Stephan Santschi
Optimal sind die Voraussetzungen nicht für die Stanser: Den Restart in der NLB-Meisterschaft am letzten Wochenende in Winterthur mussten sie verschieben, fünf Spieler waren coronapositiv getestet worden. «Das hatten wir uns anders vorgestellt, diese Akteure werden vor dem Spiel ein, maximal zwei Trainings bestreiten können», sagt Trainer Ralf Stojan mit Blick auf den morgigen Cup-Viertelfinal zu Hause gegen den BSV Bern (19.30, Eichli). Nichtsdestotrotz freue man sich auf dieses Highlight: «Wir sind alle heiss wie Frittenfett. Wir möchten dem Gegner alles abverlangen und den Zuschauern etwas bieten.»
Ein Ruswiler Bruderduell
Die Stanser sind der letzte verbliebene Unterklassige im Wettbewerb – selbstredend daher, dass die Konkurrenz der klare Favorit ist. «Cup-Überraschungen sind in der Schweiz eher selten, der Unterschied zwischen NLA und NLB ist grösser als jener zwischen 1. und 2. Bundesliga in Deutschland», erklärt Stojan, der während 12 Jahren in der 2. Bundesliga gespielt hat. Mit Dessau erlebte er einige grosse Pokal-Momente, gegen Hamburg oder Kiel zum Beispiel, und einmal eliminierten sie mit Rheinhausen gar einen Oberklassigen. «Realistisch gesehen wird es natürlich sehr schwer gegen Bern», sagt der 45-jährige Deutsche.
Damit sein Team Bern möglichst lange ärgern kann, hat sich Stojan bei Trainerkollegen in der NLA Unterstützung geholt und «coole Informationen erhalten», wie er mit einem Schmunzeln festhält. Konkret werden will er nicht, der Gegner lese schliesslich mit. Fakt sei aber, dass die Berner physisch überlegen sei. «Die Mannschaft bestraft jeden Fehler, hat eine knallharte Abwehr. Unter Martin Rubin haben die Berner einen kleinen Quantensprung gemacht.» Speziell ist dabei das Familienduell aus Ruswil: In Berns Rückraum spielt Samuel Weingartner (25), am Stanser Flügel sein drei Jahre jüngerer Bruder Daniel. Stans überrascht sich selbst und hofft auf ein Cupfest.
Stans überrascht sich selbst
Während der BSV Bern in der QHL auf dem vierten Platz steht, haben auch die Nidwaldner mit einem Mittelfeldplatz in der NLB eine respektable Klassierung vorzuweisen. «15 Punkte aus 13 Spielen ist spektakulär viel, wenn ich sehe, wie viele junge und neue Gesichter wir im Team haben. Ich dachte eigentlich, dass wir bis Weihnachten im Abstiegskampf stecken würden.» Die Frage nach dem Verbesserungspotential beantwortet Stojan deshalb vorsichtig: «Wir sind weiter als ich dachte, deshalb geht es nun in erster Linie darum, dass wir unsere Leistungen stabilisieren.» Gegen den BSV Bern hofft Ralf Stojan auf ein Cupfest, eine volle Halle und ein leidenschaftlich kämpfendes Heimteam.
«Dieses Spiel hat für das Stanser Handball-Dorf einen grossen Wert, wir möchten gerne ein paar neue Zuschauer gewinnen, die wieder in unsere Halle kommen. Wir hoffen auf einen Abend, den man hier nicht so schnell vergessen wird.»