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Tennis

Eine Niederlage, die nicht lange weh tat

Die zwölfte Schweizer Olympia-Medaille glänzt silbern. Belinda Bencic und Viktorija Golubic verlieren den Doppelfinal gegen das tschechische Duo Barbora Krejcikova/Katerina Siniakova 5:7, 1:6.
Am Ende reichte die Kraft nicht mehr: Belinda Bencic (li.) und Viktorija Golubic verloren den Final im Doppel
Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Wie am Samstag liegt am Ende eine Schweizerin auf dem Rücken. Es ist diesmal aber nicht die fassungslose Freude wie bei Bencic am Vortag, die Viktorija Golubic zu Boden gehen liess. Vielmehr war die Zürcherin beim fünften Matchball in grosser Bedrängnis ins Straucheln gekommen und setzte entsprechend ihre letzte Rückhand ins Aus.

Nur gut 15 Stunden nach dem emotionalen - und Kräfte raubenden - Sieg im Einzel durch Bencic konnten die beiden Schweizerinnen ihren grandiosen Lauf nicht mit dem Olympiasieg krönen. Sie vermochten nur einen Satz lang ernsthaft dagegen zu halten. Lange wehrten sie sich gegen ein Break, als Golubic aber ihren Aufschlag zum 5:6 erstmals abgeben musste, kam das einer Vorentscheidung gleich. In der Folge gewannen Bencic und Golubic nur noch ein Game, ihren Aufschlag brachten sie gar nie mehr durch.

Mega stolz

Der Ärger über die Niederlage währte nicht lang. "Ganz ehrlich, ich bin mega stolz", erklärte Golubic schon wenig später im Fernsehen SRF. "Natürlich ist man immer enttäuscht, wenn man verliert, aber schon bei der Siegerehrung konnte ich mich über Silber freuen." Bencic entschuldigte sich dafür, dass sie "nicht mein bestes Doppel" gespielt habe. Für Entschuldigungen bestand aber absolut kein Grund.

Zu stark agierten die topgesetzten und seit Jahren eingespielten Barbora Krejcikova und Katerina Siniakova. Und zu unterschiedlich waren die Kraftreserven, nachdem French-Open-Siegerin Krejcikova im Einzel früh - in den Achtelfinals - gegen Bencic ausgeschieden war.

Die 24-jährige Ostschweizerin hatte auf dem Weg zum Einzel-Gold hingegen viermal in Folge über drei Sätze gehen müssen. Die Pressetermine nach dem Final vom Samstag hatte sie erst weit nach Mitternacht hinter sich gebracht. Die beiden 25-jährigen Tschechinnen sind aber hoch verdiente Olympiasiegerinnen. 2018 gewannen sie zusammen das French Open und Wimbledon, vor zwei Monaten ein zweites Mal in Paris.

Sie zeigten Doppel auf höchstem Niveau, und vor allem gelang es ihnen, Bencic und Golubic das Netz "wegzunehmen". Krejcikova und Siniakova hatten fast immer die Initiative, 35 zu 13 direkte Gewinnschläge sprechen eine deutliche Sprache. Bencic und Golubic wehrten sich nach Kräften, am Ende entschieden aber die grössere (Doppel-)Klasse und Frische gegen sie.

Erinnerungen, die bleiben

Dennoch dürfen die Schweizerinnen uneingeschränkt zufrieden sein. Nach den verletzungsbedingten Absagen von Roger Federer, Stan Wawrinka und Jil Teichmann blieben in der Delegation nur noch Bencic und Golubic übrig. Die Mini-Truppe holte aber mit Gold und Silber fast das Optimum heraus. Und sie sorgten für die Fortsetzung der Serie von Schweizer Tennis-Medaillen, die nun seit 2008 anhält.

Golubic verlängerte mit dem starken Auftritt in Tokio einen traumhaften Sommer. Vor wenigen Wochen hatte die 28-jährige Zürcherin in Wimbledon erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die Viertelfinals erreicht und nun eine kaum eingeplante Medaille gewonnen. Bencic hingegen war nach einer Erstrunden-Niederlage bei ihrem Lieblingsturnier schwer enttäuscht, reagierte aber bei Olympia wie ein wahrer Champion.

Beide hatten die olympische Idee bei ihrer Premiere unter den fünf Ringen von ganzem Herzen eingesogen und sich zum Beispiel die Teilnahme an der Eröffnungsfeier nicht nehmen lassen, obwohl sie am nächsten Tag spielen mussten. "Ich hatte Hühnerhaut", schwärmte Bencic. "Medaillen, Diplome oder Titel sind das eine, aber die Emotionen sind das, was immer bleibt." (sda)

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