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Rhythmische Gymnastik

Trainingsbetrieb per sofort eingestellt

Der Trainingsbetrieb im Nationalkader und im Juniorinnen-EM-Projekt in der Rhythmischen Gymnastik wird per sofort und bis auf Weiteres eingestellt.
Rhythmische Gymnastik: Das Team aus der Ukraine verzückt an den Weltmeisterschaften 2019 in Baku.
Bild: KEYSTONE/EPA/TATYANA ZENKOVICH

Der Schweizerische Turnverband (STV) reagiert mit dieser Massnahme auf neue Vorwürfe, die am Montag via "Blick" publik wurden.

Der STV kommt derzeit in der Sparte Rhythmischen Gymnastik nicht zur Ruhe. Vergangenen Mittwoch wurden die Cheftrainerin Iliana Dineva und die Nationaltrainerin Anelia Stantscheva infolge einer internen Untersuchung entlassen, nachdem ehemalige Athletinnen in der Öffentlichkeit über schwere Verfehlungen berichtet hatten. Unter anderem seien die Gymnastinnen angehalten worden, trotz Verletzungen weiter zu trainieren. Zudem kam es zu physischen und verbalen Übergriffen.

Im Nachgang der Entlassungen vom vergangenen Mittwoch kehrte aber nicht Ruhe ein. Im Gegenteil: Dem STV wurden weitere Vorwürfe im Bereich Ethik gegen verschiedene Trainerinnen zugetragen und auch der "Blick" beschrieb erneut Fälle, die erst wenige Monate zurückliegen. Aus diesem Grund legt der STV nun einen Halt ein und gibt eine externe Untersuchung in Auftrag.

"Aufgrund der aktuellen Entwicklung und der im Raum stehenden Vorwürfe haben wir entschieden, den Trainingsbetrieb des Nationalkaders und des Juniorinnen-EM-Projektes in der Rhythmischen Gymnastik per sofort und bis auf Weiteres zu stoppen. In den nächsten Tagen werden wir die Planung einer externen Untersuchung in Angriff nehmen", liess sich Erwin Grossenbacher, Zentralpräsident des STV, via Communiqué zitieren und gab seinem Bedauern Ausdruck, "dass Gymnastinnen in der Ausübung ihres Sports negative Erlebnisse hatten und Leid ertragen mussten".

Die "NZZ am Sonntag" liess vor zwei Tagen hingegen eine Sportlerin zu Wort kommen, die sich beispielsweise hinter die entlassene Cheftrainerin Dineva stellte. Und die Bulgarin Dineva kündete in diesem Artikel an, dass sie ihre Entlassung wohl juristisch anfechten werde.

Der Konflikt in der Schweiz rund um die Ethik in der Rhythmischen Sportgymnastik ist nicht neu - in dieser Disziplin stehen die Athletinnen im Teenager-Alter im Zenit. Der Autor der "NZZ am Sonntag" meint treffend: "Rhythmische Gymnastik ist wie Ballett: Was das Publikum sieht, wirkt elegant, graziös, federleicht. Was es nicht sieht: den Trainingsalltag. Rau, schonungslos, unerbittlich. Zyniker sagen, Kunstturnen sei ein Funsport dagegen."

Bereits in der Vergangenheit gab es aus diesem Grund diverse Vorfälle, Probleme oder Ausschlüsse. Matthias Remund, der Direktor des Bundesamtes für Sport, hatte gemäss "NZZ am Sonntag" einst gesagt: "In der Rhythmischen Gymnastik werden Trainingsphilosophien angewandt, die nicht zu unserem Land, zu unseren ethischen Vorstellungen, zu den Idealen der Schweizer Sportförderung passen" und schob nun nach: "In der Rhythmischen Gymnastik braucht es einen Kulturwandel, eine eigene Trainingskultur, einen Schweizer Weg. In diese Richtung wollen wir den STV begleiten." (sda)

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