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Fussball-WM

Frankreich besiegt England und zieht in den Halbfinal ein

Das Viertelfinale zwischen England und Frankreich wird das erwartet enge Spiel. Im Aufeinandertreffen der Starspieler trifft Harry Kane nur einmal vom Elfmeterpunkt. Die Schlussphase wird zum Krimi.

Der 36-Jährige Olivier Giroud erzielt gegen England seinen vierten WM-Treffer und wird zum französischen Helden. 
Bild: Tolga Bozoglu / EPA

Frankreichs Himmelsstürmer haben das quälend lange englische Titeltrauma auf mindestens 58 Jahre verlängert. Der Weltmeister gewann das letzte WM-Viertelfinale in Katar am Samstagabend gegen die Three Lions mit 2:1 (1:0) und spielt am Mittwoch gegen Marokko um die Endspielteilnahme. Aurélien Tchouaméni (17.) und Olivier Giroud (78.) trafen vor 68 895 Zuschauern im Al-Bait Stadion von Al-Chaur für die Équipe Tricolore von Trainer Didier Deschamps, Englands Rekordkapitän Harry Kane konnte nur zwischenzeitlich per Elfmeter ausgleichen (54.). In der 84. Minute vergab der 29-Jährige einen zweiten Strafstoss.

Nach dem verlorenen EM-Finale in Wembley im Vorjahr reisen die Engländer wie schon so oft früher als gewollt ab. Den letzten Titel bei einem grossen Turnier gewannen die Three Lions 1966 im Finale gegen Deutschland, das noch in schwarz-weiss übertragen wurde. Frankreich hingegen wandelt auf den Spuren der legendären brasilianischen Auswahl, die 1962 als bisher letztes Team den WM-Triumph direkt wiederholt hatte.

Die britischen Fans waren in der einem Wüstenzelt nachempfundenen Arena zwar in der Überzahl. Zumindest war das «Come on, England» deutlich lauter zu hören als «Allez, les Bleus». Die beiden Regierungschefs Emmanuel Macron und Rishi Sunak hatten sich vor der Partie bei Twitter ein kleines Spassgeplänkel geliefert, wer denn nun ins Halbfinale einzieht.

Nach England sah es in der Anfangsphase nicht aus. Die Auswahl von Gareth Southgate agierte im Spielaufbau ideenlos - und leistete sich ungewohnt viele Fehler. Frankreichs Tempo-Sturm nutzte das gnadenlos aus.

Der nicht zu stoppende Kylian Mbappé wechselte mit dem Ball am Fuss die Seite und leitete damit die Führung ein. Tchouaméni traf sehenswert nach Vorlage von Antoine Griezmann aus gut 25 Metern, der Ball schnellte dabei auf 108 km/h. Erstmals bei dieser WM lag England hinten, und jetzt kam Kane.

Der Stürmerstar von Tottenham Hotspur prüfte seinen Vereinskollegen Hugo Lloris im französischen Tor in der 21. und 29. Minute, war nun präsenter. Das Spiel der Three Lions wirkte nicht mehr ganz so statisch, auch Jude Bellingham hatte mehr Ballaktionen. Kurzzeitig hatten die Engländer auf einen Elfmeter gehofft, als ein Zweikampf zwischen Bayern-Profi Dayot Upamecano und Kane an der Strafraumgrenze per Videobeweis überprüft wurde. Schiedsrichter Wilton Sampaio (Brasilien) unterbrach das Spiel lange, doch einen Strafstoss gab es nicht.

Mbappé bleibt für einmal ohne Tor

Mbappé fiel in dieser Phase des Duells der beiden «Weltklassespieler» (Southgate) im Vergleich mit Kane etwas ab. Sein Schuss in der 40. Minute ging weit über das englische Tor. Aber das musste bei dem 23-Jährigen nichts heissen. Gegen Polen im Achtelfinale hatte der Paris-Stürmer laut seines Trainers Deschamps nicht vollends überzeugt - aber trotzdem zwei Tore erzielt.

Der Halbzeit-Rückstand war in der aufregenden englischen Fussballhistorie ein schlechtes Omen: Noch nie gewannen die Three Lions ein WM-Spiel, wenn sie zur Pause hinten lagen. Bellinghams Versuch, sich dem entgegenzustemmen, wurde kurz nach dem Wiederanpfiff von Lloris über das Tor gelenkt (47.). Dann gab es aber doch Strafstoss für England. Tchouaméni holte Bukayo Saka im Strafraum von den Beinen, Kane liess sich die Chance bei seinem elften WM-Einsatz als England-Kapitän nicht nehmen. Der 29-Jährige zog mit seinem 53. England-Tor mit Rekordschütze Wayne Rooney gleich.

England hätte das zweite Tor verdient

Die Briten wurden in der Folge besser, hätten das zweite Tor schon zur Mitte der zweiten Halbzeit verdient gehabt. Harry Maguire (70.) und Saka (71.) vergaben aussichtsreiche Möglichkeiten. Giroud bestrafte die mangelnde Chancenverwertung zu Beginn der Schlussphase: Den ersten Versuch des 36-Jährigen konnte Englands Torwart Jordan Pickford noch entschärfen (77.), beim zweiten per Kopf war er aber machtlos.

Beim zweiten Mal scheiterte er: Harry Kane verpasste kurz vor Schluss den erneuten Ausgleich.
Bild: Rolex Dela Pena / EPA

Das ungestüme Abwehrverhalten von Theo Hernández, das wieder vom Videoassistent überprüft wurde, führte zum zweiten Strafstoss. Kane legte sich den Ball in aller Ruhe zurecht - und schoss weit drüber. Als dann auch Marcus Rashford in der Nachspielzeit einen Freistoss knapp über das Tor setzte, war das Aus für England besiegelt. (dpa)

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