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Ski alpin, Weltcup, Beat Feuz

Beat Feuz geht in der Vorbereitung seinen eigenen Weg. Ein Trainingslager in Südamerika ergibt für ihn keinen Sinn. Das Problem-Knie erfordert Dosierung.

Die neu in den Weltcup-Kalender aufgenommenen, für Ende Oktober terminierten, dann aber den zu hohen Temperaturen zum Opfer gefallenen Abfahrten in Zermatt/Cervinia hatten Anpassungen in der Saisonvorbereitung mit sich gebracht. Einer war trotz der Neuerung seinen üblichen Weg gegangen. Beat Feuz hielt ungeachtet des einen Monat früher geplanten Auftakts im Speed-Bereich an Gewohntem fest.

Alleingänge und angepasster Trainingsumfang sind für Feuz nichts Neues. Sein linkes Knie bestimmt seit Jahren seine Agenda als Spitzensportler mit. Der Emmentaler hat sich nach dem Zustand des Gelenks zu richten. Er hat sich längst damit abgefunden - und fährt im Wortsinn gut damit. "Die richtige Dosierung ist immer schwierig. Ich habe verletzungsbedingt eigene Wege suchen müssen." Wegen seines Problem-Knies war es lange nicht mehr möglich, mit dem Team zu trainieren.

Zwischenzeitlich näherte sich Feuz wieder dem allgemeinen Vorbereitungsprogramm an, "dann aber wurde mir bewusst, dass auch das wieder zuviel wurde für mich". Bei der Reduzierung der eigenen Einheiten sei seine Erfahrung natürlich hilfreich gewesen. "Jahr für Jahr konnte ich so das Training optimieren."

Training mit dem Frauen-Team

Feuz' eigener Plan sah in diesem Sommer den Aufbau auf Schnee in der Schweiz vor. Auf den Abstecher nach Südamerika verzichtete er. "Drei Wochen Training dort wären für mich doch ein bisschen schwierig gewesen. Meine Teamkollegen trainierten in La Parva in Chile, auf 3000 Metern über Meer. Diese Intensität würde meinem Körper eher schaden als mir grosse Fortschritte bringen. Deshalb entschied ich nach Rücksprache mit den Trainern, mich in Zermatt vorzubereiten."

Feuz tat das vorerst mit Mauro Caviezel, der dem Team verspätet in die Süd-Hemisphäre nachreiste, ein anderes Mal war Urs Kryenbühl sein Trainingspartner oder schloss er sich dem Schweizer Frauen-Team an, das zu jenem Zeitpunkt schon aus Südamerika zurückgekehrt war.

Trotz aller Anpassungen und Optimierungen war Feuz vor Rückschlägen nicht gefeit. Im Frühling letzten und auch dieses Jahres musste er nach dem Saisonende pausieren. Im vergangenen Winter hatte ihm das Knie nach der Abfahrt in Gröden wieder Probleme bereitet. "Es war ein Kampf bis zum Saisonende, bis ich das wieder im Griff hatte."

Untersuchungen brachten keine gravierenden Mängel hervor. Trotzdem betrachtete Feuz eine Pause im April als angebracht - was sich im Nachhinein als richtiger Schritt erwies. "Ich wage jetzt mal zu sagen, dass ich mich in Bezug auf das Knie besser fühle als vor einem Jahr." Dank dem besseren Gefühl verschwendete der im Februar 36 Jahre alt werdende Olympiasieger auch nie Gedanken an einen Rücktritt.

Dieses bessere Gefühl verdankt er wiederum dem dosierten Umfang der Trainingseinheiten. "Würde ich das Programm meiner Kollegen bestreiten, würde das Ganze womöglich ganz anders aussehen." Feuz ist bestes Beispiel dafür, dass der Weg, den die Verantwortlichen von Swiss-Ski mit den individuell abgestimmten (Trainings-)Bedingungen eingeschlagen haben, der richtige ist.

Eine zweite Reise nach Nordamerika

Um eine zweite längere Reise in diesem Winter kommt auch Feuz trotz aller Individualisierung nicht herum. Neben dem seit Jahren bewährten Abstecher nach Lake Louise in Kanada und Beaver Creek im US-Staat Colorado stehen nach den Weltmeisterschaften in Courchevel/Méribel in Frankreich nochmals Rennen in Nordamerika im Programm - für die Techniker als Novum in Palisades Tahoe in Kalifornien, für die Speed-Spezialisten danach in Aspen in Colorado.

Feuz weicht auch bei diesen Reisen nicht von seinen Plänen ab. Den letzten Schliff für die erste Abfahrt und die ersten zwei Super-G der Saison in dieser Woche in Lake Louise hat er sich nicht wie die meisten seiner Kollegen in Copper Mountain in Colorado geholt. Er ist direkt nach Kanada gereist, hat sich in Panorama, rund drei Autostunden von Lake Louise entfernt, vorbereitet und kann so den Abstecher nach Nordamerika entsprechend kürzer halten.

Auch für seine zweite Reise über den Atlantik im Februar wird Feuz genau abwägen, was für ihn in Bezug auf die Länge seines Aufenthalts Sinn ergibt. Er wird erneut seinen Weg gehen. Abweichen von Gewohntem ausgeschlossen. (sda)

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