notifications
Schach

«Schon bald war ich für alle einfach nur noch der Schachspieler» – Noah Fecker aus Eggersriet gilt als eines der grössten Talente der Schweiz

Der 18-jährige Noah Fecker hat an der Junioren-Schach-WM in der Kategorie U18 den achten Schlussrang erreicht. Nun will er Grossmeister werden.

«Schon bald war ich für alle einfach nur noch der Schachspieler»: Noah Fecker.
Bild: Bild: Michel Canonica

Als vor etwas mehr als einem Monat Noah Fecker im rumänischen Constanta an der Junioren-Schach-WM in der Kategorie U18 den achten Schlussrang erreichte, war dies eine Überraschung.

Dem 18-Jährigen aus Eggersriet war ein Exploit gelungen. Unter den 109 Teilnehmern trat er als Startnummer 18 an. Der Informatikstudent der ETH sagt:

«Dass ich es unter die besten zehn der Welt schaffen würde, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte vor dem Turnier noch Prüfungen zu absolvieren und wenig Zeit für eine gezielte Vorbereitung.»

Allgemein kann er seit der Aufnahme des Studiums in Zürich weniger trainieren als zuvor während seiner Zeit an der Kantonsschule in St.Gallen. «Ich muss jetzt mit etwa zehn Stunden pro Woche auskommen. So viel trainieren die Profis fast pro Tag.»

Doch ganz so unerwartet ist die herausragende Leistung des Mitgliedes des Schachklub St.Gallen auch wieder nicht. Seit Jahren ist Fecker in der Schweiz der beste Spieler seiner Alterskategorie. In diesem Jahr schaffte er es an den Schweizer Meisterschaften der Aktiven zusätzlich auf den zweiten Rang.

Der Grossvater als Ausgangspunkt

Dass der Eggersrieter zum begeisterten und erfolgreichen Schachspieler geworden ist, dafür ist sein Grossvater mitverantwortlich. Er war es, der ihn schon als Fünfjährigen in die Grundbegriffe des Sportes einführte:

«Ich habe im Verlaufe meiner Kindheit auch Fussball und Tennis gespielt, doch schon bald war ich für alle einfach nur noch der Schachspieler.»

Der Spass und die Faszination des Spiels mit den 64 Feldern und den 32 Figuren hat ihn nicht mehr losgelassen.

«Der Kampf gegen einen Gegner am Brett und diesen auszutricksen ist für mich ein riesiger Spass. Die Komplexität, die immer wieder neue Situationen hervorbringt und neue Ideen erfordert, ist pure Faszination», so Fecker, der seine konditionellen Anforderungen für Spiele mit einer Dauer von mehr als fünf Stunden beim Velofahren festigt.

Seine Stärken sieht das Talent in seiner Intuition für das Spiel und dem Vermögen, in einer Partie zwischen fünf und zehn Zügen vorauszudenken. Für die Analyse von Spielen holt er sich jeweils Unterstützung bei seinem Computer. «Aber gegen einen Computer zu spielen, ist sinnlos, denn jeder Computer ist besser als der Mensch.»

Der junge Schachspieler Noah Fecker aus Eggersriet schaffte es an der U18-WM in die Top 10.
Bild: Bild: Michel Canonica

Das Studium hat Vorrang

Dass Computer auch zum Betrügen verwendet werden, wie dies jüngst im Zusammenhang mit dem norwegischen Weltmeister Magnus Carlsen und seinem US-Herausforderer Hans Niemann im Raum stand oder immer noch steht, glaubt Fecker nicht:

«Ich bin mir sicher, dass gegen mich noch nie jemand betrogen hat. Die Gefahr und die Versuchung jedoch sind gross. Nur schon jedes Handy ist besser als jeder Spieler.»

Wohin der Weg von Fecker noch führen soll, ist nicht genau definiert. Das Studium hat Vorrang. «Profispieler zu werden, ist nicht mein Ziel. Langfristig strebe ich an, Grossmeister zu werden. Dies wäre dann in etwa dem schwarzen Gürtel in einer Kampfsportart gleichzusetzen.»

Um dies zu erreichen, sind an Turnieren Wertungspunkte zu erspielen. Für den Grossmeister sind 2500 gefordert. Aktuell steht das Konto von Fecker bei 2380 Punkten. «Es erscheint mir realistisch in fünf Jahren Grossmeister zu sein. Doch ein Selbstläufer wird dieses Unterfangen nicht.»

Fecker spielt für drei Klubs

Als Zwischenziel will er zum festen Mitglied des Schweizer Nationalteams werden. Für weitere Ambitionen des Jahrgangsbesten ist also gesorgt. Auch deshalb spielt der ETH-Student nicht nur in der NLB für seinen Stammverein, den Schachklub St.Gallen, sondern auch noch in der NLA für Zürich und am vergangenen Wochenende trat er erstmals auch in Deutschland mit Heilbronn in der 2. Bundesliga an.

«Leider verlor ich gegen starke Gegner und musste mich unter anderen gegen einen ungarischen Grossmeister geschlagen geben. Schade, dass ich nicht punkten konnte. Es wäre mehr möglich gewesen. Die genaue Analyse aber wird mich weiterbringen.»

Kommentare (0)