notifications
Langlauf-Weltcupstart

Grosse Lücke, leise Hoffnungen: Der Schweizer Langlauf macht sich auf in die neue Ära  

Am Freitag startete das Schweizer Langlaufteam in Ruka zur Weltcupsaison, die im Februar mit der WM in Planica ihren Höhepunkt erleben wird. Was darf man im Jahr eins nach Dario Colognas Rücktritt erwarten? Die Sportart hat national wohl einen schwereren Stand als auch schon. Im Sommer gab es einige Verschiebungen im Trainer-Staff - nicht immer verliefen diese reibungslos. 

Guri Knotten ist neue Nordisch-Direktorin von Swiss Ski. Vor acht Jahren war sie für grosse Schweizer Erfolge verantwortlich.
Bild: Bild: Yanik Buerkli/KEY

Es war ein durchzogener Weltcup-Start, den das Schweizer Langlaufteam am Freitag im finnischen Ruka in den Klassisch-Sprints gezeigt hat. Zwar überzeugten Nadine Fähndrich und Valerio Grond in den Qualifikationsläufen, beide schieden danach aber in der ersten K.o.-Runde aus. Ein wenig dürften die Resultate Vorbote einer schwierigen Saison sein, die den Schweizern im Jahr eins nach Dario Colognas Abgang bevorsteht. Wobei: Ein bisschen dabei sein wird Zugpferd Cologna ja noch. Als SRF-Experte, unter anderem beim Weltcup in Davos (17./18. Dezember) und über Neujahr im Münstertal zum Tour-de-Ski-Start.

Geändert hat sich im Schweizer Langlauf vieles, nicht nur aufgrund der Abgänge von Cologna, Laurien van der Graaff und Jovian Hediger. Disziplinenchef Christian Flury gab im Frühjahr seinen Abgang bekannt. Offenbar, so schrieb damals die «NZZ», waren Divergenzen zwischen ihm und Ski-Nordisch-Direktor Hippolyt Kempf der Auslöser. Doch auch Kempf, einstiger Ski-Nordisch-Olympiasieger und Tempomacher innerhalb des Verbandes, zog sich im Sommer zurück in Richtung Bundesamt für Sport. Sein Führungsstil und seine angeschlagene Pace soll ihm zum Verhängnis geworden sein.

Guri Knotten soll die Lücke schliessen als Nordisch-Direktorin. Sie, die 2014 als Trainerin und Mentorin Colognas (damals noch als Guri Hetland) viel Anteil an dessen Olympia-Medaillen hatte - und damals als Trainerin des Jahres gekürt wurde. Als Disziplinenchef übernimmt Lars Brönnimann, der 38-jährige Sportwissenschaftler, der im FIS-Marketing als Projektleiter Langlauf und später als Talentschul-Koordinator in Chur arbeitete.

Neues Team, leise Hoffnungen

Die neue Führung will sich Zeit nehmen, das Langlaufteam in die neue Ära zu führen. Ein Fokus liege darin, Synergien zwischen Langlauf und Biathlon zu nutzen und die Nachwuchsarbeit zu stärken, so Knotten. Die grossen Würfe im Weltcup kündigt man bei Swiss Ski bewusst nicht an – die öffentlichen Erwartungen werden gedämpft, oder verschoben: «Es wäre unfair, das Trainerteam schon in dieser Saison an den Leistungen der Athletinnen und Athleten zu messen», sagt Knotten. Dennoch will man auf den Saisonhöhepunkt hin, der WM Ende Februar in Planica, bereit sein.

Teamleaderin Nadine Fähndrich nach dem Sprintrennen am Freitag in Ruka. 
Bild: Bild: Kimmo Brandt / EPA

Dabei ist es nicht so, dass die Schweizer nun keine potenziellen Podestläuferinnen und -läufer mehr hätten. Nadine Fähndrich wird als Teamleaderin eine davon sein. Besonders im Sprint war sie zuletzt immer zu den besten der Welt zu zählen, der Fokus bleibe darauf, sagt sie. Wobei sie von sich selber auch Fortschritte in Distanzrennen erwartet und von verbesserter klassischer Technik spricht. Im Frauenteam liegen die Hoffnungen auch auf der 21-jährigen Zürcherin Anja Weber (U23-Weltmeisterin über 10 km) und auf der ebenfalls 21-jährigen Engadinerin Nadja Kälin.

Im Männerteam überzeugten im vergangenen Winter vor allem die Sprinter um den Davoser Valerio Grond und den Obwaldner Janik Riebli. Für das Distanzteam mit dem Bündner Routinier Jonas Baumann, Jason Rüesch, Roman Furger, Cyril Fähndrich oder Beda Klee wären hingegen Topten-Plätze schon Erfolge - wobei dieses Ansinnen in der kommenden Saison von einer Sache begünstigt wird: Die Russen sind aufgrund des Ukraine-Kriegs gesperrt. Auch deshalb hofft das Schweizer Distanzteam auf mögliche Überraschungen in der Staffel – auch ohne Cologna.

Valerio Grond: Im Sprint ist der Bündner für Finalplätze gut.
Bild: Bild: Kimmo Brandt / EPA

Distanzen und Punkte: Einige Neuerungen im Weltcup
Auf diese Saison hat die FIS die Distanzen von Frauen- und Männerrennen angepasst: Neu wird neben den Sprints über 10km, 20km und 50km angetreten, im Skiathlon über zweimal 10km. Die Änderung bedeutet, dass Männer in der Tendenz kürzere Distanzrennen laufen (10 statt 15 km), die Frauen längere (aus 30km wird 50km). Kritik gab es zuweilen, weil Männer mit Sprintfähigkeiten Vorteile haben dürften.
Das lange angekündigte gänzliche Fluorwachsverbot hingegen ist ein weiteres Mal verschoben worden. Noch sind Testinstrumente noch zuwenig ausgereift, um verbotene Fluorwachse solide nachweisen zu können.
Eine weitere Änderung betrifft die Zählart der Weltcuppunkte. Neu erhalten die ersten 50 Läufer und Läuferinnen Punkte, zuvor waren es die ersten 30 gewesen. Zudem sind die Punkteabstände zwischen den Rängen kleiner, womit für mehr Spannung im Rennen um den Gesamtsieg zu rechnen ist.
Nach dem Rücktritt von Therese Johaug ist das Rennen bei den Frauen offener als zuletzt. Bei den Männern heisst der Favorit Johannes Klaebo - der im Sprint in Ruka bereits wieder triumphierte, obschon er an einer Gesässmuskelverletzung leide. (rst)

Es sei ein unruhiger Sommer gewesen, sagt Baumann. Aufgrund des erst im Sommer Form annehmenden Trainerteams. Für Unmut sorgte im Sommer eine Sache: Kein Einaste, zuvor Trainer der Schweizer Langläufer mit Fokus auf Cologna, wurde zum Biathlonteam abgezogen. Swiss Ski erhofft sich dort einen Schub in läuferischer Sicht. Doch im Langlauf-Männerteam aber war man vom Abgang überrumpelt.

Einaste war bekannt als «Schleifer», aber eben auch für seinen sehr motivierenden Einfluss aufs Team. Die Athleten kämpften darum, Einaste weiter im Langlaufteam zu halten. Die Kompromisslösung heisst: Der Este wird weiterhin Trainingspläne für die Langläufer schreiben.

Eine nächste Chance, diese umzusetzen und die leisen Hoffnungen lauter werden zu lassen, haben die Schweizerinnen und Schweizer am Samstag in den Rennen über 10 Kilometer.

Kommentare (0)