Mit ihren starken Leistungen im Januar an der WM in Ägypten, welche die Schweizer in der ersten Ranglistenhälfte auf Platz 16 abschlossen, lösten sie eine grosse Euphorie aus. Nach dem souveränen Auftritt in Finnland schien die Partie in Schaffhausen nur eine Formsache zu sein. Nachdem die Einheimischen ein 1:2 (2.) in ein 5:2 (10.) gedreht hatten, sah es tatsächlich nach einem weiteren klaren Sieg aus.
Die Finnen traten allerdings ganz anders auf wie noch drei Tage zuvor in Vaanta, deutlich aggressiver und entschlossener. Sie forderten den Schweizern bis zum Schluss alles ab. In der 51. Minute lagen die Gastgeber noch 27:28 hinten, ehe sie dank vier Toren in Serie 31:28 (56.) in Führung gingen. Die Gäste steckten aber nicht auf, in der 58. Minute hatte Filip Söderlund gar die Chance zum 31:31, doch parierte der Schweizer Keeper Leonardo Grazioli bravourös. Es war seine vierte Parade in den letzten zwölf Minuten des Spiels, womit er grossen Anteil am Sieg hatte.
Insgesamt wehrte Grazioli sieben Schüsse ab, womit er eine Abwehrquote von sehr guten 37 Prozent verzeichnete. Damit sprang der 20-Jährige für die Nummer 1, Nikola Portner, in die Bresche, der nach zuletzt guten Darbietungen diesmal mit bloss vier Paraden nicht auf Touren kam. Dies lag auch an der Verteidigung, die einige Mühe bekundete und vor allem den finnischen Shooter Max Granlund (zehn Tore aus elf Versuchen) nicht in den Griff bekam.
Nationaltrainer Michael Suter führte den knappen Sieg in erster Linie auf den Gegner zurück, "der richtig gut gespielt hat. Es ist uns eine Lehre, dass es auf diesem Niveau keine schlechten Mannschaften gibt. Das Spiel ist sicher anders verlaufen, als es viele erwartet hatten." Erschwerend kam hinzu, dass die Matchuhr nicht funktionierte, ein Umstand, der aber selbstredend auch für die Finnen schwierig war.
Kritisieren wollte Suter sein Team nicht, "es ist für mich nicht der Moment dazu. Viele Sachen waren auch gut. Wir zogen den Kopf aus der Schlinge, obwohl viele Bälle nicht für uns gelaufen sind, blieben ruhig. Die Mannschaft kann aus dieser Partie sehr, sehr viel für die Zukunft leren." In die gleiche Richtung äusserte sich Abwehrchef Samuel Röthlisberger: "Es war vielleicht gar nicht so schlecht, dass wir nicht deutlich gewonnen haben. Das zeigt uns, dass es jedes einzelne Prozent braucht, um erfolgreich zu sein."
Röthlisberger gab zu, dass sie überrascht gewesen seien, wie gut die Finnen im Angriff gespielt hätten. "Es war ein sehr mühsames Spiel, das auch hätte anders ausgehen können. Darum sind wir überglücklich über den Sieg." Dass es nicht anders herauskam, lag neben Grazioli zum grossen Teil an Andy Schmid - der fünffache MVP der Bundesliga erzielte 14 Tore.
Für die Schweizer geht es am 28. April mit dem Heimspiel gegen Olympiasieger und Weltmeister Dänemark weiter, ehe am 2. Mai auswärts Nordmazedonien der Gegner ist. Gegen beiden Teams verloren die Schweizer das erste Duell. Da die Osteuropäer die Dänen am Donnerstag zu Hause überraschend 33:29 bezwungen haben, liegt der 2. Gruppenplatz für die Schweizer wohl ausser Reichweite. Allerdings kommen auch vier der acht Gruppendritten weiter. In diese Rangliste fliessen jedoch nur die Resultate gegen die beiden Topteams der jeweiligen Gruppen ein, sodass die SHV-Auswahl dannzumal mindestens einmal gewinnen muss.
Telegramm:
Schweiz - Finnland 32:30 (18:16)
Schaffhausen. - keine Zuschauer. - SR Martins/Martins (POR). - Torfolge: 0:1, 1:2, 5:2, 6:3, 6:5, 8:6, 8:8, 9:8, 9:10 (19.), 12:10, 12:12, 15:15, 17:15, 18:16; 18:18, 23:23, 25:23, 25:26, 27:28 (51.), 31:28 (56.), 31:30, 32:30. - Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 7mal 2 Minuten inklusive Disqualifikation (Forss/51.) gegen Finnland.
Schweiz: Portner (4 Paraden)/Grazioli (7); Schmid (14/6), Rubin (5), Tynowski (3), Svajlen, Lier (4), Sidorowicz (2), Raemy (3), Röthlisberger (1), Maros, Schelker, Gerbl, Zehnder, Milosevic , Novak.
Finnland: Roslander (12 Paraden)/Klama (für 2 Penaltys); Forss, Helander (6/1), Sjöman (4), Hellakoski, Sundberg, Martin (7), Syrjälä (2), Robin Granlund, Max Granlund (10), Säkkinen, Montonen, Söderlund, Tamminen (1), Tuominen.
Bemerkungen: Schweiz ohne Küttel (krank), Meister, Ben Romdhane (beide verletzt), Tominec und Bringolf (beide überzählig).
Resultate/Rangliste:
EM-Qualifikation. Männer. Gruppe 7. 4. Runde. Am Sonntag. In Schaffhausen: Schweiz - Finnland 32:30 (18:16). - In Aalborg: Dänemark - Nordmazedonien 37:21 (17:10). - Rangliste (je 4 Spiele): 1. Dänemark 6 (137:102). 2. Nordmazedonien 6 (112:113). 3. Schweiz 4 (113:105). 4. Finnland 0 (95:137). - Nächstes Spiel. Mittwoch, 28. April, 18.30 Uhr: Schweiz - Dänemark (Ort noch offen).
Modus: Die ersten zwei Teams pro Gruppe (total 8) plus die besten vier Gruppendritten qualifizieren sich für die EM-Endrunde 2022 in Ungarn und der Slowakei. (sda)