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Basketball

Ime Udoka wird wohl neuer Trainer der Brooklyn Nets – und offenbart die Prinzipienlosigkeit der NBA

Wegen einer unerlaubten Beziehung mit einer Mitarbeiterin wurde Ime Udoka von den Boston Celtics für ein Jahr suspendiert. Doch nur zwei Monate später könnte er zurück im Geschäft sein – passenderweise in einem Team, das selbst nicht mehr zur Ruhe kommt.

Ime Udoka, hier im Celtics-Dress zu sehen, übernimmt wohl bald die Brooklyn Nets.
Bild: Keystone

Werte und Ideale vertragen sich schlecht mit dem auf Profit getrimmten Profisport. Da ist der durchkommerzialisierte US-Sport keine Ausnahme – im Gegenteil. Umso überraschender dürfte im September die Prinzipientreue der Boston Celtics dahergekommen sein: Die NBA-Traditionsfranchise suspendierte ihren Erfolgscoach Ime Udoka, der das Team in der Vorsaison bis in die Finals geführt hatte, kurzerhand für ein Jahr, nachdem publik geworden war, dass der 45-Jährige eine einvernehmliche Beziehung mit einer Celtics-Mitarbeiterin führte.

Weil der Trainer damit gegen die internen Richtlinien verstossen hatte, schritt das Management um Brad Stevens entschlossen ein. Zur Überraschung der Fans, allem Erfolg zum Trotz. Erst später geriet an die Öffentlichkeit, dass Udoka der Mitarbeiterin gegenüber zudem verbal übergriffig gewesen sein soll.

Celtics-Manager Brad Stevens (links) und Eigentümer Wyc Grousbeck bei der Verkündung der Suspendierung von Ime Udoka am 23. September.
Bild: Keystone

Das beherzte Eintreten für den Wertekanon der Franchise ist nun – nicht einmal zwei Monate sind seither vergangen – aber bereits einer kühlen Realpolitik gewichen. Die Anzeichen verdichten sich, dass Ime Udoka in Kürze als neuer Headcoach der Brooklyn Nets, als Nachfolger des kürzlich entlassenen Steve Nash, angeheuert wird. In sportlicher Hinsicht mag die Akquisition Sinn ergeben, zumal Udokas Eignung gemeinhin unumstritten und er mit den Nets durch seine einjährige Tätigkeit als Assistenztrainer – unter Nash wohlgemerkt – vertraut ist.

Doch dass die Celtics ihrem suspendierten Coach offenbar ohne Auflagen eine Wechselfreigabe zu erteilen gedenken, lässt die Suspendierung, die eigentlich die gesamte Saison hätte wirksam sein sollen, zur Farce, zum scheinheiligen Papiertiger verkommen. Das Team zieht es dem Augenschein nach vor, den fehlbaren Übungsleiter lieber jetzt als gleich von seiner Gehaltsliste zu streichen. Ihre interne Charta führen sie in jedem Fall ad absurdum.

Brooklyn Nets in Turbulenzen

Den Nets wiederum ist gegenwärtig ein reservierter Logenplatz in den Negativschlagzeilen sicher. Im Sommer knüpfte Superstar Kevin Durant seinen Verbleib in Brooklyn zeitweise an eine Entlassung von Steve Nash. Unlängst warb Kyrie Irving, der abseits des Basketball-Courts schon seit längerer Zeit auf Ab- und Irrwegen zu wandeln scheint, via Social Media für den antisemitischen Dokumentarfilm «Hebrews to Negroes: Wake Up Blake America». Die Nets suspendierten ihren Aufbauspieler daraufhin für mindestens fünf Partien. Irving sei derzeit ungeeignet, mit den Nets in Verbindung gebracht zu werden, hiess es in der einschlägigen Mitteilung des Teams.

Zumindest hat sich Irving inzwischen zu einer Entschuldigung bewegen können: Er übernehme für sein Handeln die volle Verantwortung, schrieb der 30-Jährige am Freitag auf Instagram. «Ich habe eine Dokumentation gepostet, die einige falsche, antisemitische Aussagen enthält.» Er bat alle jüdischen Familien und Gemeinschaften, «die sich von meinem Post verletzt und angegriffen fühlen», um Verzeihung. Seinen millionenschweren Sponsorenvertrag mit dem Sportartikelhersteller «Nike» ist der in Australien geborene Point Guard dennoch los.

Kyrie Irving  ist vorerst suspendiert.
Bild: Keystone

Dass die Verpflichtung von Ime Udoka nun zur dringend benötigten Ruhe in der in Turbulenzen geratenen Brooklyn Nets beiträgt, darf füglich bezweifelt werden. Aber vielleicht bringt er die hochdekorierte Mannschaft, die bloss drei ihrer ersten neun Saisonpartien gewonnen hat, wieder sportlich auf Kurs. The show must go on.

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