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Fussball, Super League

Nach einer enttäuschenden Vorrunde und dem Fall ans Tabellenende hat sich der FC Luzern gefangen und ist auf gutem Weg, in der Super League zu bleiben. Gründe für den Aufschwung gibt es einige.

Mario Frick sitzt am Sonntagabend auf dem Podium im Medienraum der Swissporarena in Luzern und lässt Revue passieren, was er als Trainer des FC Luzern in den letzten knapp zwei Stunden erlebt hat. In erster Linie ist das natürlich ein 1:0-Sieg gegen die Grasshoppers, der den FCL näher rücken lässt an einen Platz ausserhalb der Abstiegszone. Dementsprechend überrascht es nicht, nennt Frick den Erfolg als "eminent wichtig".

Ein paar Augenblicke später lässt er aber durchblicken, wie sehr ihn dieses Spiel mitgenommen hat. Er spricht von einem der anstrengendsten seiner Karriere überhaupt, und er sagt, die Räume, welche sein Team dem Gegner phasenweise zugestanden hätte, hätten ihn ein paar weitere Haare auf seinem Kopf gekostet.

Es ist ein Spruch, der im Medienraum für Schmunzeln sorgt. Der aber vor allem zeigt, dass mit dem Schlusspfiff ein grosser Druck von seinen Schultern abgefallen ist. Druck, der sich mit dieser sportlichen Ausgangslage automatisch ergibt, wenn eine Niederlage gleichbedeutend wäre mit elf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

Nun ist dieses Ufer für die Luzerner aber so nahe wie schon lange nicht mehr. In der Winterpause hatte der Abstand zu GC zwölf Zähler betragen, acht Meisterschaftspartien später sind es noch fünf, und es scheint keine verwegene Prognose, dass diese Differenz in den nächsten Wochen weiter schrumpfen und schliesslich ganz wettgemacht sein könnte.

Vertrauen in die Jugend

Doch was ist passiert auf der Luzerner Allmend, dass aus dem Abstiegskandidaten Nummer 1 innert anderthalb Monaten die Mannschaft gewachsen zu sein scheint und Leistungen zeigt, welche Experten aufgrund der spielerischen Qualität im Kader und dem Gewinn des Cup im vergangenen Mai bereits zu Beginn der Spielzeit erwartet hätten? Die augenscheinlichste Veränderung passierte an der Seitenlinie. Nach der Entlassung von Fabio Celestini im November und dem interimistischen Engagement von Nachwuchscoach Sandro Chieffo steht seit kurz vor Weihnachten Mario Frick in der Verantwortung. Seine Aufgabe habe vor allem darin bestanden, den Spielern Vertrauen zu geben, sagt der 47-Jährige. Dass im Kader der Innerschweizer schon länger viel Qualität vorhanden gewesen sei, stand für den Liechtensteiner nie zur Debatte.

Frick will sich nicht in den Vordergrund drängen, und so übernimmt das Loben der Präsident. Stefan Wolf sagt, bei der Suche nach einem neuen Trainer sei entscheidend gewesen, jemanden zu finden, der die Philosophie des Klubs mitträgt, sprich die Förderung von jungen Spielern kontinuierlich vorantreibt, egal, wie schwierig sich die sportliche Situation präsentiert.

"Mario setzt das bedingungslos um", so Wolf. Dass Frick sich nicht davor scheut, Nachwuchsspieler ins kalte Wasser der Super League zu werfen, zeigt sich am 18-jährigen Innenverteidiger Luca Jaquez, der zum Auftakt der Rückrunde gegen Basel zu seinem Debüt in der Super League kam, vor allem aber am 19-jährigen Ardon Jashari, der in derselben Partie seinen erst dritten Einsatz auf höchster Stufe leistete und seither im defensiven Mittelfeld immer durchgespielt hat.

Erfolgreiche neue Gesichter

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erzählt Wolf, dass vor der dritten Rückrundenpartie gegen Sion im Umfeld eine extreme Anspannung spürbar gewesen sei. Am Ende hatten die Luzerner zwar nicht berauschend gespielt, aber 1:0 und damit erstmals in der Liga unter Mario Frick gewonnen. "Da merkten die Leute: Es passiert etwas", sagt der 51-Jährige. "Mittlerweile ist die Anspannung in Zuversicht umgeschwenkt."

Eine Zuversicht, die auch darauf fusst, dass Sportchef Remo Meyer in der Winterpause das Kader geschickt verstärkt hat. Sechs der bisher acht Tore in der Rückrunde erzielten Spieler, die neu dazugekommen sind. Asumah Abubakar und Marko Kvasina, der nun allerdings ein paar Wochen verletzt ausfällt, sorgen im Sturm für mehr Durchschlagskraft, Denis Simani, der Trainer Frick aus Vaduz gefolgt ist, stabilisiert die Abwehr, und im Mittelfeld geniesst seit dem Spiel gegen Sion mit Samuele Campo einer das Vertrauen, der in der Vorrunde verletzungsbedingt nur eine untergeordnete Rolle spielen konnte.

"Mario hat den Konkurrenzkampf angestachelt, und jeder bekommt seine Chance", sagt Wolf, der nach zweieinhalb Jahren im Verwaltungsrat des FC St. Gallen mittlerweile seit 13 Monaten zurück in der Luzerner Heimat ist. Es sei nun ein ganz anderer Geist spürbar im Team, mehr Elan, mehr Drive. Wolf findet mehrere Wörter, um die neu gewonnene Zuversicht vor dem Duell am Samstag beim in diesem Jahr noch ungeschlagenen FC St. Gallen zu umschreiben. Aber er mahnt: "Das Wichtigste ist, dass wir in der Liga bleiben. Wir sind noch lange nicht über den Berg." Auch ihm ist zu Ohren gekommen, dass in der Super League noch kein Team den Ligaerhalt geschafft hat, das in der Vorrunde nur einmal gewinnen konnte. Das soll sich ändern. (sda)

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