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Ski alpin

Feuz gefällt die neue Piste nur oben

Beat Feuz und die für alle neue Abfahrt in Courchevel, das passt zumindest vom Namen her gar nicht. L'Éclipse, zu deutsch Finsternis, heisst die Piste im WM-Ort 2023.
Beat Feuz gefällt die Piste in Courchevel im oberen Teil auch wegen der Sprünge
Bild: KEYSTONE/AP/Marco Trovati

Denn finster und Feuz, das schliesst sich in diesen Tagen und Wochen aus. Das sieht man schon daran, wie geduldig und gelassen der 35-Jährige den Interview-Marathon nach dem Abschlusstraining für die Abfahrt vom Mittwoch absolviert. Feuz ist sichtlich mit sich im Reinen, nimmt sich für alle ausgiebig Zeit, um auch noch die letzten Fragen ausführlich beantworten zu können.

Kaum fertig damit, begibt sich der Olympiasieger sofort zu Aleksander Kilde, seinem grössten Konkurrenten um die Abfahrts-Kristallkugel, und begrüsst diesen mit einer Umarmung. Im Gegenzug erhält auch Feuz vom Norweger einige Schulterklopfer. Danach steht das Duo minutenlang nebeneinander, immer wieder Richtung Piste gestikulierend, und tauscht sich über die Éclipse aus.

Schwatz mit Kilde...

Die Bauarbeiten im Savoyer Wintersportort begannen vor zweieinhalb Jahren. Das durchschnittliche Gefälle an der 3,2 km langen Piste beträgt 30 Prozent. Die Organisatoren erhoffen sich dabei, dass die Strecke nach den Titelkämpfen im nächsten Februar nicht wieder in Finsternis versinkt, sondern im Weltcup zu einem Klassiker aufsteigen kann.

Feuz ist zumindest über den oberen Streckenteil voll des Lobes und spricht von einer "schönen Abfahrt mit Sprüngen, Wellen und Tempo". Weniger gnädig in seinem Urteil ist der Routinier mit dem unteren Abschnitt. Dieser komme einem "Gemurkse" gleich. Das sei aber durchaus okay, schliesslich sei es für alle gleich, so Feuz. "Auch Kilde wird sich da hinuntermurksen müssen."

Der Norweger gibt das auch gleich selber zu, indem er sagt, dass "vor allem unten die grosse Herausforderung sein wird, auf der Ideallinie zu bleiben". Kilde sprach nach der zweiten Trainingsfahrt, in welcher er als Vierter fast eine Sekunde schneller unterwegs war als "mein guter Freund Beat" (Kilde), davon, "dass der Mittwoch für uns beide ein cooler Tag wird". Egal wie dieser ausgehe, "wir beide hatten eine gute Saison und nun geniessen wir noch das Finale. Ein solcher Kampf ist nur gut für unseren Sport."

Genauso sieht es auch Feuz, der es dabei als "einfacher" empfindet, in der Rolle des Jägers zu sein. Mit der Gelassenheit eines Athleten, der sich bewusst ist, dass er - zumindest in der Abfahrt - alle grossen Ziele erreicht hat, fügt der Berner an: "Ich muss an nichts herumstudieren. Kilde steht mehr unter Zugzwang als ich. Ich bin nicht der, der diese Kugel unbedingt gewinnen muss. Ich habe davon schon vier zuhause. Ich bin in diesem Jahr auch Olympiasieger geworden, habe Kitzbühel gewonnen und bin Vater einer gesunden Tochter geworden. Es passt alles."

...und auch mit Odermatt

Nach dem Schwatz mit Kilde geht Feuz umgehend ein paar wenige Schritte weiter zu Marco Odermatt, der ein paar Minuten nach seiner Trainingsfahrt am Monitor steht, um einige Abschnittszeiten zu checken. Auch mit dem Nidwaldner, dessen Hatz nach dem Gesamtweltcup am letzten Sonntag von Erfolg gekrönt war, gibt es einen regen Austausch.

Odermatt ist danach nicht weniger gefragt für Interviews als sein zehn Jahre älterer Teamkollege. Doch der Überflieger der Saison ist in seinen Antworten durchs Band kürzer. Schliesslich hat er anstrengende Tage hinter sich, denn "die zwei Riesenslaloms in Kranjska Gora haben vor allem auch körperlich viel Energie gekostet". Danach galt es am Sonntag noch, die fast 1000 km von Slowenien nach Courchevel möglichst schnell zurückzulegen. Trotz Transfer mit dem Flugzeug dauerte die ganze Reise fast sechs Stunden.

Er spüre die Müdigkeit, so Odermatt, der sich deshalb umso mehr aufs Wochen- und Saisonende freut: "Dann werden meine Familie und Freunde hier sein. Das wird sicher eine kleine Feier geben." Auch werde der Sonntag - an welchem er die grosse Kristallkugel überreicht bekommen wird - "ein spezieller Tag für mich". Doch zunächst geht es für Odermatt bis am Donnerstag darum, "die Konzentration hoch zu halten, denn vor allem in der Abfahrt kann es vom Speed her doch gefährlich sein". (sda)

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