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Schweiz-Brasilien

Was die Niederlage für die Achtelfinal-Chancen bedeutet

Die Schweiz steht in der Abwehr lange diszipliniert, lässt nicht viel zu. Der Rekordweltmeister Brasilien findet dann doch die Lücke, trifft spät und bezwingt die Nati 1:0. Das Achtelfinal liegt dennoch in Reichweite.

Casemiro (Nr. 5) gelingt der einzige Treffer des Abends.
Bild: Keystone

Und dann ist es doch noch passiert. 83 Minuten sind gespielt. Ein Lauf in die Mitte, zwei schnelle Pässe, der Ball kommt zu Casemiro. Schuss. Tor. 1:0. Brasilien hat doch noch einen Weg gefunden, das Schweizer Abwehrbollwerk zu knacken.

Lange tut sich der Rekordweltmeister und WM-Favorit schwer. Es ist nicht zu übersehen, dass Superstar Neymar fehlt. Aber am Ende ist es gleichwohl die Seleção, die den Sieg davonträgt.

Ein erstes Tor gelingt Vinicius Junior bereits nach 61 Minuten. Da hilft den Schweizern noch der Videoschiedsrichter, weil er erkennt, dass Richarlison im Offside steht. Doch dann, als das ersehnte Unentschieden so langsam in Reichweite kommt, blitzt die gelbe Klasse doch noch auf. «Manchmal zeigt sich die Klasse nur in zwei oder drei Momenten», sagte Brasiliens Trainer Tite vor dem Spiel. Genauso war es.

Die Ausgangslage vor dem Finalspiel gegen Serbien

Nach einem 1:0 gegen Kamerun nun also ein 0:1 gegen Brasilien. Was bedeutet das für den kommenden Freitag und das letzte Gruppenspiel gegen Serbien? Um den zweiten Gruppenrang und damit den Achtelfinal zu erreichen, braucht es mindestens ein Unentschieden. Kamerun darf dann einfach Brasilien gleichzeitig nicht besiegen. Ein Sieg gegen Serbien reicht in jedem Fall für den Achtelfinal.

Nur weil die Schweiz Brasilien knapp unterlegen ist, braucht man nun indes nicht gleich die weisse Fahne zu hissen. Die Eindrücke der ersten beiden Spieltage haben gezeigt, dass der Achtelfinal ein machbares Ziel darstellt.

Ohne Shaqiri

Nationaltrainer Murat Yakin verzichtet auf Xherdan Shaqiri in der Startaufstellung. Shaqiri, der gegen Brasilien bei einem Einsatz zum alleinigen Schweizer WM-Rekord-Spieler geworden wäre, verspürt ein Ziehen im Oberschenkel. Stattdessen beginnt Fabian Rieder erstmals in der Nati von Anfang an. «Er hatte einen guten Start, wir trauen ihm viel zu», sagt Yakin.

Xherdan Shaqiri verspürt ein Ziehen im Oberschenkel und kann gegen Brasilien nicht mittun.
Bild: Keystone

Ganz ablegen kann der 20-jährige Rieder seine Nervosität zu Beginn nicht. Er braucht einige Minuten und Fouls, bis er im Spiel angekommen ist. Danach fügt er sich immer besser ein. Zusammen mit Vargas hindert er die schnellen Flügel Brasiliens immer wieder, Tempo aufzunehmen. Nach knapp sechzig Minuten übernehmen diese Aufgabe Edimilson Fernandes und Steffen. Yakins Plan geht fast auf.

Wer wird Nachfolger von Behrami?

Zweimal sind sich die Schweiz und Brasilien auf einer WM-Bühne bis anhin begegnet. Beide Partien endeten unentschieden. 1950 gab es ein 2:2. 2018 in Russland ein 1:1. Die Erinnerungen daran sind auf Schweizer Seite durchaus noch präsent. Vor allem, wie Valon Behrami Superstar Neymar an der Entfaltung hinderte. «Irgendwann fühlten wir uns unbesiegbar», sagt Behrami im Rückblick.

Die Vorsicht der Schweizer

Die Antwort: das Kollektiv. Die Schweizer rackern gemeinsam. Wer mag, darf Brasiliens Bemühungen als einfallslos bezeichnen. Aber dazu gehört eben auch die Leidenschaft und die Solidarität der Schweiz.

Das Motto heisst von Beginn weg: Nur ja keine Fehler machen. Nur ja nicht den Ball verlieren und damit den Gegner zum schnellen Gegenstoss einladen. Die Schweizer verschieben ihre Positionen prächtig. Brasilien ist zwar optisch überlegen. Aber Chancen? Nicht wirklich.

Zumindest bis zur 27. Minute ist das so. Dann liegt Widmer am Boden. Sein Ruf nach einem Foul verhallt ungehört. Vinicius Junior schleicht sich im Rücken von Rieder davon. Ein erster Aufschrei geht durchs Publikum, das vorwiegend brasilianische Trikots trägt, aber Yann Sommer ist bereit – und klärt. Bis zum Gegentor muss Sommer nicht mehr wirklich eingreifen.

Und Schweizer Angriffe? Sie sind selten. Vargas hat einmal eine Halbchance, als er im Strafraum an den Ball kommt. Die beste Phase folgt kurz nach der Halbzeit, als die Nati wiederholt vor Alisson auftaucht. Die meisten Vorstösse versanden indes. Auch gegen Ende gelingt es nicht mehr, zuzusetzen. Und darum bleibt es bei diesem 0:1.

Vielleicht haben sich die Schweizer die Tore ja für später aufgehoben.

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