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HC Davos

Sein Team verliert dreimal in Serie im Penaltyschiessen und «Vulkan» Christian Wohlwend bleibt ruhig

Die ersten drei Meisterschaftsspiele der Saison im Penaltyschiessen zu verlieren ist eine Serie, die es statistisch gesehen eigentlich gar nicht gibt. Wie aber reagiert der emotionale HCD-Trainer darauf?

HCD-Trainer Christian Wohlwend ist der emotionalste Coach der Liga, aber bei den drei Niederlagen im Penaltyschiessen blieb er ruhig.
Bild: Martin Meienberger / freshfocus

Eigentlich für den Trainer ein Grund auszurasten. Oder wenigstens die Haare zu raufen: Der HC Davos hat die drei ersten Partien gegen Servette, Lausanne und Ambri allesamt in der Penalty-Entscheidung verloren. Das hat es so noch nie gegeben.

Drei Spiele, die erst durch Penaltys entschieden werden, sind selbst auf eine ganze Saison hochgerechnet viel. Fünf waren es für den HCD in der Saison 2019/20 (vier Siege), zwei (ein Sieg) in der Spielzeit 2020/21 und in der letzten Saison gab es sogar nur eine Penalty-Entscheidung, die der HCD gewann. Drei Penalty-Niederlagen in Serie zum Auftakt ist so einmalig und verrückt, dass sich weder Ausrasten noch Haareraufen lohnt.

Dieser Fehlstart ist als Kuriosum und nicht als Versagen zu werten. Folgerichtig bleibt Trainer Christian Wohlwend gelassen. Das will etwas heissen. Er gilt als emotionalster Coach der Liga. Auf die Frage, ob er einen der Penalty-Versager «zusammengefaltet» oder getobt habe, winkt er ab: «Nein, sicher nicht. Weil es gar nichts bringt.»

Keine bessere Quote durch Spezialtraining

Christian Wohlwend sagt, es sei nicht möglich, die Erfolgsquote im Penaltyschiessen durch spezielles Training zu erhöhen. Beim HCD sind die Übungseinheiten nach drei Penalty-Niederlagen nicht umgestellt worden.

Dem Coach obliegt es, zum Auftakt der Penalty-Entscheidung fünf Spieler anzugeben. Christian Wohlwend hat die Namen sowieso im Kopf: «Jedes Team hat vielleicht sieben oder acht Spieler, die für Penaltys in Frage kommen. Ob einer gut drauf ist, sieht man im Spiel, manchmal fragt man noch nach dem Befinden. Aber es sind eigentlich immer die gleichen Spieler.»

Neun verschiedene Davoser sind zu den 15 Penaltys gegen Servette, Lausanne und Ambri angetreten. Getroffen hat nur einer: Der schwedische Stürmer Leon Bridstedt war bei zwei Versuchen erfolgreich.

Und doch ist der HCD unter Christian Wohlwend kein «Penalty-Versager-Team». In den zwei ersten Jahren unter dem aktuellen Trainer haben die Davoser sechs von acht Penalty-Entscheidungen gewonnen und am 12. März 2021 beim 3:2 gegen die Lakers sogar jeden Versuch verwertet. Und nun trafen sie beim Saisonauftakt in Genf nicht ein einziges Mal.

ZSC-Meistertrainer Marc Crawford liess Gretzky nicht schiessen

Eishockey mag heute eine Wissenschaft sein. Coaches und ihre Assistenten brüten stundenlang vor ihren Laptops, zerlegen und untersuchen jeden Zug eines Spiels mit Akribie. Aber bei der Penalty-Entscheidung sind sie macht- und ratlos. Hier kehrt Hockey zu seinen Ursprüngen zurück und wird zum unberechenbaren «Pausenplatz-Spiel». Und die Coaches sind ohne Macht und ohne Schuld.

Allerdings gibt es einen Coach, der den Schwefelgeruch einer falschen Penalty-Entscheidung nie mehr aus den Kleidern bringt. Am 20. Februar 1998 verlieren die kanadischen NHL-Profi beim Olympischen Turnier in Nagano den Halbfinal gegen Tschechien 1:2 nach Penaltys. Coach Marc Crawford lässt Wayne Gretzky, den besten Skorer der Hockey-Weltgeschichte, beim Penaltyschiessen auf der Bank. 2014 ist er trotzdem mit dem ZSC Meister geworden.

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