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Radsport

Stefan Küng will nicht ewiger Zweiter sein: «Ich muss weiterarbeiten bis ich der Beste bin»

Im WM-Zeitfahren gab es erneut nur Silber für Stefan Küng. Beim Strassenrennen nimmt er den nächsten Anlauf.

Wieder nur Silber für Stefan Küng im Zeitfahren.
Bild: Rick Rycroft / AP

Nun trägt er es endlich, dieses verflixte Regenbogentrikot. Stefan Küng steht ganz oben und jubelt über den Weltmeistertitel im australischen Wollongong. Doch er ist nicht allein da. Mit ihm freuen sich noch fünf weitere aus dem Schweizer Team: Marlen Reusser, Elise Chabbey, Nicole Koller, Stefan Bissegger und Mauro Schmid. Gemeinsam haben sie am Mittwoch das Mixed-Teamzeitfahren gewonnen. «Es ist sicher schön, diese Goldmedaille zu gewinnen», sagt Küng. «Aber vom Stellenwert her hätte ich 10-mal lieber getauscht mit dem Sieg im Einzelzeitfahren.»

Ganz echt fühlt sich die Freude also nicht an für Stefan Küng, als er endlich das Regenbogentrikot anziehen darf. Am Sonntag wäre er nah dran gewesen, das geliebte Shirt im Einzelzeitfahren zu holen, bei der letzten Zwischenzeit führte er noch 11 Sekunden vor dem Norweger Tobias Foss. Doch im Ziel fehlten 2,95 Sekunden zum Weltmeistertitel – wieder nur Silber.

«Es geht nicht um Glück»

Es reichte wieder knapp nicht zum Weltmeistertitel: Stefan Küng mit Silbermedaille (links), der jubelende Tobias Foss im Regenbogentrikot.
Bild: Jan De Meuleneir/Freshfocus

Immer wieder ist Küng der erste Verlierer, das Sekundenglück oft nicht auf seiner Seite. An der Europameisterschaft wird er in diesem Jahr hinter Stefan Bissegger Zweiter, an Weltmeisterschaften reichte es zweimal nur zu Bronze und an den Olympischen Spielen wurde Küng knapp nur Vierter. Nach der neuerlichen Enttäuschung versucht Küng nicht einmal, die Silbermedaille schön zu reden. «Wenn man so knapp geschlagen wird, ist das sehr bitter», sagt er in die TV-Mikrofone.

Mit einigen Tagen Abstand spricht er positiver: «Das Resultat zeigt, dass ich mich auf einem guten Niveau befindet. Klar ist es deprimierend, so knapp geschlagen zu werden, doch es zeigt, dass der Weg stimmt und motiviert auch, weiter zu machen», so der 28-jährige Thurgauer, der in diesem Sommer zum ersten Mal Vater geworden ist.

Warum will es nicht mit Gold klappen? Stean Küng.
Bild: Jan De Meuleneir/Freshfocus / Panoramic/Photo News

Für Stefan Küng geht es bei den vielen knappen Niederlagen nicht um Glück. Auch wenn er alle grossen Favoriten wie etwa Tadej Pogacar oder Filippo Ganna geschlagen hat, war einer noch schneller: der Aussenseiter Tobias Foss. «Ich hätte drei Sekunden schneller fahren müssen, dann hätte es geklappt mit dem Titel. Deshalb muss es mein Ziel sein, weiterzuarbeiten, bis ich der Beste bin.»

Er wolle sich weiter verbessern, bis es zum Triumph und damit zum Regenbogentrikot reicht. «Bei der letzten Zwischenzeit war ich vorne, danach reicht es nicht zum Titel. Physisch hat es offenbar noch nicht ganz gereicht, deshalb versuche ich, noch besser zu werden. Auch in Sachen Material möchten wir weiter gut arbeiten», so Küng. Er ist überzeugt: «Ich habe im Vergleich zum letzten Jahr einen klaren Schritt nach vorne gemacht. Wenn es so weitergeht, wird es irgendwann klappen. Aber natürlich wäre ich lieber heute als Morgen Weltmeister.»

Wieder nur Silber für Stefan Küng im Zeitfahren.
Bild: Rick Rycroft / AP

Küng und Schmid führen Schweizer Team an

Die nächste Möglichkeit dazu erhält Stefan Küng am Sonntag im Strassenrennen, auch wenn er dort nicht zu den Topfavoriten zählt. Mit Remco Evenepoel, Tadej Pogacar, Wout van Aert oder Julian Alaphilippe gibt es andere Hochkaräter am Start, für die der harte und zuweilen steile Kurs besser zugeschnitten ist als für Küng.

Gemeinsam mit Mauro Schmid wird der Thurgauer gleichwohl das Schweizer Team anführen und auf einen Exploit hoffen. Wenn Küng eine Chance haben will, muss er wohl eher früher als später angreifen. «Bleiben lange alle Fahrer zusammen, dann wird es sehr schwierig», so Küng, der andere Fahrer im Schlusssprint im Vorteil sähe. «Aber ich traue mir durchaus zu, vorne mitzufahren.» Auch der zweite Schweizer Teamcaptain Mauro Schmid ist guten Mutes und sagt: «Wenn wir als Team unsere Kräfte gut nutzen, dann ist viel möglich.»

Ein gefragter Mann: Stefan Küng.
Bild: Michael Zanghellini

Reicht es am Sonntag erneut nicht zum Weltmeistertitel für Stefan Küng, dann arbeitet er weiter. Denn das Jahr, das er sich dick in den Kalender markiert hat, ist ohnehin erst 2024. Dann stehen die Olympischen Spiele in Paris und die Heim-Weltmeisterschaft in Zürich an. «Ich sage immer: Wenn ich 2024 in Zürich und Paris gewinne, dann bin ich auch im nächsten Jahr gerne wieder Zweiter.»

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