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Spengler Cup

Schweizer Olympia-Warm-up ohne Fehltritt

Nach dem diesjährigen Spengler-Cup-Highlight gegen den Rekordsieger Davos (8:3) spielt das Nationalteam gegen die kanadischen Selects um die Trophäe. Die SIHF-Chefetage wertet das Turnier als Erfolg.
Raeto Raffainer zieht nach Finalvorstoss eine positive Schweizer Spengler-Cup-Bilanz
Bild: KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

In Fachkreisen wurde das Comeback der Schweizer Landesauswahl beim Hockey-Festival in Davos wahlweise als Experiment oder Chance taxiert. Raeto Raffainer, der Direktor der Nationalteams, hat vom ersten Moment an einen unmissverständlichen und dezidierten Ansatz gewählt: "Wir fahren nicht zum Spass nach Davos."

Die verlustpunktlose Equipe verhielt sich im Kurort wie gewünscht. Der PR-Auftritt mit sportlich relevantem Olympia-Background verlief wunschgemäss. 47 Tage vor dem Auftakt im Rahmen der Winterspiele in Pyeongchang gegen die Weltnummer 1 Kanada stehen die besten Schweizer ausserhalb der NHL im Spengler-Cup-Final dem Team Canada gegenüber.

Entsprechend fällt Raffainers Bilanz aus: "Rundum ein Erfolg!" Es sei wichtig gewesen, mit den Spielern nochmals über einen längeren Zeitraum intensiv zu arbeiten. "Wir hatten gute Trainings und gute Spiele." Sie stünden mitten in einem Prozess, so Raffainer. "Unser Spiel mit der Scheibe müssen wir verbessern. In Davos erhielten wir genau in diesem zentralen Bereich die Möglichkeit, weitere Fortschritte zu machen."

Im Warm-up gegen den KHL-Letzten Dinamo Riga (6:1) und den sieglosen finnischen Teilnehmer Hämeenlinna (4:0) sowie bei der Halbfinal-Kür gegen den Rekordmeister Davos (8:3) boten die Nationalspieler, was sich Raffainer auch ausserhalb einer Exhibition wünscht: "Einfaches, geradliniges und gutes Hockey. Bis auf das erste Drittel gegen die Finnen setzten wir diese Vorgaben konsequent um."

Das Level im Bündner Rink sei natürlich nicht mit dem hoch dotierten Karjala Cup zu vergleichen, aber auf "viele Spielanteile wie in Davos kommen wir auch in Olympia- und WM-Duellen mit Südkorea, Weissrussland, Kasachstan oder Slowenien. In solchen Partien müssen uns schnörkellose Auftritte gelingen." Unter diesem Gesichtspunkt hätten sie in der Altjahreswoche gut performt, findet Raffainer.

Mit Blick auf die Olympia-Selektion Mitte Januar haben die Vergleiche mit den Klubteams die Eindrücke der Entscheidungsträger akzentuiert: "Die einen Kandidaten haben ihre Chance vergrössert, in Südkorea dabei zu sein." Die Betroffenen kennen ihre Ausgangslage: "Jeder weiss ziemlich genau, woran er ist bei Patrick Fischer. Es herrscht eine gute Kommunikation zwischen dem Coach und dem Team."

Die Grundsatzfragen

An der grossen Beachtung und dem stattlichen TV-Zuspruch - im Schnitt erzielte SRF2 an den ersten beiden Schweizer Tagen über 26 Prozent Marktanteil, rund 300'000 Zuschauer verfolgten das Nationalteam - findet Raffainer Gefallen: "Wir sind gut angekommen."

Für eine weitere Kooperation sind allerdings verbandspolitische Winkelzüge nötig. Seitens der SIHF-Hauptsponsoren ist die Konstellation ungünstig, weil der wichtigste Banken-Partner des Gastgebers zur Primetime Branchen-Exklusivität beansprucht. Der Verhandlungsspielraum ist beidseits knapp bemessen.

Turnier-Chef Marc Gianola steckt das Feld klar ab: "Wir bieten dem Nationalteam und den anderen Mannschaften eine sehr attraktive Plattform, sind aber an ein klar definiertes Sponsoren-Konstrukt gebunden. Mit diesen Vorgaben muss sich der Verband arrangieren." Die Spielregeln seien klar und nicht unüblich, betont Gianola. "An einer WM bestimmt auch der Veranstalter, welche Sponsoren auf den Dresses präsent sind."

Für den früheren Meister-Captain des HC Davos stellt sich angesichts der mittelfristigen Zukunft eine Grundsatzfrage: "Geht es bei der Nationalmannschaft darum, das sportliche Niveau zu erhöhen, oder ist es primär wichtig, Geld zu verdienen?"

Auf Gianolas Ansage reagiert der Verbands-CEO Florian Kohler diplomatisch: "Sollte eine weitere Spengler-Cup-Teilnahme der Nati tatsächlich in Betracht gezogen werden, müssten in den Verhandlungen beide Seiten Zugeständnisse machen und einen Schritt aufeinander zugehen. Sonst würde ein solches Unterfangen sehr schwierig.“ (sda)

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