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Radsport

Tadej Pogacar ist der beste Velofahrer der Welt und gewinnt fast immer: Wie ist das nur möglich?

Egal ob Rundfahrten oder Klassiker – Pogacar ist überall Favorit und fast immer Sieger. Am Sonntag kann er etwas schaffen, was nicht einmal dem legendären Eddy Merckx gelang. Wie ist das nur möglich?

Gewohntes Bild: Tadej Pogacar gewinnt einmal mehr. Hier an der Flèche Walonne.
Bild: Olivier Matthys / EPA

Diesmal geduldete er sich. Dann aber, 200 Meter vor dem Ziel, legte er so los, wie nur er es kann. In spielerischer Leichtigkeit zog er der Konkurrenz davon, über die Ziellinie rollte er locker. An der Flèche Wallonne hat Tadej Pogacar wieder einmal alle distanziert. Wie so oft in dieser Saison fährt der slowenische Rad-Dominator in einer eigenen Liga. Mal fährt er 28 Kilometer vor dem Ende allen weg wie beim Amstel Gold Race, mal wartet er auf den Schlusssprint. Aber etwas ändert sich nicht: Pogacar ist überlegen. Bei 18 Starts in diesem Jahr hat das slowenische Wunderkind unglaubliche 12 Rennen gewonnen.

Nun bietet sich dem 24-Jährigen am Sonntag die Chance, mit einem Erfolg bei Lüttich–Bastogne–Lüttich auch den dritten Ardennen-Klassiker in dieser Woche zu gewinnen. Nur Davide Rebellin 2004 und Philippe Gilbert 2011 ist dieses Kunststück gelungen. Nicht einmal Eddy Merckx schaffte das. Auch die belgische Velo-Legende lobt Pogacar. Der «Gazzetta dello Sport» sagte er: «Es ist schwierig, Worte zu finden, um zu beschreiben, was dieser junge Mann macht. Pogacar ist ein grossartiger Champion.»

Mit der Lockerheit eines Jungen

Pogacar gewinnt seine Rennen spielerisch, verströmt Lockerheit. Kurz vor dem Start postet er in den sozialen Medien, dann springt er auf den Sattel und rast allen davon. Von Druck spürt er nichts. «Als ich jung war, dachte ich nicht daran, Geschichte zu schreiben oder wichtige Ergebnisse zu erzielen. Ich wollte nur mit meinen Freunden fahren, an den Anstiegen Vollgas geben und gegeneinander sprinten. Wenn ich ein Geheimnis habe, dann das, dass ich auch heute noch so lebe», sagt er.

Gewinnt seine Rennen oft mit spielerischer Leichtigkeit: Tadej Pogacar.
Bild: Olivier Matthys / EPA

Pogacars Fahrweise ist attraktiv und angriffig, der Slowene ist bemüht, dass die Fans die Lust nicht verlieren. «An alle: Ich hoffe, ihr langweilt euch nicht», meinte er nach seinem Erfolg bei Flèche Wallonne. Denn tatsächlich siegt Pogacar so oft, dass es fast langweilig werden könnte. Das wichtigste Rennen, in dem er in dieser Saison nicht reüssiert hat, war das Monument Mailand–Sanremo, wo er nur Vierter wurde. Vor ihm klassierten sich weitere Superstars: Mathieu van der Poel, Filippo Ganna und Wout Van Aert.

Tour-Konkurrent bereitet sich ganz anders vor

Früher waren die besten Radfahrer oft Spezialisten. Einige waren gut in Eintagesklassiker, andere in den Rundfahrten. Einige waren gut am Berg, andere in der Fläche. Doch Pogacar kann in jedem Rennen der Beste sein – ganz egal ob bei Eintagesrennen oder Rundfahrten.

Nach dem letzten Frühjahrsklassiker am Sonntag richtet Pogacar seinen Fokus auf die Tour de France. Der Vergleich mit seinem Widersacher und Vorjahressieger Jonas Vingegaard ist durchaus interessant. Anders als Pogacar konzentriert sich der Däne ausschliesslich auf Rundfahrten. Beim einzigen Vergleich diese Saison siegte Pogacar in der Rundfahrt Paris–Nizza, Vingegaard wurde dritter.

Tadej Pogacar (rechts) und Jonas Vingegaard bereiten sich unterschiedlich auf die Tour de France vor.
Bild: Yoan Valat / EPA

Pogacar, selber zweifacher Tour-Sieger, fährt dagegen bei den Klassikern vorne mit, seine Regenerationszeit ist kürzer als bei Spitzenfahrern in der Vergangenheit. Nicht nur deshalb stellt sich in der Szene immer wieder die Frage danach, wie sauber der Slowene fährt. Pogacars Zeiten werden immer wieder mit jenen von Lance Armstrong und Jan Ulrich verglichen, die ihre Rekorde in der Hochzeit des Dopings aufgestellt hatten. Pogacar fährt immer wieder noch schneller.

Fragt man Beteiligte, dann sollen sich die Fabel-Zeiten mit anderen Dingen begründen. Mit dem Wissenschafter Iñigo San Millán zum Beispiel, der mit Pogacar untersucht, welche Rolle Kohlenhydrate für die maximale Leistungsfähigkeit spielen. Mit dem technischen Fortschritt beim Material. Und mit Pogacars zweifellos fantastischen körperlichen Voraussetzungen für einen Spitzenvelofahrer. Er selber sagt: «Ich denke, wir haben genug Kontrollen, um den Leuten zu zeigen, dass ihre Zweifel falsch sind.» Und macht sich wieder an, das nächste Rennen zu gewinnen.

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