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Tour de France

Kein Vorbeikommen an Froome

Allen Zweifeln vor dem Start in Düsseldorf und den knappen Abständen bis zum vorletzten Tag in Marseille zum Trotz: An Chris Froome war auch in der 104. Ausgabe der Tour de France kein Vorbeikommen.
Chris Froome strahlt auf der Pariser Champs-Elysées mit seinem Sohn Kellan im Arm. Der Brite gewann zum vierten Mal nach 2013, 2015 und 2016 die Tour de France
Bild: KEYSTONE/AP/THIBAULT CAMUS

Im Rückblick spricht Froome von Glück, dass er in der Pyrenäen-Etappe mit der Bergankunft in Peyragudes nur 20 Sekunden auf die Konkurrenz eingebüsst habe: "Da habe ich wirklich gelitten. Doch es hätte viel schlimmer kommen können. An einem schlechten Tag in den Bergen verliert man normalerweise Minuten."

Diese Schwäche, es sollte seine einzige in den drei Wochen bleiben, sei darauf zurückzuführen gewesen, dass er sich während der Etappe schlecht ernährt habe. "Da war ich dann im roten Bereich, ich hatte nicht mehr genug Benzin im Tank", gab der 32-Jährige zu.

Ansonsten hatte Froome, nicht zuletzt dank der Unterstützung seiner omnipräsenten Helfer von Sky, dem eindeutig stärksten Team im Feld, die Rundfahrt und die Konkurrenz im Griff. Zwei brenzlige Situationen, die das Potenzial hatten, seinen vierten Tour-Triumph nach 2013, 2015 und 2016 zu gefährden, zeitigten letztlich keine Folgen.

Nicht in der 9. Etappe nach Chambéry, als Fabio Aru bei Froomes Defekt umgehend in den Angriff ging. Doch der Italiener, der vom Vorfall des Leaders nichts gesehen haben wollte, wurde von den Konkurrenten zurückgepfiffen.

So eng wie nie in den letzten Jahren

Und auch nicht am letzten Mittwoch in der ersten Alpen-Etappe nach Serre Chevalier. Allerdings bekundete der 1,86 m grosse, aber keine 70 kg schwere Froome dabei mehr Mühe, den Anschluss wiederzufinden.

Gerade als sich das ganze Team AG2R um Romain Bardet, seinem härtesten Konkurrenten in den vergangenen Wochen, in der Offensive befand, musste Froome wegen einem Hinterraddefekt einen ungeplanten Stopp einlegen. Fast eine Minute lag er danach im Hintertreffen, ohne die Hilfe von vier seiner Helfer hätte er wohl kaum mehr zu Bardet und Co. aufschliessen können.

Mit nur drei Bergankünften, verteilt auf je eine pro Woche, sowie zwei verhältnismässig kurzen Zeitfahren, wobei das zweite erst am vorletzten Tag auf dem Programm stand, wollten die Tour-Organisatoren die Spannung möglichst lange aufrechterhalten. Dies gelang ihnen, lag der 2016er-Dominator Froome doch bis zum Zeitfahren in Marseille um weniger als eine halbe Minute vor dem letztlich zweitklassierten Kolumbianer Rigoberto Uran und dem Dritten Bardet.

Aber Froome lag eben auch vom ersten Tag und dem 14 km langen Zeitfahren vor seinen härtesten Konkurrenten. Einzig Aru trug an zwei Tagen in den Pyrenäen das Maillot jaune mit einem minimen Vorsprung vor dem Briten.

Dass er ohne Saisonsieg und nicht wie bei seinen Triumphen zuvor als Dauphiné-Sieger zur Tour anreiste, war für Froome schon in Düsseldorf nicht der Rede wert gewesen: "Alles ist so, wie ich es brauche." Im wichtigsten Rennen des Jahres passte bei Froome wieder alles wie gewohnt zusammen.

2018 zum Fünften?

Nun, am Ende der Rundfahrt, war für den Briten auch nicht von Belang, dass er kein Teilstück gewinnen konnte. Aufgrund des Parcours habe man das Rennen immer als das angeschaut, was es sei, so Froome am Samstag in Marseille: "Es ist eine dreiwöchige Rundfahrt, da geht es nicht um einen Sieg in einer einzelnen Etappe."

Wichtiger ist ihm das grosse Ganze. Nächstes Jahr kann der in Kenia geborene Froome mit einem weiteren Triumph zu den Rekordsiegern Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain aufschliessen. Es sei bereits eine grosse Ehre, zusammen mit diesen fünfmaligen Tour-Siegern genannt zu werden, sagt Froome bescheiden.

Er gibt auch die Motivation zu, sich zu Merckx und Co. gesellen zu wollen: "Allerdings wird es Jahr für Jahr schwieriger. Dieser Tour-Sieg war mein bislang engster." (sda)

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