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Bundesliga

Wenn das Langzeitprojekt nur kurz dauert: Bayern München bestätigt Nagelsmann-Aus – Tuchel übernimmt

Bereits am Donnerstagabend vermeldeten verschiedene Medien das Trainer-Beben beim FC Bayern München. Nun hat auch der Klub das Aus von Julian Nagelsmann bestätigt und den neuen Übungsleiter gleich vorgestellt.

Julian Nagelsmann und der FC Bayern München verlieren am vergangenen Sonntag 1:2 gegen Bayern Leverkusen. Nach der Niederlage und dem Verlust der Tabellenspitze muss der Trainer seinen Posten räumen.
Bild: Bild: Marius Becker/dpa

«Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?» Ein Zitat, welches Deutschlands erstem Bundeskanzler Konrad Adenauer zugeschrieben wird. Dieser Devise dürfte Herbert Hainer, seit 2019 Präsident des FC Bayern, folgen. Noch am Montag stärkte er seinem Trainer gegenüber dem «Kicker» den Rücken. Er sprach von einem «Top-Trainer», mit dem man langfristig plane. Es sei ein deutlicher Fortschritt erkennbar, die Trainer-Diskussion käme von aussen. Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach im Februar in Bezug auf den Chefcoach von einem «Langzeit-Projekt». Allen Beteuerungen zum Trotz: Julian Nagelsmann ist nicht mehr länger Übungsleiter des deutschen Rekordmeisters.

Lange liess der 32-fache deutsche Meister dann auch mit der Kommunikation auf sich warten. Obwohl sich die Meldung bereits am Donnerstagabend wie ein Lauffeuer verbreitete, rang man sich erst am späten Freitagnachmittag zu einer Erklärung.

Julian Nagelsmann verlässt am Freitagnachmittag das Vereinsgelände. Zuvor trennen sich die Bayern-Bosse von ihm.
Bild: Bild: Keystone

«Nach der WM haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison infrage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus. Deshalb haben wir jetzt reagiert», lässt sich Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn im Communiqué zitieren.

Überraschender Zeitpunkt

Obschon die Trainer-Frage an der Isar bereits früh gestellt wurde, überrascht der Zeitpunkt. Immerhin kegelten die Bayern das Star-Ensemble aus Paris erst kürzlich mit einem Gesamtskore von 3:0 souverän aus der Königsklasse, stehen im Viertelfinal. Die Münchner könnten noch alle Titel gewinnen. Zudem liess die Führungsriege nie Zweifel am Coach aufkommen, protegierte diesen demonstrativ in der Öffentlichkeit.

Unerwartet kam das Aus auch für den Geschassten selbst. Via Medien erfuhr er davon. Zusammen mit seiner Partnerin unternahm er in diesen Tagen einen Ausflug ins österreichische Zillertal, wollte den Kopf beim Skifahren etwas lüften und die Batterien wieder aufladen. Nun fällt die Auszeit länger als gewünscht aus.

Die Trennung erfolgt nach knapp 21 Monaten. An der Säbener Strasse hatte man sich viel von Nagelsmann erhofft. Ein 35-jähriges Trainer-Talent, das bei Hoffenheim und Leipzig überzeugende Arbeit leistete. Derart überzeugend, dass man dazu bereit war, tief in die Tasche zu greifen. Für 25 Millionen Euro hatte man ihn bei den Roten Bullen aus Leipzig freigekauft. Der Übungsleiter wurde mit einem langfristigen Vertrag bis Sommer 2026 ausgestattet.

Eine Nummer zu gross

Nagelsmann wurde vergangene Saison zwar deutscher Meister. Doch mit diesem Kader und dem Selbstverständnis des Klubs handelte es sich schlicht um eine erfüllte Pflicht.

Haften blieben zwei Enttäuschungen: das Champions-League-Aus gegen Aussenseiter Villarreal und die 0:5-Klatsche gegen Mönchengladbach im DFB-Pokal. Die Nagelsmann-Ära war geprägt von launischen Darbietungen seiner Equipe. Mal ein überzeugender Auftritt gegen PSG, Mal ein blasses 1:2 gegen Leverkusen am vergangenen Wochenende. Das war gleichbedeutend mit dem Verlust der Tabellenführung an Borussia Dortmund. Dabei hatten die Münchner vor der WM-Pause noch neun Punkte Vorsprung auf den BVB.

Für Nagelsmann war der FC Bayern München – zum jetzigen Zeitpunkt – eine Nummer zu gross. Am Ende ist der 35-Jährige, der auch gerne im Rampenlicht stand, auch ein wenig über sich selbst gestolpert. Die Beziehung zu Bild-Reporterin Lena Wurzenberger soll bei Schlagzeilen im Verein zu Gerede geführt haben. Trainings sollen manchmal zu kompliziert gewesen sein, einige Spieler von den Vorträgen gar genervt. Ihm verblieben letztlich nur noch wenige Fürsprecher in der Kabine.

Nati-Goalie Yann Sommer muss – zumindest kurzfristig – nicht um seine Position als Nummer 1 bangen.
Bild: Bild: Keystone

Für Nati-Goalie Yann Sommer, der im Januar auch nach grossem Einsatz von Nagelsmann zum FC Bayern gelotst wurde, dürfte sich zumindest kurzfristig nicht viel ändern. Es ist nicht davon auszugehen, dass nun Sven Ulreich das Tor hütet. Sobald sich Manuel Neuer zur neuen Saison hin von seinem Unterschenkelbruch erholt, werden die Karten neu gemischt.

Nachfolger steht bereit

Thomas Tuchel übernimmt den Trainerposten beim FC Bayern.
Bild: Bild: Keystone

Mit Thomas Tuchel steht bereits sein Nachfolger bereit. Der 49-jährige Deutsche erhält einen Vertrag bis Sommer 2025, leitet bereits am Montag seine erste Trainingseinheit. Er bringt viel Erfahrung mit, wurde mit PSG beispielsweise zweimal französischer Meister, bei seiner letzten Station, dem FC Chelsea, gewann er 2021 die Königsklasse. Doch alleine die Erfahrung dürfte für ein weiteres Langzeitprojekt nicht reichen.

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