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Giro d'Italia

Mauro Schmid will wieder verblüffen

Mit m seineEtappensieg am Giro verblüfft Mauro Schmid vor einem Jahr als Neoprofi die Radsport-Welt. Am Freitag startet er zu seiner zweiten Grand Tour - mit neuem Team und ungebrochenen Ambitionen.
Bild: KEYSTONE/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Am 19. Mai 2021 geht am Schweizer Radsport-Himmel ein neuer Stern auf. Mauro Schmid gewinnt aus einer Ausreissergruppe heraus die teils über Schotterwege führende 11. Etappe des Giro d'Italia. Dem damals 21-Jährigen aus Sünikon im Zürcher Unterland gelingt in der Toskana der grosse Coup - und dies in seiner ersten Saison als Profi und bei seiner ersten Teilnahme an einer dreiwöchigen Rundfahrt.

Zusammen mit Marc Hirschi, Stefan Bissegger und Gino Mäder gehört Schmid zur jungen Schweizer Rad-Generation, die in diesem noch jungen Jahrzehnt schon mächtig für Furore gesorgt hat.

Neues Team, neue Philosophie

Schmids Leistungen beeindruckten auch die Konkurrenz. Nachdem sich sein südafrikanisches Team Qhubeka Assos per Ende 2021 aus finanziellen Gründen zurückziehen musste, wechselte der junge Schweizer auf diese Saison hin mit einem Zweijahresvertrag zu Quick-Step Alpha Vinyl. Die belgische Erfolgsequipe ist seit vielen Jahren das Mass aller Dinge im Männer-Radsport. Im letzten Jahr resultierten 65 Saisonsiege, alleine 25 davon gelangen in der World Tour.

Die in blau-weiss gekleidete Mannschaft hat sich in den letzten Jahren als "Wolf Pack" (Wolfsrudel) einen Namen gemacht, in der jeder für jeden einsteht und das Kollektiv wichtiger ist als der Einzelne. Zu Schmids Teamkollegen bei Quick-Step gehören unter anderen der zweifache Weltmeister Julian Alaphilippe, Sprintstar Mark Cavendish oder Supertalent Remco Evenepoel, am vorletzten Sonntag Sieger bei Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Als sich Schmid mit all den Weltstars ins erste Trainingslager begab, wusste er nicht so recht, was ihn erwartet. Sein erster Eindruck war jedoch durchwegs positiv. "Ich bin sehr gut aufgenommen worden, wir haben eine super Stimmung im Team und sind motiviert, füreinander zu fahren. Alle stehen hinter dieser Philosophie. Das ist sicher ein wichtiger Teil des Erfolgs", begründet er die starken Auftritte seines Teams.

Einen grossen Schritt gemacht

Die offene Team-Hierarchie bedeutet, dass sich auch die Topstars in den Dienst der anderen stellen. So bekommen auch Fahrer wie Mauro Schmid in der hochkarätig besetzten Equipe bei passender Gelegenheit die nötigen Freiheiten, um ein Top-Ergebnis einzufahren.

Solche Chancen hat Schmid in dieser Saison schon mehrfach genutzt. Im Februar beendete er eine Etappe der Oman-Rundfahrt im 2. Rang. Und bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali gewann er Ende März sogar die erste von fünf Etappen. "Das hat mir gezeigt, dass der Giro-Sieg kein Einzelfall war, sondern dass ich auf einem guten Weg bin, auch in anderen Rennen gute Resultate einzufahren." Er habe den Eindruck, dass er "einen grossen Schritt in die richtige Richtung" gemacht habe, vor allem wenn es darum geht, "im Finale meine Stärken auszuspielen".

Schmid selbst bezeichnet sich als "guten Allrounder". Zu Juniorenzeiten überzeugte er auch im Radquer, im letzten Sommer war er an den Olympischen Spielen in Tokio Teil des Schweizer Bahnvierers. Nun geht es für den Zürcher darum herauszufinden, "wo meine Stärken liegen", um sich dann zu spezialisieren und weiter zu entwickeln. Mit 22 ist er noch sehr jung und sein Körper noch nicht ausgereift.

Im Sprint für Cavendish

Für die Strapazen während der dreiwöchigen Italien-Rundfahrt, die am Freitag in Budapest lanciert wird, sieht er sich gerüstet, auch wenn ihm kürzlich eine Grippe zu schaffen machte. Deshalb musste er Anfang April zehn Tage mit dem Training aussetzen. Dass es in der letzten Woche mit zwei Top-10-Resultaten an der Tour de Romandie schon wieder so gut gelaufen ist, hat ihn "positiv überrascht".

Auch am diesjährigen Giro rechnet er sich wieder einiges aus. Der Fokus des Teams liegt jedoch klar auf den Sprints. "Unser Hauptziel ist es, möglichst viele Etappen zu gewinnen. Mark Cavendish ist unser starke Mann für die Sprints. Der Fokus in den Flachetappen liegt auf ihm. In den anderen Etappen sind die Freiheiten aber ziemlich gross."

Ein spezielles Teilstück hat sich Schmid nicht herausgepickt, es gebe aber "sicher zwei, drei Etappen, die mir vom Profil her liegen. Ich werde versuchen, ein oder zwei Mal in einer Spitzengruppe vertreten zu sein. Aber sicher nur, wenn reale Chancen bestehen, im Finale dabei zu sein. Ich bin nicht daran interessiert, einfach Fernseh-Minuten abzuspulen", gibt sich der letztjährige Etappensieger selbstbewusst.

Erwischt er die richtige Gruppe, ist Mauro Schmid ein neuerlicher Coup wie im Vorjahr durchaus zuzutrauen. Schliesslich hat er seine beiden Profisiege auf italienischen Strassen eingefahren. (sda)

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