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Motorrad

Jeremy Seewer vor dem Heim-GP in Frauenfeld

Jeremy Seewer gehört in der Motocross-Szene zur Weltspitze. Für den 23-jährigen Bülacher steht am Sonntag mit dem WM-Heimrennen in Frauenfeld sein persönlicher Saison-Höhepunkt auf dem Programm.
Der Bülacher Jeremy Seewer - hier als Zweiter 2016 in Frauenfeld - peilt dieses Jahr den Tagessieg an
Bild: KEYSTONE/BENJAMIN MANSER

10'000 Arbeitsstunden, 480 Helfer, 6000 Kubikmeter Material - das sind die eindrücklichen Zahlen zum MXGP Switzerland, der am Sonntag in Frauenfeld stattfindet. Nach 15 Jahren Unterbruch kehrte der WM-Tross letztes Jahr in den Kanton Thurgau zurück und sorgte mit 35'000 Zuschauern für ein wahres Motocross-Fest. Zum Entzücken der Fans fuhr damals ein Einheimischer um den Sieg mit. Jeremy Seewer beendete beide Rennläufe in Frauenfeld jeweils im 2. Rang.

Ein Jahr später ist Seewer die Vorfreude auf Frauenfeld deutlich anzusehen. Stolz präsentiert er den eigens für dieses Rennen produzierten roten Rennhelm mit goldenem Zifferblatt. "Der wurde vorhin gerade geliefert", strahlt der Suzuki-Fahrer. Auch sein Renntrikot, sonst in grellem Neongelb, wird in Frauenfeld rot sein - mit seiner Rückennummer 91 in Gold. Warum er die Nummer 91 trägt? "Das hat sich so ergeben. Einer meiner Sponsoren hat diese Nummer im Firmennamen, mein guter Kollege, der Klotener Eishockeyspieler Denis Hollenstein, trägt ebenfalls die Nummer 91 und dessen Bruder Marc ist 1991 geboren. Das ergibt wohl die 91er-Gang", schmunzelt Seewer.

Siege auch ohne bestes Material möglich

Jeremy Seewer, dessen Vater René 1994 und 1995 Schweizer Meister im Quad wurde, kurvte erstmals mit sieben Jahren im Garten seines Elternhauses in Bülach auf einem Motocross-Töff herum. Seine erste komplette MX2-Saison bestritt Seewer 2014. Im selben Jahr schloss er seine Lehre als Polymechaniker ab. Seitdem ging es mit seiner sportlichen Karriere steil bergauf, vom WM-Neunten zum WM-Zweiten im Vorjahr.

Die asphaltierten Rennstrecken dieser Welt haben ihn nie interessiert. "Es ist zwar auch Rennsport, aber auf Strassenmaschinen hängt vieles vom Material und vom Geld ab. Im Motocross macht der Fahrer 80 Prozent aus. Man kann auch Rennen gewinnen, ohne über das beste Material zu verfügen. Und das ist das Schöne am Motocross."

Viele Leute würden meinen, ein Fahrer müsste sich einfach auf den Töff setzen und den Motor die Hauptarbeit machen lassen. "Dem ist nicht so. Ich trainiere im Sommer dreimal pro Woche auf dem Motorrad, viermal im Winter, wenn keine Rennen stattfinden. Dazu kommen Jogging-Einheiten, Radfahren und Schwimmen. Ein Rennen dauert rund 35 Minuten und in dieser Zeit liegt mein durchschnittlicher Puls bei 190. Das ist schon am oberen Limit", beschreibt Seewer seinen Trainingsaufwand.

Dank dem hartem Training und einer stattlichen Anzahl Sponsoren kann Seewer inzwischen von seinem Sport leben. Die meiste Zeit des Jahres wohnt er in Lommel, dem belgischen Motocross-Mekka unweit der niederländischen Grenze. "Die meisten Fahrer leben dort. Mein Team mit den Mechanikern ist in Belgien stationiert," erzählt Seewer. "In der näheren Umgebung gibt es rund fünfzehn verschiedene Motocross-Strecken. In der Schweiz dagegen habe ich keine optimalen Trainingsmöglichkeiten."

Bald Trainingsstrecke vor der Haustür?

Im Gegensatz zu zahlreichen Strecken im Ausland, die ganzjährig bestehen, muss die Strecke in Frauenfeld jedes Jahr neu aufgebaut werden. Die Helfer brauchen einen Monat, um mit Bulldozern, Baggern und mit Handarbeit eine WM-taugliche Strecke hinzustellen. Dabei müssen Schanzen und Absprünge vom Winkel her passen - keine Arbeit für Motocross-Laien. Nach dem Grand Prix braucht es wieder einen Monat, um die Strecke abzubauen. "Das kostet uns jeweils 400'000 Franken", rechnet OK-Präsident Willy Läderach vor, dessen Team ohne Hilfe von Zivilschutz oder Militär die ganze Anlage samt Tribünen selber aufstellt.

Auch nächstes Jahr macht die Motocross-WM am 18./19. August wieder Station in Frauenfeld, so lautet der Vertrag mit MXGP-Vermarkter Youthstream. Dann, so hofft Läderach, werden sie die Strecke stehen lassen können, um einen Anschlussvertrag zu erhalten. Entsprechende Gespräche mit dem Kanton sind geplant. (sda)

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