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Interview nach WM-Out

Nati-Captain Xhaka: «Auf mich kann keiner mit dem Finger zeigen, ich hätte zu wenig gemacht»

Granit Xhaka befindet sich bereits wieder im Liga-Alltag. Doch das bittere WM-Out macht ihm lange zu schaffen. Der Nati-Captain äussert sich auch um die Debatte um seine Person und die seines Vaters.

Granit Xhaka äussert sich zur Achtelfinal-Klatsche gegen Portugal und nimmt Coach Murat Yakin in Schutz.
Bild: Keystone

Erst vor wenigen Tagen ging die äusserst umstrittene Fussball-WM in Katar zu Ende. Auch das Abschneiden der Schweizer Nati sorgte für Gesprächsstoff. Zwar verbuchte die Equipe von Murat Yakin mit der Achtelfinal-Qualifikation einen Achtungserfolg, doch das desaströse 1:6 gegen Portugal blieb als letzter Eindruck haften. Rund drei Wochen nach dem denkwürdigen Abend im Lusail-Stadium äussert sich nun erstmals Nati-Captain Granit Xhaka ausführlich zum Turnier im Wüstenstaat.

«Ich brauchte mehrere Tage, um dieses Resultat zu verarbeiten. Es war ein ganz komisches Spiel. Nur schon die massive Differenz bei der Laufleistung fällt auf. Die Portugiesen liefen zehn Kilometer mehr», so der 30-jährige Mittelfeldspieler gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Xhaka nimmt Yakin in Schutz

Nach der Klatsche entflammten Diskussionen rund um die taktische Ausrichtung des Teams. Aufgrund des erkältungsbedingten Ausfalls von Aussenverteidiger Silvan Widmer musste Nati-Coach Yakin in der Abwehr umdisponieren. Die Hauptgründe für die klare Niederlage sieht der Arsenal-Mittelfeldspieler jedoch nicht in diesem Bereich.

«Das ist mir zu einfach. Die Laufbereitschaft hat nichts mit der Taktik zu tun.»

Die Portugiesen sind in diesem Spiel über zehn Kilometer mehr als die Schweizer gelaufen. Xhaka sei wie nie zuvor überzeugt gewesen, Ronaldo und Co. aufhalten zu können. Deshalb sei die Höhe der Niederlage nur schwer zu akzeptieren.

Gründe sieht der 111-fache Internationale auch bei der Frische der Spieler. Die Portugiesen, die sich bereits nach dem zweiten Spiel vorzeitig für die K.o.-Phase qualifiziert haben, konnten so nochmals Kräfte schonen. Und auch das Duell gegen Serbien habe «viel Kraft und Energie im mentalen Bereich» gekostet.

Hitzige Partie: Das Spiel gegen Serbien habe viel Energie gekostet, so Xhaka.
Bild: Keystone

Seitenhieb ans Schweizer Fernsehen

Im Nachgang des Achtelfinals äusserte sich unter anderem SRF-Kommentator Sascha Ruefer zur Rolle von Granit Xhaka. Er stellte zwar nicht die sportlichen Leistungen infrage, stiess aber eine öffentliche Debatte an, ob der 30-Jährige noch der richtige Spieler für das Captainamt sei.

«Mich stört, dass sie nicht professionell genug sind, im Zusammenhang mit mir über Fussball zu sprechen. Es geht plötzlich um andere Themen. Ich will ihnen eigentlich gar keine weitere Aufmerksamkeit schenken und ihre Aussagen kommentieren. Wenn sie aber das Gefühl haben, dass ich nicht der richtige Captain sei, kümmert mich das nicht weiter», so Xhaka im Gespräch mit Keystone-SDA.

Er sei nicht als Captain auf die Welt gekommen, doch das Amt sei nicht Ergebnis von lediglich einer guten Partie, sondern «jahrelanger harter und ehrlicher Arbeit.» Er sei sehr stolz auf den bisher eingeschlagenen Weg. «Auf mich kann weder in der Schweiz noch im Ausland einer mit dem Finger zeigen, ich hätte zu wenig gemacht.» Einen Seitenhieb in Richtung Schweizer Fernsehen konnte sich der Mittelfeldakteur dann doch nicht verkneifen. Die Experten sollen sich darüber im klaren sein, dass im Fussball alles auf dem Platz, aber nichts im TV-Studio entschieden werde.

Vater Ragip redet sich im TV in Rage

Auch thematisiert wurde der Auftritt von seinem Vater Ragip im kosovarischen Fernsehen. Die Feministin Zana Avdiu bezeichnete der Griff in den Schritt von Granit Xhaka während des Gruppenspiels gegen Serbien als «sexuellen Übergriff» und verglich dessen Verhalten mit dem eines Strassenjungen. Daraufhin schaltete sich der Vater des Nati-Captains live per Telefon in die Sendung ein und redete sich in Rage.

«Die Geschichte wurde grösser dargestellt, als sie effektiv war. Vor vier, fünf Jahren hätte mich eine solche Entwicklung womöglich belastet. Jetzt versuche ich, alles ein bisschen einzuordnen», so Granit Xhaka gegenüber der Nachrichtenagentur. Mit seinem Vater habe er sich nicht über dieses Thema unterhalten, meinte er abschliessend zu diesem Thema.

Xhaka war nach den Kurzferien bereits wieder mit dem FC Arsenal im Einsatz.
Bild: Keystone

Der nächste Zusammenzug der Nationalmannschaft findet in diesem Frühling statt. Am 25. März bestreitet die Schweiz das erste Spiel der EM-Qualifikation gegen Weissrussland. In der Zwischenzeit will Granit Xhaka weiterhin die Spitzenposition mit seinem FC Arsenal in der Premier League festigen. Am vergangenen Montag kam seine Equipe nach der WM-Pause bereits gut in die Gänge, konnte West Ham mit 3:1 bezwingen.

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