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Leichtathletik, Hallen-WM, Simon Ehammer

Simon Ehammer hat mit den Grossanlässen auf Stufe Elite noch eine Rechnung offen. Am Wochenende an der Hallen-WM in Belgrad will der 22-jährige Mehrkämpfer diese begleichen.

Der Appenzeller fühlt sich in Topform. Er kam beschwerdefrei durch den Aufbau, trainierte das volle Programm und hievte Ende Januar den Schweizer Hallenrekord im Siebenkampf auf 6285 Punkte. Im gleichen Wettkampf riss er mit 8,26 m auch den Schweizer Indoor-Rekord im Weitsprung an sich.

In Belgrad will er nun noch einen drauf legen. Denn bei seinem Rekord in Frankreich gelangen ihm einzig der Weitsprung und der Hürdensprint herausragend. "Der Rest war solid", sagt Ehammer. Der Ostschweizer hat also noch Luft nach oben, obwohl in einem Mehrkampf nie alle Disziplinen optimal gelingen. "Ich kann noch mehr", betont der Neo-Profisportler.

Addiert man Ehammers Bestleistungen, die er in einem Siebenkampf erbracht hat, wird das Potenzial sichtbar: 60 m 6,75, Weit 8,26, Kugel 15,31, Hoch 2,01, 60 m Hürden 7,74, Stab 5,03 und 1000 m 2:51 ergeben 6446 Zähler. Steigerungsmöglichkeiten ortet der U23- und U20-Europameister primär in den technischen Disziplinen, er ist ein Sprint-Typ. "Die Schnellkraft ist gelegt. Jetzt geht es darum, diese überall sauber einzusetzen."

In Belgrad ist in Abwesenheit von Weltrekordhalter Kevin Mayer (Probleme mit der Achillessehne) der Olympiasieger Damian Warner der Favorit. Sofern der Kanadier liefert, dürfte ein Trio um die restlichen Medaillen kämpfen: Ashley Moloney aus Australien, Garrett Scantling aus den USA und Ehammer.

Der Schweizer hätte einen Coup verdient, denn die Corona-Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die tollen Resultate im Sommer 2020 - mit 8231 Zählern fehlten dem damals 20-Jährigen bloss 13 Punkte zum Schweizer Rekord - zählten nicht für die Selektion für die Spiele in Tokio, weil die Qualifikationsperiode aus Gründen der Chancengleichheit ausgesetzt worden war.

Im vergangenen Winter machte sich Ehammer gleich zweimal mit einem Nuller im Stabhochsprung ein Top-Resultat zunichte. So vergab er in der sechsten Disziplin auch die Silbermedaille an der Hallen-EM in Torun. Die Hallen-Resultate hätten ihn wohl via World-Ranking nach Tokio gebracht. Nun aber stand er vergangenen Mai unter enormen Druck, denn er musste gleich die Limite von 8350 Punkten knacken, um sich doch noch für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

In Götzis riskierte er deshalb bereits im Weitsprung sehr viel (ein Sicherheitssprung hätte ihm nichts gebracht) und machte drei ungültige Versuche. Aus diesem Grund brach er das Unterfangen Tokio ab und liess die sich zwischenzeitlich bemerkbar machende Schambeinentzündung auskurieren.

"Die Sicherheit ist zurück", sagt Ehammer auf die Fehlversuche zur falschen Zeit angesprochen. "Ich spüre das bereits im Training. Und ich habe im Wettkampf nun bestätigt, dass ich wieder fehlerfrei durchkomme." Eine bessere Möglichkeit, um Selbstvertrauen zu tanken, gibt es nicht. (sda)

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