründe dafür liegen aber nicht im Modus.

Sondern?

Das ökonomische Gefälle zwischen denjenigen Vereinen, die regelmässig europäisch spielen, und den anderen Klubs ist zu gross. In Deutschland oder Frankreich, wo es an der Spitze über Jahre keine Spannung gegeben hat, beispielsweise ebenfalls.

Im Mai haben 16 der 20 SFL-Teams für den neuen Modus – also auch für die Einführung der Playoffs – gestimmt. Wieso tun Sie sich so schwer, diesen demokratischen Entscheid zu akzeptieren?

Wenn es um Demokratie geht, dann müssen auch alle einbezogen werden, die es betrifft und ein Rückkommens-Antrag möglich sein. Wir tun uns schwer damit, weil die Liga und die Vereine vorab ihre Basis nicht befragt haben und sich der Konsequenzen offenbar nicht bewusst waren.

Michael Jucker kämpft mit seinem Komitee für den Verzicht auf Playoffs in der Super League.
Bild: Privat

Sie finden also, die Fans sind nicht genug in die Entscheidung einbezogen worden?

Ja. Normalerweise mache ich bei Produkten einen Markttest bei den Zielgruppen, das ist hier nicht erfolgt.

Der FC St. Gallen hat Ihnen im Grunde genommen recht gegeben. Nach Beratungen und Gesprächen mit den Fans hat er seine Unterstützung für die Playoffs zurückgenommen. Stimmt Sie das optimistisch, dass es Ihnen gelingen kann, den Entscheid an der SFL-GV am 11. November noch zu kippen?

Wir sind zuversichtlich, dass es noch kippen kann. Wir hoffen, dass sich einige Vereine noch umentscheiden.

Ihr Komitee sieht in den Playoffs die schrankenlose Kommerzialisierung und «Eventisierung des Profifussballs auf Kosten seiner Integrität und seiner Verankerung an der Basis» – hat diese Entwicklung nicht schon längst stattgefunden? Inwieweit machen Playoffs den Unterschied?

Playoffs machen einen grossen Unterschied, weil sie erheblich in den sportlichen Wettbewerb eingreifen. Sie sind sportlich nicht fair. Am Ende soll derjenige Meister werden, der über die gesamte Saison am stärksten war. Das ist mit einem Playoff-System nicht gewährleistet. Man hat es in der vergangenen Saison in der Super League der Frauen gesehen: Servette hat die Liga angeführt– am Ende sind aber die FC Zürich Frauen durch einen Sieg im Penaltyschiessen Meister geworden. Und wie erwähnt: Ein Grossteil der Basis des Schweizer Fussballs ist gegen Playoffs, für ihre Einführung gibt es schlicht keine überzeugenden Argumente.

In anderen Sportarten, im Eishockey etwa, sind Playoffs gang und gäbe. Aus welchem Grund wäre das im Fussball nicht auch eine Überlegung wert?

Zum einen, weil Eishockey-Stadien kleiner sind und man weniger Saisonkarten verkaufen muss, um sie zu füllen, zudem sind die Vereine nicht auf den internationalen Wettbewerb und Transfers ausgerichtet. Und zum anderen ist der Modus gewissermassen Teil dieses Sports und eine historische Konstante. Im Fussball nicht, und wenn man in die grossen, erfolgreichen Fussball-Ligen schaut, gibt es dort nirgendwo Playoffs – das hat gute Gründe.

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