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Eishockey

«Wir haben erst spät unser wahres Gesicht gezeigt»: Der EV Zug stellt das Spiel nach schläfrigem Start auf den Kopf

Die SCL Tigers bringen den EV Zug ins Wanken. Doch der Meister legt einen Steigerungslauf hin und siegt nach einem 1:3-Rückstand mit 5:3.

Er wurde zum besten Spieler des EV Zug ausgezeichnet: Lino Martschini.
Bild: Bild: Philipp Schmidli/Keystone (Zug, 17. September 2022)

Das Thema Torsong bewegte letzte Saison viele EVZ-Fans. Eine Mehrheit liess daran kein gutes Haar und sorgte vielerorts für Kopfschütteln. «Wenig originell und ohne Ohrwurmpotenzial», lautete die gängige Meinung. Eine Kerngruppe der Supporter machte sich für einen neuen Torsong stark und deponierte ihr Anliegen bei der sportlichen Führung. «Es war schon ein bisschen ein Gestürm, doch wir hatten einen guten Austausch», meinte Geschäftsführer Patrick Lengwiler.

Bis die 6973 Zuschauerinnen und Zuschauer erstmals von der neuen Torhymne beschallt wurden, dauerte es mehr als 26 Minuten, weil die SCL Tigers ihre Defensivarbeit souverän erledigten. Sven Leuenberger war es, der sich als erster Spieler in die EVZ-Torschützenliste eintragen lassen durfte. Der 1:2-Anschlusstreffer sei «eine Erlösung gewesen», sagte der Stürmer. Doch kaum waren die Musikklänge verstummt, kassierte der EV Zug 15 Sekunden später ein weiteres Gegentor. Erst von da an zeigte der Meister, was in ihm steckt. Er schaltete ein paar Gänge hoch. «Wir haben erst spät unser wahres Gesicht gezeigt», meinte Leuenberger. Selbstkritisch fügte er an: «Wir waren nicht von Anfang an bereit gewesen und waren viel zu passiv, immer einen Schritt zu spät. Vielleicht hatten wir etwas falsche Erwartungen ans Spiel.»

Wenn 95 Prozent Einsatz zu wenig sind

Hat der EV Zug den Gegner gar leicht unterschätzt? Die SCL Tigers hatten zwei fürchterliche Saisons hinter sich. Schlimmer ging es fast nicht mehr. Tristesse war im Emmental vorherrschend. Weil es die letzten Saisons keinen Absteiger gab, war es sozusagen nicht relevant, ob ein Sieg oder eine Niederlage zu Buche stand. «Spielt Langnau in der falsch Liga?», titelte gar die «Berner Zeitung» vor dem Saisonstart.

Wenn man sich ein Bild der Kräfteverhältnisse der beiden Equipen machen will, reicht ein Blick auf die Anzahl Punkte aus der Qualifikation der letzten beiden Saisons. Die Zuger holten 219 Punkte, die Langnauer deren 69. Zwei Welten, die in der Bossard-Arena aufeinanderprallten. Doch bereits zum Saisonauftakt haben die Langnauer mit dem 2:1-Sieg gegen die ZSC Lions eine erste Duftmarke gesetzt und waren mit breiter Brust in die Bossard-Arena gereist. So war denn auch ein Qualitätsunterschied während mehr als 30 Minuten nicht erkennbar. Beim EV Zug fehlte es zunächst an allen Ecken und Enden: Kaum Energie, keine Entschlossenheit, fehlende Pucksicherheit. Sinnbildlich dafür standen die ungenauen und überhasteten Zuspiele von Verteidiger Christian Djoos, der noch tags zuvor gegen SC Bern Selbstsicherheit ausstrahlte und einen starken Auftritt hinlegte. Dan Tangnes war denn auch alles anderes als zufrieden mit der ersten Spielhälfte: «Die Spieler haben gemerkt, dass 95 Prozent Einsatz zu wenig sind. Langnau hat das Spiel langsam gemacht und war auf Konter aus. Wir hatten grosse Mühe damit. Ich denke, die Spieler haben aus dieser Lektion gelernt.»

Laut dem EVZ-Trainer habe er in der ersten Drittelspause nicht laut werden müssen. «Ich musste keine taktischen Anweisungen geben. Es ging mehr darum, dass die Jungs kühlen Kopf bewahren und wieder positive Energie kreieren.» Der EV Zug spielte nun physischer und machte die Checks fertig. Die Bemühungen wurden belohnt: Nach Weitschusstoren von Christian Djoos und Lino Martschini dreht der EV Zug das Spiel. Nach dem 5:3 in der 44. Minute war bei den Langnauern, die ihre Haut teuer verkauften, die Luft draussen.

Der EV Zug baut somit die imposante Heimbilanz gegen die Emmentaler aus und hat seit mittlerweile zwölf Spielen nicht mehr verloren. «Jedem ist klar, dass wir noch grosses Steigerungspotenzial haben. Das sind gute Vorzeichen», bemerkte Sven Leuenberger.

Und die neue Torhymne, wie hat sie Dan Tangnes gefallen? «Neuer Torsong?», fragte der Coach staunend zurück. «Das habe ich überhaupt nicht wahrgenommen. Wahrscheinlich müssen wir mehr Tore schiessen», spöttelte Tangnes. Nach der Aufholjagd seiner Mannschaft hatte er wieder allen Grund zu lachen.

Zug – Langnau 5:3 (0:2, 3:1, 2:0)Bossard-Arena. – 6973 Zuschauer. – SR: Wiegand/UrbanTore: 10. Weibel (Michaelis) 0:1. 20. Pesonen (Saarijärvi, Michaelis) 0:2. 27. (26:35) Leuenberger (Allenspach, Geisser) 1:2. 27. (26:50) Grossniklaus (Weibel) 1:3. 37. Djoos (Senteler) 2:3. 38. Martschini (Cehlarik, Hansson/Powerplay) 3:3. 42. Cehlarik (Martschini) 4:3. 44. Herzog (O'Neill/Powerplay) 5:3.Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Zug; 4-mal 2 Minuten gegen Langnau.Zug: Hollenstein; Djoos, Geisser; Stadler, Hansson; Kreis, Schlumpf; Gross; Hofmann, Kovar, Simion; Herzog, Senteler, Zehnder; Cehlarik, O’Neill, Martshcini; Allenspach, Leuenberger, Klingberg; De Nisco.Langnau: Boltshauser; Zryd, Lepistö; Schilt, Saarijärvi; Grossniklaus, Erni; Aeschbach; Weibel, Michaelis, Pesonen; Saarela, Schmutz, Rohrbach; Sturny, Diem, Grenier; Aeschlimann, Neuenschwander, Berger.Bemerkungen: Zug ohne Suri (verletzt); Neumann, Nussbaumer, Vogel, Wüthrich (alle überzählig).

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