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Und dann zählt das Tor doch noch: Die Schweiz zittert sich dank einem Tor tief in der Verlängerung an die WM

Die Schweizer Fussballerinnen reisen nächstes Jahr an die WM

Fabienne Humm bejubelt das späte 2:1 für die Schweizerinnen.
Bild: Keystone

Und dann fällt es doch noch, das Tor, das die Schweizerinnen an diesem Abend so dringend brauchen und von dem sie schon zweimal geglaubt haben, dass sie es erzielt haben. Doch zweimal hat an diesem Abend eben auch der VAR eingegriffen. Und so steht es auch in der 120. Minute noch 1:1 zwischen der Schweiz und Wales. Die Qualifikation zur WM steht auf der Kippe, viel mehr, als das den favorisierten Schweizerinnen lieb sein kann.

Aber eben, es fällt dann ja doch noch, das 2:1, Fabienne Humm erzielt es, die Stürmerin vom FC Zürich. Sie tut das auf wunderbare Art, weil sie einen flachen Pass von Géraldine Reuteler mit viel Geschick und Gefühl aus spitzem Winkel ins walisische Tor lenkt.

Lauter Jubel bricht dann los im Letzigrund, und ein spannender Abend geht doch noch so zu Ende, wie es sich das alle vorgestellt haben: mit der WM-Qualifikation der Schweizerinnen. Sie sind nächstes Jahr an der WM-Endrunde in Australien und Neuseeland dabei. Es wird die vierte Teilnahme an einem Grossanlass und die zweite an einer WM nach jener von 2015 in Kanada.

Die herausragende Ramona Bachmann

Als Anfang September die WM-Playoffs ausgelost wurden, war oft vom Losglück die Rede, das den Schweizerinnen hold gewesen sei. Bosnien-Herzegowina oder Wales statt Belgien, Portugal oder Österreich als mögliche Gegnerinnen. Zwei Teams also, die es nicht an die EM geschafft hatten, noch gar nie an einen Grossanlass.

Am Dienstagabend waren es dann eben die Waliserinnen, die sich mit dem Schweizer Team um den Platz an der WM balgten. Die Schweizerinnen wussten, dass sie nur eines brauchen für den WM-Platz: einen Sieg, nach 90 Minuten, oder dann halt nach 120.

Es wird in Zürich dann ziemlich schnell klar, dass das nicht ganz so einfach werden würde. Die Britinnen, die schon in ihrer Qualifikationsgruppe mit defensiver Stabilität geglänzt hatten und in zehn Spielen nur fünf Tore zugelassen hatten, tun, was man eben so tut als Aussenseiter: Sie schauen zuerst einmal, dass hinten nichts anbrennt. Und hoffen, dass vorne einer reinfällt.

Und genau diese Strategie geht dann tatsächlich auf, 19 Minuten sind gespielt, als die Aussenseiterinnen in Führung gehen, das Tor fällt nach einem Eckball, bei dem die Schweizer Defensive keine gute Falle macht. Die Verteidigerin Rhiannon Roberts drückt den Ball über die Linie.

Die Waliserinnen bejubeln das Tor zum 1:0.
Bild: Freshfocus

Für die Schweizerinnen bedeutet das, dass ein kompliziertes Spiel noch komplizierter wird. Schon vorher ist ihnen wenig eingefallen, und jetzt gilt das erst recht. Mal für Mal laufen sie sich in der walisischen Abwehrreihe fest. Als sie kurz vor der Pause doch noch zum Ausgleich kommen, passiert das ein wenig aus heiterem Himmel und nach dem ersten gelungen Angriff.

Mit Ramona Bachmann schliesst ihn jene Spielerin wuchtig ab, die an diesem Abend weit über allen anderen schwebt. Die Stürmerin ist überall anzutreffen, fordert unentwegt den Ball, sie dribbelt und schiesst, auch das vermeintliche 2:1 in der 84. Minute, nach einer zweiten Halbzeit, in der die Schweizerinnen klar dominiert haben. Doch das wird dann aberkannt wegen einer Abseitsstellung, so wie zuvor schon ein Tor von Ana-Maria Crnogorcevic nicht anerkannt wurde.

Das Abschiedsgeschenk von Trainer Nils Nielsen

Am Ende aber interessiert das keinen mehr im Letzigrund. Als alles vorbei und der verdiente Sieg Tatsache ist, verwandelt sich das Schweizer Team in eine Traube. Nur der Trainer, Nils Nielsen, steht abseits, er will zuerst einmal Hände schütteln: die der walisischen Trainerin, die der Schiedsrichterin. Es ist das Ende der Ära des dänischen Trainers, der per Ende Jahr aufhört. Er hat die Schweiz zwar an die WM geführt, aber dort wird er sie nicht mehr betreuen, familiäre Gründe haben dafür den Ausschlag gegeben.

Später sagt Nielsen, wie stolz er auf sein Team sei, wie fantastisch der Sieg. Wehmut will er keinen verspüren, es gehe nicht um ihn, sondern die Spielerinnen, so sagt er das. Und spricht dann von seiner Tochter, bei er nun wieder häufiger sein müsse.

Hat die Schweiz zur WM geführt und tritt jetzt ab: Trainer Nils Nielsen.
Bild: Keystone

Es sind Abschiedsworte, die passen zum Dänen, der als besonderer Trainer in Erinnerung bleiben wird, als unkonventioneller Typ, der den Spielerinnen viele Freiheiten gab und seinen Abgang in den letzten Tagen auch mit den hohen Kita-Kosten in der Schweiz begründete.

Mit der WM-Qualifikation hinterlässt Nielsen dem Schweizer Frauenfussball das passende Abschiedsgeschenk. Er hat dieses Geschenk unbedingt gebraucht, weil es ihm Geld bringen wird, Aufmerksamkeit – und auch ein gewichtiges Argument auf der Suche nach einer Trainerin, der sie an die WM führt.

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