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Super League

Fehlt Zürich noch etwas, was YB schon hat?

Zürich - Young Boys 1:0. Es duellierten sich im Letzigrund zwei von vier Mannschaften, denen man nach bisherigen Erkenntnissen in dieser Saison etwas zutrauen kann. Vielleicht den Meistertitel.
Darius Scholtysik (Bild) vertrat Andre Breitenreiter an der Seitenlinie des FCZ gut
Bild: KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Endlich, endlich darf der neutrale Beobachter des Schweizer Fussballs festhalten, dass es auf einen Winter und einen Frühling zugeht, in dem nicht wie in älterer Vergangenheit der FC Basel und in jüngerer Vergangenheit die Young Boys allen davonziehen und die Frage nach dem Meister früh beantworten.

2021/22 könnte in der 2003 gegründeten Super League sogar die Meisterschaft werden, in der erstmals vier Mannschaften bis zuletzt oder bis fast zuletzt um den Titel mitreden. Der FC Basel ist Leader nach Verlustpunkten und nach eigenen Ansprüchen sowieso Meisterkandidat, der FC Zürich ist Leader nach Pluspunkten, der FC Lugano ist mit vier Siegen am Stück die Mannschaft der Stunde, und die Young Boys sollten von niemandem abgeschrieben werden. Welche seriösen Prognosen kann man für die verbleibenden 21 Runden stellen? Gar keine.

Zwei aus dem Quartett spielten am Sonntag auf dem Letzigrund gegeneinander. Der FC Zürich besiegte die Young Boys mit einem späten Tor des eingewechselten Wilfried Gnonto, als alles auf ein 0:0 hinauszulaufen schien und die Berner ihre Überlegenheit in der zweiten Halbzeit nicht in klare Chancen und schon gar nicht in Tore umzumünzen wussten.

Es geht auch ohne Breitenreiter

Aber das Spiel charakterisierte in typischer Weise den Saisonverlauf und die Verfassung der beiden Mannschaften. Hier die Zürcher, die unter Trainer André Breitenreiter ganz anders auftreten als in früheren Saisons und die immer an ihre Chance glauben. Am kalten Sonntagnachmittag im Letzigrund zeigten sie, dass es den Deutschen für einen Sieg nicht einmal an der Seitenlinie braucht. Breitenreiter, trotz dem Status eines Geimpften am Coronavirus erkrankt, musste sich vom Assistenten Darius Scholtysik vertreten lassen.

Das Ergebnis wäre unter Breitenreiter wohl nicht noch besser ausgefallen. Das letzte Beispiel, dass sie erst nach dem Schlusspfiff aufgeben, hatten die FCZler beim 3:3 daheim gegen Basel abgeliefert: mit dem Ausgleich durch Assan Ceesay in der 96. Minute. Danach folgten zwei jeweils in der ersten Halbzeit herausgespielte Auswärtssiege, bis die Zürcher gegen YB wieder kurz vor Schluss ihre praktisch einzige Chance nutzten.

André Breitenreiter wird aus seinem Kader bald noch weitere Trümpfe hervorholen können. Aiyegun Tosin war vor seiner Verletzungsmisere ein Pluspunkt gewesen. Jetzt wäre der junge Nigerianer wieder einsatzfähig. Aber Breitenreiter gibt ihm Zeit und führt ihn behutsam an lange und wichtige Einsätze heran.

Krise? Welche Krise?

Derweil haben die Young Boys aus den letzten drei, allesamt auswärts bestrittenen Meisterschaftsspielen nur einen Punkt geholt. So mager war die Ausbeute der Berner über drei Spiele am Stück zuletzt im April 2017 gewesen, in der letzten vom FC Basel dominierten Saison.

Aus den Auftritten der Berner in der Super League lässt sich über die Wochen ein Muster ablesen. In der ersten Halbzeit spielen sie flau, in der zweiten Halbzeit dominieren und drücken sie. Trotz der bisher drei Niederlagen wurden sie in keinem einzigen Spiel selber dominiert. So unwiderstehlich wie in der vorangegangenen Saisons waren sie in ihren ersten 13 Spielen freilich nicht.

Trainer David Wagner wird froh sein, wenn die namhaften verletzten Spieler Jean-Pierre Nsame, Christian Fassnacht, Fabian Lustenberger, Cédric Zesiger und Ali Camara wieder zurück sind. Auf den Rückrundenbeginn hin wird es für alle der Fall sein. Bis zur Winterpause spielen die Young Boys noch drei englische Wochen am Stück. In der Meisterschaft treten sie viermal nacheinander im Wankdorf an. (sda)

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