Britschgi, der im bayerischen Oberstdorf trainiert, hatte im Vorfeld seines Auftritts viel über den mentalen Aspekt gesprochen, dessen Wichtigkeit betont. Nun zeigte er bei seiner grössten Baustelle, dem dreifachen Lutz, "wieder mentale Schwäche". So stützte er nach einem "Step Out" mit der Hand auf dem Eis ab, was ihn drei bis vier Punkte kostete. "Eigentlich wäre es das einfachste Element", sagte Britschgi. Dennoch unterlaufen ihm bei diesem Sprung an Wettkämpfen immer wieder Fehler. "Das ist ein Punkt, den ich hinsichtlich der WM auf jeden Fall überarbeiten muss."
Punkte liegen liess er auch bei der Kombination. Weil die Landung nach dem Vierfach-Toeloop "nicht ideal" war, hängte er bloss einen doppelten statt einen dreifachen Toeloop an. Nichtsdestotrotz stufte er die Leistung als "im Grossen und Ganzen relativ solid" ein. Die angestrebte persönliche Bestleistung verpasste er um 3,18 Punkte. Der im 25. Rang klassierte Tscheche Michal Brezina kam auf 75,19 Punkte.
Britschgi startete erstmals an Olympischen Spielen: "Von der Nervosität her war es kein grosser Unterschied zu anderen Wettkämpfen." Einerseits war er in seinem eigenen Film, andererseits versuchte er, jeden Moment mitzunehmen. "Nach dem letzten Sprungelement konnte ich es geniessen", so Britschgi. Auf die Kür vom Donnerstag freut er sich mega. "Ich habe nichts zu verlieren."
Gewonnen wurde das Kurzprogramm vom dreifachen amerikanischen Weltmeister Nathan Chen, der mit 113,97 Punkten einen Weltrekord aufstellte. Lediglich den 8. Zwischenrang belegt Yuzuru Hanyu (95,15) nach einem Nuller beim Salchow, der vierfach geplant war. Der Japaner braucht nun ein kleines Wunder, um zum dritten Mal in Folge Olympiasieger zu werden. Der Schwede Gilles Grafström hatte 1920, 1924 und 1928 das "Triple" geschafft.
Chens Landsmann Vincent Zhou musste nach einem positiven Corona-Test auf den Start verzichten. Der WM-Dritte im Einzel von 2019 hatte am Montag mit den USA Silber im Team-Wettbewerb geholt. (sda)