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Spengler Cup

NHL-Zuspruch, aber gefährdet?

In der Szene sind die bekannten Befürworter des Spengler Cups in Überzahl, auf politischer Ebene hingegen droht nach 91 Ausgaben der Sudden Death.
Die optimale mediale Abdeckung ist für den Spengler Cup überlebenswichtig
Bild: KEYSTONE/SPENGLER CUP/GIAN EHRENZELLER

Der Spengler Cup ist kein Relikt, sondern eine Institution. Für die legendäre Hockey-Festwoche in Davos wurden schon unzählige Synonyme entworfen. Die über 91-jährige Turniergeschichte beinhaltet alle Facetten des Spiels auf der gefrorenen Unterlage. Situationsbedingt passte das lokale OK den Modus an, aber die eigentliche Zauberformel veränderte sich nie: Die älteste Klub-Exhibition der Welt generiert nach wie vor ein hohes Interesse.

Zu ihren Gunsten sind die Macher früh Kooperationen mit den beiden einflussreichsten Eishockey-Grossmächten eingegangen: Seit 1984 figuriert das Team Canada ununterbrochen auf der Gästeliste, die russischen Exponenten debütierten vor einem halben Jahrhundert in Davos. Die Verankerung in zwei der wichtigsten Märkte ist fundamental. In der Olympiasieger-Nation ist die sechstägige Veranstaltung im Bündnerland ein Begriff; das Spengler-Cup-Kader veröffentlicht "Hockey Canada" auf der eigenen Homepage als Headline des Tages, die Spiele der Auswahl werden in Nordamerika seit Jahren live übertragen.

Perfekte TV-Aufbereitung

Mark Streit, bis zu seinem Rücktritt mit elf NHL-Saisons ein veritabler Übersee-Saurier, kennt die kanadischen Verhältnisse wie kaum ein anderer Schweizer: "Die Leute schauen sich die Partien neben der Junioren-WM gerne an. Spieler wie Tavares, Spezza, Seguin oder Kane liebten es, hier dabei zu sein." Der 40-Jährige betont gegenüber der Nachrichtenagentur sda den Stellenwert des Events: "Der Spengler Cup ist wichtig für die ganze Hockey-Schweiz, und man kennt ihn weltweit."

Der Berner Stanley-Cup-Sieger verfolgt das Sport-Happening seit früher Kindheit: "Bei uns gehörte es zur Tradition, nach den Weihnachtsfeiertagen den Spengler Cup zu schauen. Später als Spieler kam ich in den Genuss eines sensationellen Hockey-Fests." Noch heute schätze er die Ambiance, die erstklassige Show: "Es wird beste Unterhaltung geboten."

Auch andere massgebliche Repräsentanten nehmen den letzten Termin im Rink vor dem Jahreswechsel ähnlich positiv wahr. Raphael Diaz, beim Spengler-Cup-Comeback des Nationalteams nach 38 Jahren Captain und eine zentrale Figur an den kommenden Winterspielen in Südkorea, spricht von einem "Riesen-Volksfest".

Aufbereitet wird das Spektakel seit 1960 vom gleichen Broadcaster - die Crew des Schweizer Fernsehens hat die Entwicklung zum sportgesellschaftlich relevanten Rendez-vous wesentlich mitgestaltet. "Für uns ist der Spengler Cup nicht mehr wegzudenken", sagt Roland Mägerle, der Chef der SRF-Sportabteilung. Im vorletzten Oktober bekräftigte die TV-Leitung ihre Haltung und verlängerte den Vertrag um fünf Jahre.

Für Mägerles Team bietet die Plattform eine Menge und mehr als nur viel offenes Eis. Der Zugang zu den Hauptdarstellern ist weniger kompliziert als im Alltag. In Davos gehen auch Kabinentüren auf, Spieler und Trainer gewähren unübliche Einblicke. Die Quoten stimmen, das Startspiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Riga erreichte über 26 Prozent Marktanteil alleine auf SRF zwei. Mägerle kennt die Essenz: "Tradition, Spektakel, Faszination."

Das Horror-Szenario

Alles gut? Rosige Aussichten trotz internationaler Terminprobleme? Der HCD-Motor brummt, die Davoser Gruppe um den Verwaltungsratspräsidenten Gaudenz Domenig präsentierte einen Gesamtumsatz von über 26 Millionen Franken; die Spengler-Cup-Wertschöpfung ist nach wie vor wunschgemäss. Aber eine politische Bewegung, die ohne Puck und Stock Druck macht, könnte den Bergfrieden empfindlich stören und eine Lawine auslösen: das No-Billag-Komitee.

Sollte das Stimmvolk im März die Initiative zur radikalen Abschaffung der Fernsehgebühren annehmen, ist mit einem Zerfall der SRF-Zentrale zu rechnen. Was ein möglicher Kollaps des wichtigsten Partners für die Spengler-Cup-Zukunft zu bedeuten hätte, bringt der Ex-OK-Chef Fredi Pargätzi auf den Brennpunkt: "Für uns wäre das ein Desaster. Praktisch alle Sponsoren-Verträge hängen am TV-Deal."

Die erhebliche mediale Reichweite wäre mutmasslich schlagartig weg, der Spengler Cup würde in seiner heutigen Form wohl über Nacht vom Bildschirm verschwinden - mit entsprechenden finanziellen Folgen: "Ein negativer Entscheid würde uns vor wirtschaftlich existenzielle Probleme stellen", ist sich Pargätzi sicher. No Billag, no Spengler Cup? Vermutlich ja. (sda)

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