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Zeitfahren

Stefan Küng und die Sehnsucht nach dem ganz grossen Coup

Stefan Küng verpasst an der Rad-WM in Australien den Titel im Zeitfahren. Der Ostschweizer muss sich knapp geschlagen geben und mit Silber begnügen. Marlen Reusser schnappt sich im Frauen-Rennen die Bronzemedaille. 

Stefan Küng verpasst die WM-Goldmedaille äusserst knapp.
Bild: Keystone

Elf Sekunden Vorsprung bei der zweiten Zwischenzeit – Stefan Küng auf dem Weg zum ersehnten WM-Gold. Doch im Ziel der grosse Frust. Es wollte abermals nicht sein. Dem 28-jährigen Ostschweizer fehlten drei Sekunden zum Titel. «Ich bin All-In gegangen. Doch wenn man so knapp geschlagen wird, ist das sehr bitter», sagte ein sichtlich enttäuschter Küng im Interview bei SRF.

Das Zeitfahren an der Weltmeisterschaft im australischen Wollongong begann aus Schweizer Sicht verheissungsvoll. Stefan Bissegger legte die erste Bestzeit hin und durfte lange auf WM-Edelmetall hoffen. Dies auch deshalb, weil die beiden Topfavoriten – Tadej Pogacar und Pilippo Ganna – nicht reüssieren konnten. Der Slowene beendete den Wettkampf auf Rang sechs, der Italiener auf Rang sieben. Für den 24-jährgen Thurgauer Bissegger reichte es in der Endabrechnung zu Platz fünf. Eine starke Leistung. Doch nach dem Europameistertitel Mitte August in München hatte sich Bissegger wohl etwas mehr erhofft.

Bissegger, Pogacar und Ganna waren geschlagen. Damit stand der grossen Triumph-Fahrt von Stefan Küng nichts im Weg. Doch einmal mehr kam es anders. Im letzten Streckenabschnitt büsste der in Wil geborene Radprofi die entscheidenden Sekunden ein. Im Ziel nach 34,2 Kilometern fehlten Küng 2,95 Sekunden zum Titel. Diesen schnappte sich der Norweger Tobias Foss. Küngs Miene bei der Siegerehrung liess keine zwei Meinungen zu. Die Enttäuschung beim 28-Jährigen ist riesengross.

«Die drei Sekunden kann man überall suchen. Ich habe alle Favoriten geschlagen, mit Foss hatte ich nicht gerechnet. Es fühlt sich an, als hätte ich nicht Silber gewonnen, sondern Gold verloren.»

Die WM-Silbermedaille zählt mitunter zum grössten Erfolg seiner Karriere. Dennoch kann er diesem Resultat wenig abgewinnen. «Ich muss es akzeptieren. Es zeigt einmal mehr, dass ich in der Westspitze angekommen bin. Doch ich drehe mich um den grossen Sieg. Es ist sehr hart.»

Küng muss damit weiter auf den ganz grossen Wurf warten. Nach zwei Bronzemedaillen an Weltmeisterschaften und dem vierten Platz an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio bleibt ihm erneut der grosse Coup verwehrt. Darüber können auch die beiden EM-Titel im Zeitfahren nicht hinwegtrösten.

Reusser feiert Bronzemedaille

Bei den Frauen konnte sich Marlen Reusser die bronzene Medaille umhängen lassen. Im Kampf um WM-Gold musste sich die 30-jährige Bernerin ihrer Kontrahentin Ellen van Dijk deutlich geschlagen geben. Dazwischen klassierte sich die einheimische Grace Brown.

Grace Brown, Ellen van Dijk und Marlen Reusser bei der Medaillenübergabe.
Bild: Freshfocus

Reusser, die sich in München im vergangenen Monat den EM-Titel sicherte, nahm das Verpassen der WM-Goldmedaille gelassen: «Ich kann die holländische Hymne bald auswendig. Das müssen wir jetzt bald mal ändern», sagte sie im Interview bei SRF.

Die letzten Wochen seien äusserst schwierig gewesen, erklärte Reusser. «Ich konnte keine konstanten Trainings absolvieren. Die Form, die ich momentan habe, ist sicherlich nicht die Top-Form. Darum kann ich mit einer WM-Medaille sehr zufrieden sein.» Elena Hartmann, die in Australien ihr WM-Debüt gab, stürzte auf dem technisch schwierigen Kurs und wurde 26.

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