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WM 2022

Was von der WM in Erinnerung bleibt

Rückblick auf vier WM-Wochen von Lionel Messi bis Vincent Aboubakar.
Bild: KEYSTONE/AP/Hassan Ammar

Die Krönung von Messi

An seiner fünften und letzten Weltmeisterschaft hat es Lionel Messi geschafft und sich die Krone aufgesetzt. Und dies nicht als Mitläufer, sondern als bester Spieler dieser Weltmeisterschaft. Sieben Tore schoss er in Katar, zwei davon im Final. Der 35-Jährige war jederzeit der Anführer dieser argentinischen Mannschaft. Trotz 36 Trophäen im Klubfussball und 98 Toren in 172 Länderspielen: Erst dieser WM-Pokal macht die Karriere des Ausnahmekönners perfekt.

Der französische Prinz

Sein 24. Geburtstag am Dienstag wird nicht zum rauschenden Fest, das es hätte sein können. Kylian Mbappé musste nach der Final-Niederlage von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron getröstet werden. Wie bei der EM 2021 im Achtelfinal gegen die Schweiz sorgten Penaltys für die Tränen des Stürmers und dies obwohl er in Katar im Final selber dreimal vom Elfmeterpunkt erfolgreich war. Zum König reichte es nicht, ein Prinz ist er allemal: Mbappé steht schon bei zwölf WM-Toren und damit an sechster Position in der ewigen Rangliste. Vier Tore in WM-Finals (eines 2018, drei 2022) hat kein anderer Spieler bisher geschafft.

Die Tränen der Stars

Neymar hatte seine Tränen schon früher vergossen als sein Pariser Teamkollege Mbappé. Die Nummer 10 der Brasilianer erzielte im Viertelfinal gegen Kroatien in der Verlängerung eines der schönsten Tore der WM. Es war für ihn und das mehrmals stark aufspielende Brasilien ein Muster ohne Krönung. Noch bitterer waren die Tränen von Cristiano Ronaldo, der beim Viertelfinal-Out der Portugiesen gegen Marokko nur noch Ersatzspieler war. Zuvor hatte er einmal getroffen und einmal fast. Obwohl er monierte, den Ball mit dem Kopf berührt zu haben, wurde der Treffer gegen Uruguay Teamkollege Bruno Fernandes zugestanden.

Die marokkanischen Tänze

Sie überzeugten durch mannschaftliche Geschlossenheit und waren die Entdeckung des Turniers: Die Marokkaner kamen fast aus dem Nichts, mit einem eben erst verpflichteten Trainer, und drückten der WM ihren Stempel auf. Die zahlreichen Fans in den Stadien taten es mit ihren Pfiffen, die Spieler von Coach Walid Regragui mit einer fast unüberwindbaren Abwehrmauer, an der in der K.o.-Runde Spanien und Portugal abprallten. Gefeiert wurden die Siege im Kreise der Familie. Die schönste Einlage lieferte Sofiane Boufal, der nach dem Erfolg gegen Portugal mit seiner Mutter auf dem Rasen tanzte.

Die schweigenden Iraner

Die Iraner sorgten für die emotionalste Hymne an diesem Turnier - indem sie schwiegen. Vor dem Match gegen England solidarisierte sich die Mannschaft mit ihrer Aktion mit den Protesten im Land, die mit dem Tod der jungen Mahsa Amini in Gewahrsam der Sittenpolizei begonnen hatten. Auf den Zuschauerrängen sah man iranische Anhänger mit Protestparolen und in Tränen. Wenige Tage später und wohl wegen angedrohter Konsequenzen sangen die Spieler vor dem Match gegen Wales die Hymne halbherzig mit.

Der deutsche Protest

Mit der Hand vor dem Mund gab auch die deutsche Mannschaft ein Statement ab. Sie liess sich in dieser Postur für ein Mannschaftsfoto ablichten und protestierte damit gegen das Verbot der FIFA, die viel diskutierte "One Love"-Captainbinde zu tragen. Mit der Drohung einer Gelben Karte für den Captain und möglicher weiterer Sanktionen hatte der Weltverband das geplante Zeichen für Solidarität und Gleichheit einiger europäischer Mannschaften problemlos im Keim erstickt.

Die Schiedsrichterin

Eine von 64 Partien wurde von einer Schiedsrichterin gepfiffen. Die Französin Stéphanie Frappart leitete das Vorrunden-Spiel zwischen Deutschland und Costa Rica, nachdem die drei aufgebotenen Schiedsrichterinnen in den Tagen zuvor vor allem als vierte Offizielle zum Zuge gekommen waren. Die Japanerin Yoshimi Yamashita und die Ruanderin Salima Mukansanga blieben ohne Einsatz als Haupt-Referee. Umstrittene Entscheide gab es von den in Katar im Einsatz stehenden insgesamt 129 Unparteiischen den einen oder anderen. Das prägendste Bild war der Ball vor dem 2:1 der Japaner gegen Spanien, der um einige Zentimeter im Spiel geblieben war - oder vielleicht nicht. Für Deutschland bedeutete dieser Treffer das Vorrunden-Out.

Die beste Rote Karte

Nur viermal zeigten die Schiedsrichter in Katar die Rote Karte. Damit ging der WM-Trend der abnehmenden Anzahl von Platzverweisen weiter, nachdem 2006 in Deutschland noch 20 Spieler Rot gesehen hatten. Den einzigen direkten Platzverweis gab es gegen den walisischen Goalie Wayne Hennessey wegen einer Notbremse. Die anderen waren Gelb-Rote Karten in der Nachspielzeit oder sogar nach der Partie. Kameruns Vincent Aboubakar sah die zweite Verwarnung nach seinem Siegtreffer in der Vorrunde gegen Brasilien für das Ausziehen des Trikots und nachdem er vom amerikanischen Schiedsrichter Ismail Elfath für sein schönes Kopfball-Tor Gratulationen und einen Handshake erhalten hatte. (sda)

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